Prudens Bewohner - Siebenbuerger.de

um 10.30 statt und um 2 Uhr am Nachmittag gab es die Vesperkirche. Danach hielt der
Pfarrer eine Stunde Sonntagsschule für die Kinder. Der Pfarrer wurde übrigens
außergewöhnlich gut bezahlt. Er erhielt 70.000 Lei im Jahr, Haus, Brennholz und
Ackerland. Dieses wurde für ihn von der Dorfjugend bestellt. Der Pfarrer arbeitete hart
und half auch oft im Schulunterricht aus. Die Dorfbewohner blickten zu ihm auf und er
wurde sehr geehrt.
Und nun zur Schule. Ich muss gestehen, dass ich kein sehr guter Schüler war. Unteranderem
mussten wir die Fächer Deutsch und Rumänisch lernen, aber ich war ein kleiner
Lausbub und ich musste mich oft zu den Mädchen setzen. Dann zog ich sie an den
Zöpfen. Der Lehrer war jedoch sehr streng und verabreichte uns manche Prügelstrafe.
Als ich die Mädchen wieder einmal an den Zöpfen gezogen hatte, sagte der Lehrer zu
Schulklasse 1921
mir: "Gehe in den Wald und hole mir zwölf Stöcke!" Und er brach nachher jeden Stock
an meinem Allerwertesten. Manchmal hatte ich den Eindruck, dass er an mir ohne
sichtlichen Grund herumnörgelte und das ärgerte mich sehr. Eines Tages - ich mag
etwa 12 Jahre alt gewesen sein - prügelte er mich , ohne dass ich wusste, warum. Ich
sprang auf und warf ihm mein schweres eichenes Federlädchen gegen die Stirne.
Bevor er gewahr wurde, was passiert war, stürmte ich zur Türe hinaus und so schnell
ich konnte nach Hause. Ich stopfte den Rucksack meines Vaters voll mit Proviant und
verschwand im Wald, wo ich eine Woche blieb. Während des Tages spielte ich im
Wald. Eine meiner Lieblingsbeschäftigungen war es, kleine Mäusebussarde zu fangen,
die in hohlen Bäumen schliefen. In der Nacht schlich ich mich zurück in unsre Scheune
und schlief dort im Klee.
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