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Reise nach Zentralfrankreich - Eberhardt TRAVEL

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Wir folgten dann der D907B in einigen Serpentinen einige Hundert Meter steil bergauf, durften noch<br />

einmal zu einem Panorama-Foto aussteigen. Weit in die Schlucht reichte der Blick: Einfach<br />

überwältigend!<br />

Es war schon später Nachmittag, beinahe Abend, als wir in Mende, dem Hauptort des Départements<br />

de la Lozère ankamen. Inzwischen war die Sonne durch die Wolken gebrochen, und ich verging auf<br />

meinem Busplatz beinahe vor verhindertem Kameraglück, als ich in der Abendsonne die Kathedrale<br />

in goldgelbem Glanze und ihre Türme in gotischer Schönheit im Vorbeifahren nicht besser<br />

festhalten konnte als mit Schnappschuss durchs verkeimte Busfenster. Mende liegt im Tal am Rande<br />

der Causse de Mende, dessen Hochfläche etwa 300 m höher liegt.<br />

Wieder empfing uns ein anderes Hotel, das Drei- Sterne-<br />

Haus „Urbain V. 12 “ Wir sind in der Geburtsstadt von Papst<br />

Urban V., die im Kern noch mittelalterliches Gepräge<br />

aufweist, wie mir agile Mitreisende berichteten, die sich<br />

abends noch zu einem Stadtbummel entschlossen haben. Wir<br />

waren zu müde und gingen <strong>nach</strong> dem Abendessen zeitig zu<br />

Bett.<br />

Mende ist im Tal des Lot gelegen und war früher der<br />

Hauptort der französischen Grafschaft Gévaudan. Die<br />

Legende berichtet, es seien in deren undurchdringlichen<br />

Wäldern zwischen 1765 und 1768 von einer geheimnisvollen<br />

Bestie (ohne Zweifel ein Wolf mit dreifacher Größe) fünfzig<br />

Personen getötet worden.<br />

So hat jedes Städtchen seine Histörchen. Mende hat ungefähr<br />

12 000 Einwohner und ist Bischofssitz. Zur Zeit der<br />

Religionskriege im 16. Jh. ist es arg gebeutelt und geplündert<br />

worden. Das will heißen, dass es heute nur noch wenige<br />

kulturelle Zeugnisse aus den Zeiten davor gibt. Wir<br />

Kathedrale Notre Dame zu Mende, 1368<br />

begonnen, Türme 16. Jh., 1579 von<br />

Hugenotten zerstört, Neuaufbau im 17.Jh.<br />

© R. Bührend, Sommer 2006 Seite 93<br />

bewohnten ein Zimmer an einer verkehrsreichen Kreuzung,<br />

an der sich die Fernverbindungen Lyon- Toulouse sowie<br />

Clermont-Ferrand – Nîmes treffen. Der Verkehrslärm wurde<br />

erfolgreich von dicken Schallschutzscheiben gedämmt, und<br />

wir schliefen tief und traumlos.<br />

Mittwoch, 22. Juni 2005<br />

XVI. Le Puy-en-Velay<br />

D<br />

er Start erfolgte gegen 8 Uhr20, <strong>nach</strong>dem wir -nur kurz - noch ein<br />

kleines Denkmal eines großen Stadtvaters besichtigten. Den<br />

Mann, dem es gewidmet war, fand ich in keinem französischen<br />

Lexikon; so muss die Inschrift auf dem Stein sein Wirken erhellen:<br />

Theophile Roussel (1816 – 1903), Volksvertreter 1849, Deputierter in<br />

Florac 1871, Senator 1879, Präsident des Verwaltungsrates im<br />

Département Lozère, Institutsmitglied- welches?<br />

Kaum dass wir einige Kilometer aus der Stadt heraus waren, kam Unruhe<br />

im Bus auf, die sich <strong>nach</strong> vorn fortpflanzte: „Herr Großer, mein Mann hat<br />

sein Handy im Hotel liegenlassen?“ Eine Frau warf sich für ihren<br />

vergesslichen Mann ins Zeug „…?“Alles wog nun ab, was den Verlust<br />

eines Handys heutzutage ausmachte und jeder sah ein, dass wir<br />

unverzüglich mit dem großen <strong>Reise</strong>bus umkehren und <strong>nach</strong> Mende<br />

zurückfahren mussten. Jeder dachte im Geheimen, dass es ihm in ähnlichem Falle auch gut getan<br />

hätte, und so verbreitete sich eine Atmosphäre von großzügig maßvoller Toleranz im Bus. Wir<br />

kehrten um und holten das Handy.<br />

12 Urban V., Papst 1362-1370, Seliger, eigentlich Guillaume Grimoard, * um 1310 bei Mende, † 19. 12. 1370 Avignon;<br />

Benediktiner; kehrte gegen den Widerstand Frankreichs 1367, von Kaiser Karl IV. unterstützt, <strong>nach</strong> Rom zurück,<br />

musste aber 1370 erneut <strong>nach</strong> Avignon gehen. Seligsprechung 1870.

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