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2 – medianet COVER Freitag, 7. Dezember 2012<br />

Gesundheitsreform Internes Papier von Krankenkassen und Gesundheitsministerium zeigt Anstieg der Spitalsausgaben in zehn Jahren um 46,6%<br />

Die Ausgaben für Österreichs<br />

Spitäler sind rasant gestiegen<br />

Im Bundesländervergleich sind die Krankenhäuser in Niederösterreich am teuersten und in Wien am billigsten.<br />

Martin rÜMMele<br />

Wien. Die Gesundheitsreform, gegen<br />

die derzeit vor allem die Ärztekammer<br />

Sturm läuft, soll vor allem<br />

zu Einsparungen im Krankenhausbereich<br />

führen. Den Hintergrund<br />

dafür zeigen nun zwei aktuelle Studien<br />

– eine davon liegt medianet<br />

exklusiv vor: Die Entwicklungen<br />

der Krankenhausausgaben in den<br />

Bundesländern in den vergangenen<br />

zehn Jahren. Ergebnis: Zwischen<br />

2002 und 2011 sind die Ausgaben<br />

für die Krankenhäuser in Österreich<br />

um 46,6% gestiegen, in Nieder-<br />

österreich sogar um 66,4%.<br />

Hauptgrund dafür sind vor<br />

allem der Kostenanstieg im Personalbereich,<br />

der nach wie vor mehr<br />

als 60% der Gesamtausgaben ausmacht.<br />

In den vergangenen zehn<br />

Jahren stieg die Zahl des ärztlichen<br />

Personals um 26,9%, jene des nichtärztlichen<br />

Personals um 19,9%.<br />

Sparen konnten die Krankenhäuser<br />

hingegen bei den Medikamentenausgaben.<br />

Gleichzeitig stagniert die Zahl<br />

der st<strong>at</strong>ionären Aufenthalte in<br />

den Spitälern seit dem Jahr 2009.<br />

Das geht aus einer Untersuchung<br />

der St<strong>at</strong>istik Austria hervor. Über<br />

den Zehn-Jahres-Vergleich gab es<br />

allerdings ein sichtbares Plus bei<br />

der Zahl der Spitalsaufenthalte.<br />

Im Zehn-Jahres-Vergleich stiegen<br />

die Spitalsbesuche daher insgesamt<br />

an – und zwar um 17,8%.<br />

Kürzer im Spital<br />

Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer<br />

im Krankenhaus blieb<br />

dabei in den vergangenen drei Jahren<br />

recht konstant, zuletzt lag sie<br />

bei 6,6 Tagen (2009: 6,7). Über die<br />

letzten zehn Jahre zeigt sich hier<br />

Reformpläne Heute, Freitag, könnte Gesundheitsreform fixiert werden<br />

Entscheidung steht bevor<br />

aber ein Rückgang: 2001 h<strong>at</strong>te die<br />

durchschnittliche Aufenthaltsdauer<br />

noch 7,4 Tage betragen.<br />

Dieser Rückgang der Aufenthaltstage<br />

pro Kopf ist zum Teil<br />

durch einen starken Anstieg der<br />

Tagesklinischen Aufenthalte zu<br />

erklären. Seit 2001 betrug hier der<br />

jährliche Zuwachs durchschnittlich<br />

sechs Prozent. Kurz: Die P<strong>at</strong>ienten<br />

sind vor allem in den Ambulanzen.<br />

Genau hier setzt die Gesundheitsreform<br />

(siehe Substory) an. Die<br />

Leistungen sollen aus den Krankenhäusern<br />

zu niedergelassenen<br />

Ärzten verlagert werden. Das soll<br />

Wien. Inhaltlich sind Länder, Krankenkassen und Bund überzeugt, dass es bereits wichtige<br />

Fortschritte in Sachen Gesundheitsreform gibt und man sich bei der nächsten Sitzung am heutigen<br />

Freitag auf die geplante 15-a-Vereinbarung, die die Finanzierung und Aufgaben zwischen<br />

Bund und Ländern regelt, verständigen kann. Als wichtigster Punkt wurden Finanzfragen<br />

außer Streit gestellt, die Forderung der Länder nach zusätzlichen 230 Mio. € von der Sozialversicherung<br />

ist vom Tisch; man h<strong>at</strong> sich st<strong>at</strong>tdessen auf 150 Mio. € in den nächsten zehn Jahren<br />

für Präventionsmaßnahmen geeinigt.<br />

Die Aufteilung der Kostendämpfungen von 3,4 Mrd. € bis 2016 im Ausmaß von 60:40 zwischen<br />

Ländern und Kassen wurde nun in Form der konkreten Beträge festgeschrieben. Das<br />

bedeutet, dass für die Länder knapp 2,1 Mrd. € fixiert wurden, der Rest entfällt auf die Kassen.<br />

Von diesem Gesamtziel wurden einzelne Jahresziele heruntergerechnet. Ob diese Ziele erreicht<br />

werden, soll jährlich evaluiert werden. Verhandler sind Gesundheitsminister Alois Stöger (SPÖ)<br />

und Finanzministerin Maria Fekter (ÖVP), Oö-Landeshauptmann Josef Pühringer (ÖVP) und<br />

Wiens Stadträtin Sonja Wehsely (SPÖ) sowie Hauptverbands-Chef Hans Jörg Schelling (ÖVP)<br />

und die WGKK-Obfrau Ingrid Reischl (SPÖ) für die Sozialversicherung.<br />

insgesamt helfen, Kosten zu senken.<br />

Doch die Ärzte fürchten, dass<br />

Krankenhäuser geschlossen werden<br />

und fordern mehr Planstellen im<br />

niedergelassenen Bereich, um die<br />

P<strong>at</strong>ienten versorgen zu können.<br />

AKH verschwindet?<br />

Dabei haben sich die Ärzte den<br />

Zorn aller Akteure und der Länder<br />

zugezogen. Zuletzt gab es Kritik<br />

vom Wiener Bürgermeister Michael<br />

Häupl (SPÖ); er schätzt es nicht,<br />

wenn das Wiener Allgemeine Krankenhaus<br />

(AKH) verschwindet – und<br />

sei es nur in Tageszeitungsinser<strong>at</strong>en.<br />

Häupl kritisierte die Ärztekammer,<br />

die mit verschiedenen Sujets<br />

gegen die Gesundheitsreform mobil<br />

macht. Unter anderem werden<br />

Vorher-Nachher-Bilder verbreitet,<br />

in denen das AKH fehlt. In Wien<br />

etwa werden Inser<strong>at</strong>e in Form von<br />

Suchbildrätseln geschaltet. Auf<br />

diesen wird dargestellt, was es<br />

aufgrund von Einsparungen nicht<br />

mehr geben könnte – neben Spitälern<br />

wird auch das Verschwinden<br />

von Rettungsautos, Infusionen<br />

oder Röntgengeräten gezeigt. „Es<br />

ist keine große Hilfe, wenn man<br />

mit Polemik gegen sehr fundierte<br />

Pläne vorgeht“, befand Häupl bei<br />

der Grundsteinlegung für einen<br />

Neubau im Wiener Kaiser-Franz-<br />

Josef-Spital.<br />

Er finde Suchbilder prinzipiell<br />

lustig, gestand das Stadtoberhaupt.<br />

Das gelte jedoch nicht für die Kampagne.<br />

Wenn man suggeriere, dass<br />

das AKH eingespart werde, entspreche<br />

das nicht seinem Bild von<br />

einem ethischen Handeln, betonte<br />

Häupl. Er habe zwar nichts gegen<br />

Schmäh, aber „nur vom Schmäh<br />

kann man auch nicht leben“.<br />

Gespart wird laut der jüngsten<br />

Studie des Ministeriums in allen<br />

Bundesländern vor allem im<br />

Arzneimittelbereich. Nahezu alle<br />

Bundesländer-Holdings haben den<br />

Einkauf in den vergangenen Jahren<br />

gebündelt und drücken massiv auf<br />

die Preise. Immer mehr Krankenhäuser<br />

setzen bei teuren Medikamenten<br />

sogar auf Parallelimporte.<br />

Orginalprodukte werden dabei bei<br />

Niederlassungen der Hersteller in<br />

günstigeren, osteuropäischen Ländern<br />

eingekauft und nach Österreich<br />

gebracht.<br />

AuSGAbEn DER KRAnKEnhäuSER<br />

Bezeichnung Personalaufwand Arzneimittelausgaben<br />

Veränderung Veränderung Veränderung Veränderung<br />

seit 2002 seit Vorjahr seit 2002 seit Vorjahr<br />

Österreich +47,70% +2,23% +31,99% −2,77%<br />

Burgenland +53,04% +3,93% +52,84% +1,43%<br />

Kärnten +31,95% −1,34% +19,28% −5,48%<br />

Niederösterreich<br />

+68,41% +1,94% +31,50% −9,30%<br />

Oberösterreich +53,72% +1,46% +51,95% −3,02%<br />

Salzburg +53,82% +4,37% +78,20% +2,83%<br />

Tirol +38,54% +3,71% +13,83% −0,56%<br />

Vorarlberg +36,50% +3,08% +32,18% −0,97%<br />

Wien +39,99% +2,86% +22,94% −2,63%<br />

Quelle: Gesundheitsministerium<br />

Wiens Bürgermeister Michael<br />

Häupl ärgert sich über die Inser<strong>at</strong>enkampagne<br />

der Ärztekammer.

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