Reise nach Zentralfrankreich - Eberhardt TRAVEL
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Es gibt das Schwert des Ritters Roland 12 , scheinbar mühelos in den Stein hinein gesteckt, inmitten<br />
der Ketten von Gefangenen. Vieles sahen wir in der kurzen Zeit unseres Ganges nicht; solche Plätze<br />
lernt man nie vollständig kennen, es sei denn, man hält sich zu Studienzwecken länger hier auf.<br />
Wir treten heraus auf einen kleinen Vorplatz. Von hier aus kommt man zu dem „Haus Marien“, eine<br />
ehemalige Einsiedelei am Hang der Felswand, die im Jahre 1856 vollständig rekonstruiert wurde.<br />
Das Haus war geschlossen, diente heute sicher der Unterbringung wessen auch immer. Ich stellte mir<br />
vor, Novizen vor der Priesterweihe oder hohe Würdenträger auf der Wallfahrt.<br />
Ich habe einen hübschen Blick an dem runden Turm des hohen<br />
Bischofspalastes seitlich vorbei ins Tal des Alzou hinunter.<br />
Dieser Turm ist 39 m hoch. Er ist das Ergebnis einer<br />
Rekonstruktion aus den Jahren um 1868. Das Bauwerk war in die<br />
Jahre gekommen. Der Bischof wollte es als Zweitresidenz<br />
umbauen lassen. Es ist sicher dem Zeitgeist geschuldet, dass so<br />
etwas wie ein Operettenschloss herausgekommen ist. Der<br />
Bischofspalast ist seltsamerweise nie bewohnt worden und heute<br />
ein sakrales Museum mit Sammelstücken des ganzen<br />
Départements.<br />
Bald fanden wir einen Ausgang, die Porte Saint-Martial, von der<br />
ein Kreuzweg mit 13 Kehren und 14 Stationen hinauf zum<br />
Schloss führte. Ziemlich oben war der Felsen tief ausgehöhlt.<br />
Über das kunstgeschmiedete Geländer hinweg öffnete sich ein<br />
großer Hohlraum, der durch steinerne Säulen gestützt ist, leer,<br />
aber in Richtung der schon erwähnten Einsiedelei der richtige<br />
Rocamadour,<br />
Turm des Bischofspalastes<br />
© R. Bührend, Sommer 2006 Seite 80<br />
Ort. Hohe Bäume versperrten die Sicht ins Tal, doch mit jedem<br />
Meter Steigung versprach die Aussicht oben gewaltig zu werden.<br />
Und es war auch so. Wir hätten zwar für die Besteigung des Aussichtspunktes im Schloss noch<br />
einmal Eintritt zahlen müssen, aber die Zeit war abgelaufen- wir mussten zurück zum Bus ins Tal!<br />
Es gibt auf der Hochfläche die Bürgermeisterei und einen Fußpfad zum Kreuz von Jerusalem.<br />
Weiter kann man den Ort l’Hospitalet besuchen, und ich halte mir vor Augen, hier Ferien zu<br />
machen…<br />
Wir stellten uns zu einigen Wissenschaftlern, die gerade einen Bergsteiger zum professionellen<br />
Abstieg, mit Seil und allerhand Karabinern, an einer abschüssigen Außenmauer ausrüsteten.<br />
Möglich, dass eine Inspektion stattfand. Immerhin birgt der verwitternde Felsen die Gefahr des<br />
Steinschlages. Genau darunter befinden sich die Häuser des Ortes.<br />
Auf einem gewundenen Pfad marschierten wir im Eilschritt talwärts, der sich am Ende in eine<br />
Hetzjagd wandelte, in der beklemmenden Angst zu spät zu kommen. Genau am Parkplatz unseres<br />
Busses, an der Porte du Figuier, stießen wir zur <strong>Reise</strong>gruppe.<br />
Wir hatten für die ganze Besichtigung von Rocamadour sage und schreibe eine Stunde Zeit!<br />
XIV. Conques<br />
W<br />
ir fahren auf der Nationalstraße 140 <strong>nach</strong> Südosten durch das Département Lot, eine<br />
Landschaft, die an jeder Straßenbiegung schöner zu werden scheint, zumal sich ab und zu<br />
nun die Sonne durch die Wolken stiehlt. Bei dem Städtchen Gramat kreuzen wir den<br />
jungen Alzou, der hier schon fast zu einem bedeutungslosen Bach verkümmert ist. Hier in Gramat<br />
gibt es eine „Schule der französischen Gendarmerie für die Ausbildung von Hundeführern“. Überall<br />
stoßen wir auf Anzeigen und Werbeschilder für foies gras quercynoise, abgeleitet von der<br />
Landschaft Quercy, in der sich auch ein sehr großer Nationalpark befindet. Die Natur entfaltet sich<br />
12 Roland, in der Sage einer der 12 Paladine Karls des Großen; verteidigte <strong>nach</strong> dem Feldzug in Spanien die Nachhut<br />
gegen die Basken und fiel 778 bei Roncesvalles; geschichtlicher Markgraf Hruodlandus von der Bretagne. Rolands<br />
Taten besingen französische, spanische und italienische Gedichte, wie das Rolandslied; um 1100 im französischen<br />
„Chanson de Roland“ gefasst, dann mehrfach umgebildet, um 1170 vom Pfaffen Konrad in deutsche Reimpaare<br />
übertragen, wobei gleichzeitig der nationale durch einen christlichen Grundton abgelöst wurde.