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Mario Giesel (2008). Der Umgang mit Klagen: Inhaltliches Reframing. Ein Seminarkonzept der den Klienten dazu bringt zu Xen, ob er bereit ist, die wichtigste Ressource in genau diesem Kontext zu sein. Eine dritte Möglichkeit, einen akzeptablen Kontext zu finden, besteht darin, den Klienten sich nach innen wenden zu lassen und zu fragen, ob irgendein Teil von ihm irgendeine Situation ausfindig machen kann, in der er fähig sein will, genau dieses Verhalten X hervorzubringen. Der Teil wird danach gefragt, ob er bereit ist, das Verhalten ausschließlich und kongruent nur in diesem Kontext hervorzubringen. 1.2.13 Vergleich zwischen Bedeutungs- und Inhalts-Reframing Beim Bedeutungs-Reframing wird der Kontext (die Situation) so belassen wie er ist. Die Bedeutung des Verhaltens bzw. dasjenige, was es impliziert, verändert sich dagegen. Es sind immer Umdeutungen möglich, die die Bedeutung des Verhaltens verändern (Bedeutungs-Reframing). Ebenso ist es immer möglich, eine Veränderung des Kontextes zu finden, die die Bedeutsamkeit des Verhaltens verändert (Kontext-Reframing). Streng genommen können wir - hinsichtlich des gleichen Hauptereignisses - nicht zugleich Bedeutung und Kontext reframen. Denn zum Bedeutungs-Reframing gehört es eben, dass der Kontext erhalten bleibt, während er beim Kontext-Reframing auszuwechseln ist. Trotzdem müssen sich die beiden Arten inhaltlichen Reframings nicht gegenseitig ausschließen. So enthält das Beispiel von der sturen Tochter bei genauer Betrachtung eine solche Synthese, da an einer Stelle ein Ein-Wort-(Bedeutungs-)Reframing eingebaut wird ("Beharrlichkeit" statt "Sturheit"). Dass sie stur ist, ist also bedeutungsgleich mit der Tatsache, dass sie beharrlich ist. Wer dem nachspürt, wird bei "Beharrlichkeit" wohl andere Bedeutungs-Assoziationen bemerken als bei "Sturheit". Der wesentliche Bestandteil eines gelungenen Reframings ist, wie in den genannten Beispielen, ein Wechsel im Erleben. Beim Bedeutungs-Reframing wird Bandler & Grinder zufolge eine bestehende komplexe Äquivalenz (die deutsche Übersetzung benutzt übrigens den ungebräuchlichen Ausdruck "Teil-Äquivalenz") durch eine andere ausgetauscht. Man wiederholt die alte (Pacing) und bietet danach die neue an (Leading). Am Beispiel des Teppichs: „Sie schauen auf den Teppich, und er ist ohne Flecken. Er ist flauschig, Sie können die weißen Fasern sehen. Und dann wird Ihnen plötzlich bewusst, dass das bedeutet, Sie sind ganz alleine. Und jetzt setzen Sie ein paar Fußabdrücke darauf, und Sie machen sich bewusst, dass Ihre Lieben in der Nähe sind.“ Wann immer wir eine komplexe Äquivalenz heraushören, ist es laut Bandler & Grinder (2000)direkter, mit einem Bedeutungs-Reframing zu arbeiten. Hingegen ist ein Kontext- Reframing vorzugsweise dann angezeigt, wenn eine vergleichende Generalisierung über sich selbst oder einen anderen vorgenommen wird. Erkennbar sind diese Fälle, wenn sie die Form "Ich bin zu X" oder "Er ist zu Y" haben, z.B. "Sie ist zu stur". Eine vergleichende Generalisierung abstrahiert von einem Kontext. Diese Form der Klage verallgemeinert über viele Kontexte, wobei die Hälfte des Vergleichs getilgt ist. Es wird nicht angegeben, in welchem Kontext die Betreffende zu stur im Vergleich zu wem oder was ist. Klagen (complaints) sind demnach häufig Generalisierungen. Damit sie mittels Inhalts- Reframing "entschärft" werden können, muss eine von zwei formalen Bedingungen erfüllt sein: Entweder liegt eine komplexe Äquivalenz vor, oder der Kontext wird getilgt. 14
Mario Giesel (2008). Der Umgang mit Klagen: Inhaltliches Reframing. Ein Seminarkonzept Kein Verhalten ist an sich nützlich oder unnütz. Jedes Verhalten ist irgendwo nützlich; zu identifizieren, wo es nützlich ist, ist Kontextreframing. Genauso bedeutet auch kein Verhalten schon an sich etwas, Sie können ihm also jede Bedeutung zuweisen: das ist Bedeutungsreframing. Zitat 12: Bandler & Grinder, 2000, S. 26 1.2.14 Weitere Beispiele Bandler & Grinders zum Inhaltlichen Reframing Nachfolgend noch eine Auswahl von Beispielen, die Bandler & Grinder (2000) in ihrem Buch behandeln. Wichtig dabei ist, dass zur Sicherstellung der Form der Klage gelegentlich Metamodell-Fragen nützlich sein können (s. Abb. 5). Klage Mutmaßliche Form Empfohlenes Reframing Ich kann nicht mitschreiben. Ich bin zu dumm Komplexe Äquivalenz Bedeutung Byron hat sich niemals wirklich für meine Grup- Komplexe Äquiva- Bedeutung pen interessiert, er sitzt immer nur in der hinteren Ecke. lenz Ich bin nicht glücklich, wenn ich hier in diesem Komplexe Äquiva- Bedeutung Raum sitze lenz Bin ich zu tyrrannisch? Vergleichende Generalisierung Kontext Abends gibt es keinen Kaffee mehr, und das mag Komplexe Äquiva- Bedeutung ich nicht. lenz Auf dem Stundenplan stehen zu viele Sitzungen Komplexe Äquiva- Bedeutung gleichzeitig. Gehe ich in den einen Workshop, verpasse ich den anderen. lenz Meine Frau braucht ewig, um sich für etwas zu Komplexe Äquiva- Bedeutung entscheiden lenz Meine Kinder schreien dauernd und rennen zu Vergleichende Ge- Kontext viel herum neralisierung Ich nehme alles zu leicht Vergleichende Generalisierung Kontext Abbildung 5: Klage, Form und empfohlenes Reframing (Bandler & Grinder, 2000) 1.2.15 Pacing, Leading, Kongruenz Damit ein Inhaltliches Reframing erfolgreich sein kann, sollte Rapport mit dem Coachee bestehen. Dazu gehört es, dessen Klage angemessen zu verstehen und zu würdigen (Pacing). Dazu nochmals das Beispiel Bandler & Grinders (ebd.): Sie schauen auf den Teppich. Und er ist ohne Flecken! Sie haben ihn tadellos sauber gemacht. Er ist flauschig. Sie können die weißen Fasern sehen. Zitat 13: Bandler & Grinder, 2000, S. 25 15
Seite 1 und 2: Mario Giesel (2008). Der Umgang mit
Seite 13: Mario Giesel (2008). Der Umgang mit
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