Praktischer Teil - CNLPA
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Mario Giesel (2008). Der Umgang mit Klagen: Inhaltliches Reframing. Ein Seminarkonzept<br />
1.2.7 Reframe als Antithese des Frame<br />
Andreas & Andreas (ebd.) fahren fort:<br />
Explizite Konzepte des Reframing werden von einer Reihe von Therapeuten verwendet,<br />
die glauben, das "Problemverhalten" ergäbe nur dann einen Sinn, wenn es<br />
in dem Kontext betrachtet wird, in dem es auftaucht.<br />
Zitat 8: Bandler & Grinder, 2000, S. 15<br />
Hier wird noch einmal deutlich: Vor einem Reframing muss zunächst klar sein, welches<br />
der Frame ist. Wir müssen also verstehen, weshalb ein Ereignis zu einer bestimmten Reaktion<br />
führen konnte. Verstehen wir den Frame, dann haben wir eine Grundlage für einen<br />
möglichen Umbau.<br />
1.2.8 Reframing-Modelle<br />
Die Erörterungen von Andreas & Andreas befassen sich mit Reframing im Allgemeinen.<br />
Das dort Erarbeitete gilt jedoch auch für das Inhaltliche Reframing im Besonderen. Bandler<br />
und Grinder (ebd., S. 17) unterscheiden Modelle des Reframing und nennen als Beispiele<br />
das Six-Step Reframing und das inhaltliche Reframing. Beim inhaltlichen Reframing<br />
müsse man den Inhalt kennen, um die Umdeutung vornehmen zu können. Dies sei<br />
bei den anderen Reframing-Modellen (z.B. Verhandeln zwischen den <strong>Teil</strong>en, Einen neuen<br />
<strong>Teil</strong> schaffen, Fortgeschrittenes Six-Step-Reframing) nicht erforderlich. Wie eingangs<br />
vermerkt, soll sich diese Arbeit auf das Inhalts-Reframing konzentrieren.<br />
Beim inhaltlichen Reframing unterscheiden Bandler & Grinder (2000) wiederum zwei Arten<br />
– das Bedeutungs-Reframing und das Kontext-Reframing. Beide Arten führen sie an<br />
jeweils einem Beispiel ein.<br />
1.2.9 Bedeutungs-Reframing (meaning reframing): Abdrücke auf dem<br />
Teppich<br />
Eine Hausfrau ärgert sich über ihre Familie, weil diese Abdrücke auf dem Teppich hinterlässt.<br />
Aufgrund welcher Strategie dieser Ärger entsteht, wird in diesem Beispiel nicht auseinandergesetzt.<br />
Dass sie sich aber einer Strategie bedient, die es ihr ermöglicht zu entscheiden,<br />
wann es an der Zeit ist, sich schlecht zu fühlen, ist klar. Etwas lässt sie den<br />
Schluss ziehen, dass das Gewahrwerden von Fußabdrücken auf dem Teppich als Signal für<br />
das Bestehen eines anderen Sachverhaltes zu verstehen ist - etwa dem, dass die Familie sie<br />
nicht liebt, wertschätzt oder respektiert. Die Abdrücke "bedeuten" gewissermaßen, dass<br />
etwas anderes wahr ist bzw. zutrifft.<br />
Die Therapeutin bietet stattdessen eine alternative Bedeutungsgebung an. Fußabdrücke auf<br />
dem Teppich bedeuten, dass die Menschen, die in der Welt am wichtigsten für mich sind,<br />
in meiner Nähe sind. Ein unberührter Teppich bedeutet dagegen, dass ich allein bin. Für<br />
Bandler & Grinder sind diese alternativen Bedeutungsgebungen Reframings, die man auch<br />
sinnvoll mit „Gefühlstausch“, „Veränderung der Strategie“ oder „Ankern“ benennen könnte.<br />
Der äußere Stimulus bleibt der gleiche, erfährt aber einen Bedeutungswechsel. Dazu die<br />
Autoren:<br />
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