Praktischer Teil - CNLPA
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Mario Giesel (2008). Der Umgang mit Klagen: Inhaltliches Reframing. Ein Seminarkonzept<br />
Alt Neu<br />
Y|(A) → X Y|(A) → Z Bedeutungs-Reframing<br />
Y → X Y|(A) → X Kontext-Reframing<br />
Y|(B) → Z<br />
A, B = Kontext, | = wenn, X = Klage und Y, Z = Implikation bzw. Folge oder "Bedeutung"<br />
Abbildung 9: Logische Struktur von Bedeutungs- und Kontext-Reframing<br />
1.4.4 Ereignisse<br />
Bislang unterblieb eine präzisere Beschreibung dessen, was unter einem "Ereignis" zu verstehen<br />
sei (vgl. Abschnitt 1.2.4). Da das Ereignis einen fundamentalen Bestandteil des Reframing-Ansatzes<br />
bildet, wird es lohnend sein, dieses hier nachzuholen. Liest man in den<br />
in dieser Arbeit zitierten Werken, so wird man eine Präzisierung des Ereignisbegriffes<br />
nicht finden. Wir möchten dazu einen Vorschlag machen:<br />
Ereignisse sind Gedanken.<br />
Von Gedanken sprechen wir, wenn wir im Geiste Sätze bilden, die sinnvoll als wahr oder<br />
falsch bezeichnet werden können. Bsp.: "Ich bin zu leichtgläubig", "Sie ist zu stur", "Meine<br />
Familie mag mich nicht". Wir können sagen "Stimmt" oder "Stimmt nicht". Ein Gedanke<br />
wird für uns nur dann zu einem signifikanten Ereignis, wenn wir ihn im Wesentlichen<br />
für wahr halten. Dabei spielt es keine Rolle, ob er auch - objektiv gesehen - wahr ist.<br />
Wir schlagen daher vor: Wann immer jemand eine Klage ausspricht, dann ist der Gegenstand<br />
der Klage ein Gedanke, der aufgrund von Beobachtung oder Überlegung entstanden<br />
ist und im Kontext anderer Gedanken als leidverursachend erlebt wird. Auch wenn wir uns<br />
im alltäglichen Sprachgebrauch auf die Dinge der Welt als leidverursachend beziehen, indem<br />
wir etwa sagen: "Herr X hat mich beleidigt", verhält es sich anders. Die Beleidigung<br />
resultiert aus dem Genuss eines "Cocktails" von Gedanken, den wir selbst zusammen mixen.<br />
Dies entspricht der konstruktivistischen Grundthese, wonach die Welt von uns gezeichnet<br />
wird und wir auf unsere Landkarte der Welt reagieren - nicht auf die Welt selbst.<br />
Wenn wir daher Ereignisse reframen, dann tauschen wir üblicherweise Gedanken aus, um<br />
so zu einer Neubewertung zu gelangen.<br />
1.4.5 Nonverbales Reframing<br />
Ein Reframing muss nicht notwendig sprachlich sein. Wir können durch Gestik und Mimik<br />
gelegentlich mehr aussagen als durch lange Worte. Ein Schüler etwa, der sich gerade einen<br />
schmerzlichen Tadel des Lehrers eingefangen hat, mag die Situation umbewerten, wenn<br />
sein Nachbar heimlich die Augen verdreht und ihn so nonverbal unterstützt. Sprachliche<br />
Reframings können auch durch nichtsprachlige unterstützt werden. Pantomimen sind hilfreiche<br />
Modelle in der Kunst körpersprachlicher Framings und Reframings.<br />
1.5 Systematik des Inhalts-Reframing<br />
An dieser Stelle fassen wir noch einmal knapp die wesentlichen Aspekte zum Inhaltlichen<br />
Reframing zusammen.<br />
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