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Prudens Bewohner - Siebenbuerger.de

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Anfang September wur<strong>de</strong> unsere Division zur Ablösung einer <strong>de</strong>utschen Einheit nach<br />

Leningrad geschickt. Diese hatte schwere Verluste hinnehmen müssen, wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>shalb<br />

zurückgezogen, um neu geordnet zu wer<strong>de</strong>n. Uns stand also eine lange, unbequeme<br />

Reise von zwei Tagen und zwei Nächten in Viehwaggons bevor. In Leningrad blieben<br />

wir drei Wochen und in <strong>de</strong>r dritten Woche wur<strong>de</strong>n wir in schwere Kämpfe verwickelt.<br />

Dieses Mal musste ich <strong>de</strong>n Dolmetscher spielen. Ich fuhr mit einem Motorrad und<br />

brachte Botschaften von rumänischen zu <strong>de</strong>utschen Kommandanten und übersetzte<br />

sie. Nach unserem Aufenthalt in Leningrad kehrten wir wie<strong>de</strong>r an <strong>de</strong>n Don zurück.<br />

En<strong>de</strong> September bil<strong>de</strong>te sich am Ufer <strong>de</strong>s Flusses schon dünnes Eis.<br />

Nach schweren Kämpfen auf <strong>de</strong>m Gebiet zwischen <strong>de</strong>n Flüssen Don und Wolga hatten<br />

die Deutschen am 15. September die Vorstädte von Stalingrad erreicht. Nun verbissen<br />

sich bei<strong>de</strong> Seiten in einem Kampf auf Leben und Tod. Die Russen kämpften in <strong>de</strong>n<br />

Ruinen ihrer Stadt und bei<strong>de</strong> Seiten erlitten schreckliche Gemetzel. Die <strong>de</strong>utschen<br />

Generäle wur<strong>de</strong>n immer besorgter, <strong>de</strong>nn die Verluste waren sehr hoch, Ersatz war nicht<br />

genügend und <strong>de</strong>r Winter stand vor <strong>de</strong>r Tür. Tatsächlich hatte sich Hitlers<br />

Generalstabschef von Hal<strong>de</strong>r geweigert, weiterhin <strong>de</strong>n Russen Wi<strong>de</strong>rstand zu leisten<br />

und wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>shalb entlassen. Hitler drängte die Armee vorwärts.<br />

Wir blieben am Don bis En<strong>de</strong> Oktober und wur<strong>de</strong>n in schwere Kämpfe verwickelt.<br />

Anfang November fielen für uns die Würfel: Eine an<strong>de</strong>re rumänische Division wur<strong>de</strong><br />

geschickt uns zu ersetzen und unsere Erste Rumänische Panzerdivision musste<br />

vorrücken und wur<strong>de</strong> <strong>de</strong>m Kommando Feldmarschall Paulus und seiner unglücklichen<br />

Sechsten Armee unterstellt. Wir gruben uns ein fünf Kilometer von <strong>de</strong>r Stadt entfernt,<br />

<strong>de</strong>ren Namen in meinem Gedächtnis bis an das En<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Zeit eingebrannt bleiben wird.<br />

Damals war ich Sergeant und kommandierte eine Gruppe von zwölf Mann, ausgerüstet<br />

mit einem MG 42, das etwa 500 Kugeln in 30 Sekun<strong>de</strong>n abfeuern konnte, mit einem<br />

Flammenwerfer und einigen Panzerfäusten. Einige Sergeants und ihre Gruppen<br />

pflegten sich gelegentlich für gefährliche Missionen zu mel<strong>de</strong>n. Das tat ich nie, <strong>de</strong>nn<br />

unser Leben schien mir gefährlich genug. Eines Tages jedoch kam mein Leutnant zu<br />

mir und sagt: “Bis jetzt hast du dich noch nie freiwillig gemel<strong>de</strong>t, um <strong>de</strong>ine Tapferkeit<br />

zu beweisen. Du bist <strong>de</strong>iner Vorfahren nicht würdig." Er bezog sich auf meine <strong>de</strong>utsche<br />

Abstammung. Ich dachte bei mir: ,,Oh Gott! Jetzt bin ich dran. Also, was gibt's?" So<br />

mel<strong>de</strong>te ich mich freiwillig und sagt zu meinen Jungs: "Wer macht mit?" Ich hatte von<br />

<strong>de</strong>n Soldaten meiner Gruppe keine große Begeisterung erwartet, aber sie unterstützten<br />

mich alle bis auf <strong>de</strong>n letzten Mann. Dann erhielten wir unseren Auftrag. Wir sollten<br />

einen großen getarnten russischen Bunker, bestückt mit zwei Kanonen und drei<br />

Maschinengewehren, zerstören und die Besatzung von etwa 30 Mann gefangen<br />

nehmen.<br />

Am frühen Morgen etwa um zwei Uhr schlichen wir uns in <strong>de</strong>r Finsternis vorwärts in<br />

Richtung <strong>de</strong>s Bunkers. Das Glück war auf unserer Seite: es war ein nebliger Morgen.<br />

Wir befürchteten trotz<strong>de</strong>m je<strong>de</strong>n Augenblick von <strong>de</strong>r feindlichen Wache bemerkt zu<br />

wer<strong>de</strong>n spätestens, wenn wir uns auf <strong>de</strong>n letzten Metern <strong>de</strong>m Bunker näherten. Je<strong>de</strong>r<br />

von uns wusste genau, was er zu tun hatte. Wir kreisten <strong>de</strong>n Bunker ein und ein<br />

Maschinengewehr hielt <strong>de</strong>ssen Eingang im Schach. Dann schlängelten sich drei von<br />

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