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Prudens Bewohner - Siebenbuerger.de

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Felsvorsprung, <strong>de</strong>n Gebüsch tarnte. Dies war meine einzige Rettung. Da duckte ich<br />

mich und betete, währen die Partisanen an mir vorüberflitzten, einige nur um<br />

Armeslänge von mir entfernt. Wie durch ein Wun<strong>de</strong>r blieben die Maulesel ruhig, aber<br />

ich befürchtete, je<strong>de</strong>n Augenblick ent<strong>de</strong>ckt zu wer<strong>de</strong>n. Ich hielt eine Handgranate in<br />

meiner linken Hand, die rechte am Abzug. Ich wusste, was die Partisanen mit ihren<br />

Gefangenen machten und ich hatte keine Absicht, lebend in ihre Hän<strong>de</strong> zu geraten. Ich<br />

hatte viele meiner Kamera<strong>de</strong>n, die in ihre Gefangenschaft geraten waren, an Bäumen<br />

hängen sehen, furchtbar verstümmelt. Lieber wollte ich durch meine Hand sterben, als<br />

das Schicksal zu ertragen.<br />

Wie<strong>de</strong>r war jedoch das Glück auf meiner Seite und nach etwa einer halben Stun<strong>de</strong><br />

verließ ich mein Versteck und vorsichtig setzte ich meinen Weg weiter fort. Ich war<br />

nicht weit gegangen, als im Zwielicht ein Mann in einem weißen Gewand und mit<br />

einem türkischen Turban auf <strong>de</strong>m Kopf auftauchte. In diesem Gebiet lebten<br />

offensichtlich auch einige Moslems. Er trug einen Stock und ich dachte zunächst, das<br />

sei ein Gewehr. Ich ergriff meine Waffe und for<strong>de</strong>rte ihn auf, sich zu ergeben. Er warf<br />

<strong>de</strong>n Stock weg. "Ich habe keine Waffen", erklärte er und ich überzeugte mich auch, ob<br />

alles stimmte. "Wo wohnst du?" fragte ich. "Nicht weit weg", war seine Antwort. Ich<br />

ging mit ihm mit, und seine Frau briet mir einige Eier und Kartoffeln und zum Trinken<br />

gab sie mir etwas Milch. Ich hatte großen Hunger. Meinerseits gab ich ihnen einige<br />

Stückchen Seife, die ich noch in einer Kiste auf <strong>de</strong>m Rücken <strong>de</strong>s Maulesels fand.<br />

Darüber freuten sie sich sehr. Die Frau zeigte mir noch die Richtung, in welcher unsere<br />

Truppen verschwun<strong>de</strong>n waren und ich verschwand wie<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Finsternis.<br />

Ich musste durch einen schmalen Fluss waten und die nassen Klei<strong>de</strong>r trockneten an<br />

mir, während ich weiter torkelte. Ich schlief ein, während ich ging. Glücklicherweise<br />

stieß ich auf keinen Wi<strong>de</strong>rstand. Um drei Uhr morgens stieß ich endlich auf<br />

Kamera<strong>de</strong>n meiner Einheit. Ich hörte zunächst Schreie von Maultieren, dann das<br />

Geplapper einiger Italiener und ich wusste, dass ich meine Einheit gefun<strong>de</strong>n hatte. Ich<br />

übergab meine grausige Fracht, wie mir befohlen wor<strong>de</strong>n war. Natürlich erhielt Josef<br />

kein christliches Begräbnis, <strong>de</strong>nn hier gab es keinen Pater, <strong>de</strong>r das hätte machen sollen.<br />

Meine Kamera<strong>de</strong>n hatten mich als vermisst gemel<strong>de</strong>t. "Ihr seid vielleicht ein Haufen!"<br />

sagte ich. "Danke für all eure Hilfe." Die Kompanie hatte sich in einem Obstgarten<br />

eingegraben und hatte vom Bataillon Verstärkung und Vorräte angefor<strong>de</strong>rt. Ich war<br />

erschöpft, konnte mich jedoch nicht lange ausruhen, <strong>de</strong>nn am frühen Morgen kamen<br />

die Partisanen, um ein Massaker zu begehen. Da wir nun die nötige Munition zur<br />

Verfügung hatten, schlugen wir sie in die Flucht. Danach schliefen viele von uns zwölf<br />

Stun<strong>de</strong>n lang, ohne geweckt zu wer<strong>de</strong>n .<br />

Ich habe erwähnt, wie die Partisanen unsere Kamera<strong>de</strong>n, die sie fingen, behan<strong>de</strong>lten<br />

und folterten. Wenn wir die sterblichen Überreste eines so misshan<strong>de</strong>lten Soldaten<br />

fan<strong>de</strong>n, dann gerieten wir in Rage und die erste Reaktion war: "Na wartet, wenn uns<br />

einer von euch in die Hän<strong>de</strong> fällt, dann ... ". Aber dieser erste Ärger legte sich bald und<br />

ohne zu zögern sagte ich, dass sich unsere Division nicht auf solche Weise rächen solle.<br />

Einige Gefangene, die zu fliehen versucht hatten, wur<strong>de</strong>n erschossen, die übrigen<br />

jedoch bekamen genügend zu essen und wur<strong>de</strong>n nicht schlecht behan<strong>de</strong>lt. Dies war<br />

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