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Prudens Bewohner - Siebenbuerger.de

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Die Zeit verging und wir hatten Heiligen Abend, <strong>de</strong>n wir mit unserer Nachtschicht begrüßten.<br />

Drei Frauen mußten wir in die Lehmgrube mitfahren und <strong>de</strong>n Lastwagen mit<br />

<strong>de</strong>n gesprengten Lehmschollen bela<strong>de</strong>n, die unsere gefangenen Soldaten Tags über gesprengt<br />

hatten. Unsere Gedanken waren zu Hause bei unseren Familien. Wir sangen<br />

Weihnachtslie<strong>de</strong>r, kochten und backten in Gedanken<br />

und <strong>de</strong>r Hunger wur<strong>de</strong> immer größer.<br />

Nun kam <strong>de</strong>r Fahrer angetrunken aus <strong>de</strong>m Ort<br />

und <strong>de</strong>r Motor war von <strong>de</strong>r eisigen Kälte eingefroren,<br />

so daß wir eine Stun<strong>de</strong> in die Fabrik zurücklaufen<br />

mußten. Dort konnten wir uns ein<br />

bisschen aufwärmen an einem halb entleerten<br />

Ofen, in welchem Ziegeln gebrannt wur<strong>de</strong>n, bis<br />

wir wie<strong>de</strong>r ins Lager zurück mußten. Der Sommer<br />

verging und es wur<strong>de</strong> Herbst. Alle, die noch<br />

beweglich waren, mußten auf die Fel<strong>de</strong>r um bei<br />

<strong>de</strong>r Ernte zu helfen. Zurück blieben wir nur drei<br />

Frauen und ein Mann die die eingebrachte Ernte<br />

in einer großen Erdhütte einlagerten. In diesen<br />

Erdhütten verbrachten wir auch die Nächte. Es<br />

Sofia Botschner<br />

wur<strong>de</strong> immer kälter und stürmischer. Wasser<br />

gab es schon lange nicht mehr, wir mußten unser<br />

Kraut, Kartoffeln o<strong>de</strong>r Rüben mit Schneewasser kochen. Eines Nachts hörten wir das<br />

Geheule von mehreren Wölfen. Wir verbarikatierten die Tür und stemmten uns vor lauter<br />

Angst dagegen. Da packte <strong>de</strong>r Mann <strong>de</strong>n Blecheimer und schlug mit <strong>de</strong>m Schürhaken<br />

ohrenbetäubend darauf und durch <strong>de</strong>n verursachten Lärm verzogen sich die Wölfe.<br />

Nach einigen Tagen wur<strong>de</strong>n wir in die Ziegelfabrik zurückgeholt. Soweit ich mich erinnern<br />

kann, starben in Rußland Ziri Leitner, Lisi Menning, Pauline Tatter, Katharina<br />

Tatter ist im Krankenhaus Mügeln (Ost<strong>de</strong>utschland) gestorben und dort beerdigt. Lisi<br />

Mettert und ich haben ihr Grab in Mügeln besucht.Mit einem Krankentransport kamen<br />

wir mehrere in Mügeln bei Oschatz (Ost<strong>de</strong>utschand) an. Dort wur<strong>de</strong>n wir in verschie<strong>de</strong>ne<br />

Häuser verteilt. Ich kam in die Gärtnerei, gleich neben <strong>de</strong>m Friedhof, wo ich für<br />

Kost und Logie mitarbeitete. Ich schrieb an meinen Onkel Philipp Menning und bekam<br />

bald darauf eine Antwort mit <strong>de</strong>r Anschrift meines Mannes, <strong>de</strong>r sich zwischenzeitlich<br />

in <strong>de</strong>r Bun<strong>de</strong>srepublik aufhielt. Eine Frau brachte mich „schwarz“ über die Grenze<br />

und so konnte ich nach längerer Zeit <strong>de</strong>r Abwesenheit meinen Mann überraschen. Ein<br />

neuer, glücklicher aber armer Anfang begann. Somit versuchten wir uns dann schön<br />

langsam wie<strong>de</strong>r alles neu anzuschaffen.<br />

Dies ist ein Bericht von Sofia Botschner, geborene Menning, aus Traunreut.<br />

Wie ich die Russlandjahre durchstand<br />

Von Sara Weprich<br />

Im Jahre 1944 kurz vor Weihnachten wur<strong>de</strong> immer nur davon gesprochen, wir wür<strong>de</strong>n<br />

nach Russland verschleppt. Niemand glaubte es, aber trotz<strong>de</strong>m bereiteten wir uns vor<br />

mit allem, mit Lebensmitteln und Kleidung. Wir schlachteten ein paar Schweine,<br />

damit wir genügend zum Essen hatten. Ich war sehr schwach, <strong>de</strong>nn kaum ein Jahr<br />

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