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Prudens Bewohner - Siebenbuerger.de

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La<strong>de</strong>n ein hübsches österreichisches Mädchen, um einen Ofen zu kaufen. Sie suchte<br />

sich einen aus, zahlte und rief dann: "Wie um alles in <strong>de</strong>r Welt krieg ich <strong>de</strong>n nach<br />

Hause?" Mein Onkel antwortete: "Sie müssen nur diesen jungen Soldaten darum bitten."<br />

Das war ein guter Rat und ich immer bereit zu helfen war einverstan<strong>de</strong>n. Onkel<br />

Philipp lieh mir einen Handwagen, wir lu<strong>de</strong>n <strong>de</strong>n Ofen darauf und machten uns auf<br />

<strong>de</strong>n Weg. Ich musste <strong>de</strong>n Ofen etwa vier Kilometer ziehen und schließlich erfuhr ich,<br />

dass das Mädchen im dritten Stock wohnte. Gentleman durch und durch, stellte ich <strong>de</strong>n<br />

Ofen nicht nur richtig auf, son<strong>de</strong>rn<br />

zün<strong>de</strong>te auch ein Feuerchen in ihm.<br />

Deshalb lud sie mich ein, zu einem<br />

kleinen Imbiss zu bleiben. Sie erzählte<br />

mir, dass sie Witwe sei und eine kleine<br />

Tochter habe. Ihr Mann war in <strong>de</strong>r<br />

Wehrmacht gewesen und irgendwo in<br />

Russland gefallen.<br />

Sie selbst arbeitete in einer Kantine <strong>de</strong>r<br />

Wehrmacht in Wien. Sie sagte mir, dass<br />

sie eine Musikliebhaberin sei. Deshalb<br />

setzte ich mich ans Klavier und spielte<br />

und sang ein Lied, das ich kurz vor<br />

meinem Abschied von Pru<strong>de</strong>n<br />

komponiert hatte: "Im Dörflein klein",<br />

welches E<strong>de</strong>lweiß gewidmet war. Sie<br />

fand das Lied sehr schön und bald sang<br />

sie begeistert mit. Plötzlich umarmte sie<br />

mich und gab mir einen Kuss. Danach<br />

besuchte ich sie immer wie<strong>de</strong>r. Ich hätte<br />

Georg Ged<strong>de</strong>rt (Hanni Jirku) und Georg Ged<strong>de</strong>rt 1942<br />

nie gedacht, dass dreißig Tage<br />

Rekonvaleszenz so schön hätten sein können.<br />

Bald jedoch ging <strong>de</strong>r Urlaub zu En<strong>de</strong> und ich musste mich bei meiner Einheit<br />

zurückmel<strong>de</strong>n. Anfang Dezember wartete ich mit einigen an<strong>de</strong>ren Soldaten <strong>de</strong>r "Prinz-<br />

Eugen-Division" am Bahnsteig <strong>de</strong>s Nordbahnhofes von Wien auf <strong>de</strong>n Zug, <strong>de</strong>r uns<br />

nach einer an<strong>de</strong>rthalbtägigen Reise nach Gorizia in Norditalien an <strong>de</strong>r jugoslawischen<br />

Grenze brachte. Hier sollte ich leichten Dienst tun bis zum En<strong>de</strong> <strong>de</strong>s Krieges. Ich schob<br />

Wache und gab Musikunterricht. Den Rekruten brachte ich die Märsche bei. Wir waren<br />

angehalten wor<strong>de</strong>n, dass wir, wann auch immer wir durch eine Stadt marschierten,<br />

singen sollten, um die Bevölkerung aufzumuntern. Wie je<strong>de</strong>r Soldat bestätigen kann,<br />

war das Beste, wenn eine Band spielte. Wir hätten todmü<strong>de</strong> sein können, wenn die<br />

Militärband erklang, vergaßen wir unsere Müdigkeit und marschierten begeistert mit.<br />

Das beliebteste Stück war <strong>de</strong>r Marsch "Alte Kamera<strong>de</strong>n", <strong>de</strong>r auch in England sehr<br />

bekannt ist. Den spielten wir immer, wenn eine wichtige Inspektion bevorstand.<br />

Wir hörten von einem erneuten Attentat auf <strong>de</strong>n Führer. Dass es wie<strong>de</strong>r gescheitert war,<br />

überzeugte viele Leute, dass Hitler <strong>de</strong>n beson<strong>de</strong>ren Schutz Gottes genieße. Hitler muss<br />

jedoch das Gefühl gehabt haben, dass er nieman<strong>de</strong>m trauen kann. Deshalb kam für<br />

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