Prudens Bewohner - Siebenbuerger.de
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Schließlich verhan<strong>de</strong>lte unser Kamerad mit <strong>de</strong>m Maschinengewehr mit <strong>de</strong>n Partisanen<br />
und machte ihnen klar, dass es heute nichts zu holen gäbe und sie verschwan<strong>de</strong>n in <strong>de</strong>n<br />
Bergen und Wäl<strong>de</strong>rn. Diese jugoslawischen Partisanen waren tapfere, hartnäckige<br />
Kämpfer. Unter russischem Bombar<strong>de</strong>ment wusste man zumin<strong>de</strong>st, aus welcher<br />
Richtung <strong>de</strong>r Angriff erfolgte; auf diesen Gebirgspfa<strong>de</strong>n konnten wir nie wissen,<br />
woher die nächste Kugel zu erwarten war: aus <strong>de</strong>r Richtung <strong>de</strong>s Felsens, von einem<br />
Baum, von vorn, von hinten, von <strong>de</strong>r Seite. Auf <strong>de</strong>m Weg zu <strong>de</strong>n Vorratslagern wur<strong>de</strong>n<br />
wir selten angegriffen; auf <strong>de</strong>m Rückweg, bela<strong>de</strong>n mit wertvollen Versorgungsgütern,<br />
lauerte man uns jedoch sehr oft auf. Deshalb waren wir immer froh, wenn wir<br />
unbehelligt zu unseren Einheiten zurückgekehrt waren.<br />
Ehrlich gesagt fand ich die Situation in Jugoslawien verwirrend und sehr traurig. Ich<br />
kann die Einzelheiten <strong>de</strong>r politischen Situation nicht erzählen, aber im Großen und<br />
Ganzen war es so: König Peter war im Exil und seine Regierung saß in Kairo. Der<br />
offizielle Wi<strong>de</strong>rstand gegen die Deutschen wur<strong>de</strong> von General Mihailovic geführt.<br />
Viele seiner Anhänger waren bekannte wohlhaben<strong>de</strong> Leute mit Verbindungen nach<br />
allen Seiten. Diese konnten leicht erpresst wer<strong>de</strong>n und Mihailovic geriet in ein schiefes<br />
Licht, weil einige seiner Kommandanten eigene Abmachungen mit <strong>de</strong>n Deutschen<br />
trafen. Die jugoslawischen Verbän<strong>de</strong> zogen sich kampflos in die Berge zurück und die<br />
Deutschen griffen sie ihrerseits auch nicht an. Mihailovics Anhänger wur<strong>de</strong>n Cetniks<br />
genannt.<br />
Der wirkliche Wi<strong>de</strong>rstand gegen die Deutschen kam von Titos Partisanen. Dies waren<br />
tapfere und verwegene Kämpfer; sie wollten mit <strong>de</strong>n halbherzigen Cetniks nichts zu<br />
tun haben. Tito war freilich Kommunist, gleichzeitig jedoch ein jugoslawischer<br />
Patriot. Er bekämpfte sowohl die Monarchie und Mihailovic als auch die Deutschen.<br />
Auf tragische Weise war das Land zerrissen. In einer Familie mit beispielsweise drei<br />
o<strong>de</strong>r vier Brü<strong>de</strong>rn, so hörten wir wie<strong>de</strong>rholt, sei ein Bru<strong>de</strong>r für König Peter und<br />
Mihailovic, ein an<strong>de</strong>rer jedoch nur für <strong>de</strong>n König und gegen Mihailovic und ein dritter<br />
für Tito. Ein Bru<strong>de</strong>r bekämpfte <strong>de</strong>n an<strong>de</strong>ren. Angesichts <strong>de</strong>r Schrecken <strong>de</strong>s<br />
Weltkrieges bot Jugoslawien ein Trauerspiel für sich.<br />
Die jugoslawischen Partisanen waren nicht nur Männer; es gab unter ihnen auch viele<br />
Frauen. Einer ihrer beliebtesten Tricks war, sich an einen <strong>de</strong>utschen Soldaten<br />
heranzumachen, sich <strong>de</strong>n Hof machen zu lassen , um ihn dann sogar beim Küssen zu<br />
töten: ihm die Kehle durchzuschnei<strong>de</strong>n, ihn aus nächster Nähe zu töten. Diese<br />
Mädchen nannten wir "Amazonen", <strong>de</strong>nn sie waren stark und furchtlos. Ich kannte<br />
mehrere Soldaten persönlich, die auf diese Weise umgekommen waren. Nach<strong>de</strong>m wir<br />
erfahren hatten, was passiert war, näherten wir uns diesen Frauen nicht mehr.<br />
Wir blieben in Montenegro bis En<strong>de</strong> Februar. Dann wur<strong>de</strong> mein Bataillon in Richtung<br />
Nor<strong>de</strong>n nach Kroatien geschickt. Der Militärzug blieb in Usichi, einem kleinen Weiler,<br />
stehen. Hier verbrachten wir einen ruhigen Monat mit nur geringfügigen<br />
Zwischenfällen. Einige <strong>de</strong>utsche Züge mit Versorgungsgütern wur<strong>de</strong>n zum Entgleisen<br />
gebracht und wir bewachten Bahnhöfe, Brücken und Tunnels. Manchmal wur<strong>de</strong>n wir<br />
nachts angegriffen, aber es passierte nichts Ernstes. Im April waren wir wie<strong>de</strong>r im<br />
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