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Prudens Bewohner - Siebenbuerger.de

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sehen, wie es ihm ginge. Ich gab ihm eine Tasse Kaffee und beobachtete das<br />

Kampfgeschehen durch mein Fernglas. Zu meinem Entsetzen bemerkte ich, wie sich<br />

eine russische Patrouille, bestehend aus etwa einem Dutzend Mann, durch ein<br />

Sonnenblumenfeld schlich und direkt auf unseren unbewachten Lastkraftwagen<br />

zukam. Verstärkung herbeizurufen, daran war nicht zu <strong>de</strong>nken: <strong>de</strong>r Leutnant wäre<br />

mittlerweile erschossen und die Transporter in die Luft gejagt wor<strong>de</strong>n.<br />

Ich schleppte <strong>de</strong>n Leutnant in ein einige hun<strong>de</strong>rt Meter entferntes Gebüsch und dort<br />

blieben wir ruhig liegen. Natürlich hatten sie die Transporter ent<strong>de</strong>ckt und freuten sich<br />

darüber. Sie flitzten von einem Fahrzeug zum an<strong>de</strong>ren, zogen unsere Habseligkeiten<br />

heraus und ergötzten sich an ihrer Beute. Ich zitterte vor Spannung und Angst und ich<br />

dachte: "Dies ist die Gelegenheit. Gott stehe mir bei!" Ich feuerte in die Gruppe, tötete<br />

zwei auf <strong>de</strong>r Stelle und verwun<strong>de</strong>te fünf o<strong>de</strong>r sechs von ihnen. Ich war ein guter<br />

Schütze. "Ergebt euch!" schrie ich und alle warfen sie ihre Gewehre weg und hoben die<br />

Hän<strong>de</strong>. Ich trat aus <strong>de</strong>m Dickicht und als sie sahen, dass ich alleine war, wird es ihnen<br />

leid getan haben. Ich brachte die Gefangenen zurück zu meiner Kompanie und <strong>de</strong>r<br />

Leutnant empfahl mich für die König-Michael-Bronzemedaille für Tapferkeit, die ich<br />

später in Bukarest auch tatsächlich erhielt.<br />

Im September gab es bittere Kämpfe um O<strong>de</strong>ssa. Unsere rumänischen Divisionen<br />

wur<strong>de</strong>n von <strong>de</strong>r Deutschen Luftwaffe unterstützt. Am 16. 0ktober 1941, <strong>de</strong>m Tag, an<br />

<strong>de</strong>m die Sowjetische Regierung Moskau verließ, zwangen wir die Russen, sich aus<br />

O<strong>de</strong>ssa, <strong>de</strong>m wichtigen Hafen am Schwarzen Meer, zurückzuziehen. Nach <strong>de</strong>m Fall<br />

von O<strong>de</strong>ssa kehrte unsere Division, die Erste Panzerdivision Rumäniens, in die<br />

Baracken nach Bukarest zurück, wo wir uns einige Tage ausruhten, bevor wir alle<br />

einen 35- Tage-Urlaub erhielten. Ich fuhr zurück nach Pru<strong>de</strong>n. Es war wun<strong>de</strong>rbar, alle<br />

wie<strong>de</strong>rzusehen. Die Bru<strong>de</strong>rschaft organisierte einen Tanzabend zu Ehren <strong>de</strong>r<br />

"ruhmreichen Heimkehrer von O<strong>de</strong>ssa" und wir wur<strong>de</strong>n königlich gefeiert. Aber bald<br />

war <strong>de</strong>r Urlaub vorbei und wir mussten zurück nach Bukarest.<br />

Nun war bald Weihnachten. Ich verbrachte die Feiertage mit <strong>de</strong>r Familie eines<br />

Bäckers, <strong>de</strong>r von Pru<strong>de</strong>n stammend, hier in Bukarest arbeitete. Gott sei Dank wusste<br />

ich damals noch nicht, was das nächste Jahr bringen wür<strong>de</strong>.<br />

Das Jahr 1942 begann für mich still und friedlich. Während <strong>de</strong>r ersten paar Monate <strong>de</strong>s<br />

neuen Jahres arbeitete ich in einem Armee<strong>de</strong>pot in Bukarest. Wir verschickten<br />

Nahrungsmittel und Kleidung an Krankenhäuser <strong>de</strong>r Armee und an<strong>de</strong>re militärische<br />

Einheiten. Im Mai und Juni erhielt ich nochmals Urlaub, <strong>de</strong>n ich natürlich wie<strong>de</strong>r in<br />

Pru<strong>de</strong>n verbrachte. Nach <strong>de</strong>r Rückkehr nach Bukarest erhielten wir wie<strong>de</strong>r<br />

Trainingsunterricht als Pioniere und dabei studierten wir anhand von feindlichen<br />

Minen und Handgranaten <strong>de</strong>ren Funktionsweisen und wie man sie entschärft.<br />

Inzwischen war Hochsommer und Hitler hatte sich entschlossen, viele Divisionen<br />

einzusetzen, um die Ölfel<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Kaukasus und die Kornkammern Russlands, die Don-<br />

und Wolgaebenen, zu erreichen. Deshalb wur<strong>de</strong>n auch wir an <strong>de</strong>n Don verlegt. Hier<br />

hatten wir zunächst drei ziemlich ruhige Wochen.Wir lernten mit <strong>de</strong>r Panzerfaust,<br />

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