Reise nach Zentralfrankreich - Eberhardt TRAVEL
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VI. St-Émilion<br />
P<br />
eter Großer hat seine Karte vor sich und lenkt Knuth, den Busfahrer, der sich überhaupt nicht<br />
auskennt.<br />
St-Émilion liegt an der Dordogne oben am Hang. Wir kurven unten im Tal und finden keine<br />
Zufahrt zu dem kleinen Städtchen. Nach mehreren Anläufen, weil der Bus nicht überall<br />
durchkommt, und engen Wendemanövern klappt es endlich.<br />
Alles ist mir noch frisch in Erinnerung. Wir machen uns sofort selbständig, hinterlassen aber den<br />
Rat, unbedingt die Monolithkirche zu besichtigen. Dort treffen wir uns natürlich alle wieder.<br />
Wir müssen noch eine halbe Stunde warten, bis eine Führung<br />
beginnt. Lust auf den Bergfried zu steigen, den Donjon der<br />
ehemaligen Burg, verspüren Martina und ich heute nicht. Es ist<br />
heiß, und wir haben Kaffeedurst. So verziehen wir uns bis zur<br />
verabredeten Treffzeit auf eine schattige Bank unterhalb des<br />
Donjons und essen ein mitgebrachtes Baguette und schlürfen den<br />
heißen Kaffee, den Martina im Hotel kocht und in der<br />
Thermosflasche in ihrer voll gestopften Tasche transportiert.<br />
So sitzen wir nun hier im Schatten, auf einem harten Stein<br />
zwar, aber an einem wunderbaren Ort. Die Augen<br />
schweifen hinunter in die Dordogne- Ebene, über die<br />
rotbraunen Dächer des Ortes, zur Felsenkirche, die<br />
gestaffelten, an den Hang geduckten Häuschen. Es herrscht<br />
hier die Stille des frühen Nachmittags mit seiner ruhigen<br />
Schläfrigkeit in der lastenden Hitze. Siesta. Die Bewohner<br />
meiden die Straße, die wenigen Touristen rasten bei einem<br />
Getränk unter den schattigen Freisitzen oder im Hof einer<br />
Wirtschaft unter Bäumen.<br />
Wir bummeln langsam zum Eingang in die Felsenkirche und freuen uns auf die Führung. Martina<br />
und ich erleben sie zum zweiten Mal. Ich schrieb darüber in meinem Bericht über die „Tour de<br />
France 2003“. Außer unserer Gruppe haben sich noch einige andere Besucher gemeldet. Alle<br />
drängen nun hinter der jungen Frau, möglicherweise eine Kunststudentin, die uns führt, ins dunkle,<br />
angenehm kühle Innere dieses einzigartigen unterirdischen Felsendomes, der in mehr als dreihundert<br />
Jahren aus dem Kalkstein von Mönchen herausgehauen wurde. Es soll noch andere Monolithkirchen<br />
in Frankreich geben, aber keine hat diese Ausmaße wie diese. Sie hat eine Länge von 38 m, eine<br />
Breite von 20 und eine Höhe von 11 Metern. Wenn man draußen davor steht, kann man sich die<br />
Abmessungen nicht vorstellen.<br />
In der Monolithkirche zu St-Émilion<br />
© R. Bührend, Sommer 2006 Seite 28<br />
Die Monolithkirche<br />
Es waren die Benediktinermönche, die am Ende des 8.<br />
Jahrhunderts dieses Werk begannen und etwas mehr als<br />
dreihundert Jahre später, am Anfang des 12. Jahrhunderts,<br />
beendeten. Vorher schon wurde ein Benediktinerkloster von<br />
den Sarazenen zerstört; die Mönche versteckten sich in den<br />
Höhlen, und diese Höhlen waren Ausgangspunkt der Kirche.<br />
Gleich zu Beginn, wenn man die wenigen Stufen in die<br />
Kirche hinabsteigt, fallen die gewaltigen Stahlträger auf, die<br />
die stehen gelassenen Felsensäulen umgürten.<br />
Auf dem Gewölbe und nur auf drei Pfeilern ruht der weithin<br />
sichtbare Turm der Kirche, genauer auf einem einzigen und<br />
den Ecken von zwei anderen. Wissenschaftler haben 1990<br />
festgestellt, dass der Stein der betroffenen Pfeiler schnell<br />
altert, und dass sich 7 cm tiefe Risse im Gewölbe befinden.