Praktischer Teil - CNLPA
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Mario Giesel (2008). Der Umgang mit Klagen: Inhaltliches Reframing. Ein Seminarkonzept<br />
In der nächsten Woche kamen Rekrutierungsoffiziere ins Dorf, um die jungen Männer zur<br />
Armee zu holen. Den Sohn des Bauern wollten sie nicht, weil sein Bein gebrochen war.<br />
Als die Nachbarn ihm sagten, was für ein Glück er hat, antwortete der Bauer, "vielleicht"<br />
…<br />
Abbildung 1: Parabel vom chinesischen Bauern (Bandler & Grinder, 2000, S.13)<br />
Ein Bauer erfährt demnach eine Reihe von Geschicken, die von seinen Nachbarn direkt<br />
einmal als Glück und einmal als Pech interpretiert werden. Der Bauer indessen weist diese<br />
Interpretationsergebnisse zurück bzw. relativiert sie jeweils mit dem Wörtchen „vielleicht“.<br />
Nach dieser Metapher erläutern die Autoren:<br />
Die Bedeutung, die ein Ereignis hat, hängt ab von dem "Rahmen", in dem wir es<br />
wahrnehmen. Verändern wir den Rahmen, so verändern wir die Bedeutung. Zwei<br />
wilde Pferde zu haben, ist eine gute Sache, solange man sie nicht im Zusammenhang<br />
mit dem gebrochenen Bein des Sohnes sieht. Das gebrochene Bein scheint<br />
etwas Schlechtes im Zusammenhang mit dem friedlichen Dorfleben; aber im Zusammenhang<br />
von Rekrutierung und Krieg wird es plötzlich etwas Gutes. Das wird<br />
"Reframing" genannt: man wechselt den Rahmen, in dem ein Mensch Ereignisse<br />
wahrnimmt, um die Bedeutung zu verändern. Wenn sich die Bedeutung verändert,<br />
verändern sich auch die Reaktionen und Verhaltensweisen des Menschen.<br />
Zitat 1: Bandler & Grinder, 2000, S. 13<br />
Die chinesische Geschichte, verbunden mit den Erläuterungen der Autoren, gibt bereits<br />
einigen Aufschluss über das Reframing-Verständnis der Autoren. Zunächst ist zu bemerken,<br />
dass das Wort „Rahmen“ in Anführungszeichen gesetzt ist. Dies scheint darauf hinzuweisen,<br />
dass der Begriff nicht in einem wörtlichen Sinne zu nehmen ist, sondern vielmehr<br />
in einer übertragenen, metaphorischen Bedeutung. Gelegentlich wird das bekannte<br />
Bild mit den drei Fischen herangezogen, um das Konzept „Reframing“ zu erläutern (vgl.<br />
z.B. Dilts 2001, 2003, siehe Abb. 2).<br />
Abbildung 2: Frame-Metapher nach Dilts (2003)<br />
Zum Bild der drei Fische mit unterschiedlichen Rahmen sagt Dilts (2001):<br />
Die hier dargestellte Situation … (ist) eine gute Metapher sowohl für den Prozess<br />
psychologischen Reframings als auch für seinen Zweck. Menschen geraten häufig<br />
in die Situation des kleinen und des mittleren Fischs. Entweder sind sie sich wie der<br />
kleine Fisch einer aktuellen Bedrohung, die in ihrer Umgebung lauert, nicht bewusst,<br />
oder sie sind wie der mittlere Fisch so auf ein bestimmtes Resultat fixiert,<br />
dass sie eine sich nähernde Krise nicht bemerken. Das Paradox der Situation des<br />
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