Praktischer Teil - CNLPA
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Mario Giesel (2008). Der Umgang mit Klagen: Inhaltliches Reframing. Ein Seminarkonzept<br />
Lage eines anderen Menschen und übernimmt für einen Augenblick dessen Sichtweise<br />
bzw. Wahrnehmungsposition. Indem er sich in die Haut des Anderen hineinassoziiert, dessen<br />
Überzeugungen, Werte, Selbstverständnis, beginnt er Ereignisse aus der Perspektive<br />
eines anderen Weltmodells wahrzunehmen.<br />
1.4 Ergänzungen und Präzisierungen<br />
Ergänzend sollen in diesem Abschnitt zwei Begriffe näher betrachtet werden, die im Vokabular<br />
Bandler & Grinders (2000) häufig auftauchen, ohne dass eine präzise Definition<br />
zur Verfügung gestellt wird. Es geht um den Begriff der "Bedeutung" und den Begriff der<br />
"Komplexen Äquivalenz". Danach sollen Kontext- und Bedeutungs-Reframing nochmals<br />
anhand ihrer logischen Struktur verglichen werden. Anschließend wird der Begriff "Ereignis"<br />
näher beleuchtet werden, ehe abschließend einige Worte zur Möglichkeit nonverbaler<br />
Reframings folgen.<br />
1.4.1 Über den Bedeutungsbegriff bei Bandler und Grinder<br />
Wir haben schon gesehen, dass "Bedeutung" verschiedene Bedeutungen haben kann. Da<br />
existiert etwa der quantitative Bedeutungsbegriff (hohe vs. geringe Bedeutung). Außerdem<br />
gibt es verschiedene qualitative Bedeutungsbegriffe, wie im Folgenden zu zeigen ist.<br />
Bedeutungs-Reframing soll dazu dienen, die Bedeutung eines Stimulus bzw. eines Verhaltens<br />
oder Erlebens zu verändern. Nehmen wir einige prototypische Aussagen, um zu beschreiben,<br />
was mit Bedeutung prinzipiell gemeint sein könnte.<br />
(a) X ≡ Y<br />
Gelegentlich meinen wir "X bedeutet Y", wenn wir sagen: "X ist dasselbe wie y", bzw. X<br />
ist identisch mit Y. Bsp.: Der Mann, der gerade die Treppe hochkommt, ist mein Bruder.<br />
"Der Mann, der gerade die Treppe hochkommt" und "mein Bruder" verweisen im gegebenen<br />
Kontext auf denselben "Gegenstand" und haben somit dieselbe Bedeutung. Dieser Bedeutungsbegriff<br />
wurde vom Sprachphilosophen Gottlob Frege geschaffen.<br />
(b) X = Y<br />
Häufig meinen wir "X bedeutet Y", wenn wir sagen: "X ist das gleiche wie y", bzw. X ist<br />
hinsichtlich der wesentlichen Merkmale das Gleiche wie Y. Bsp.: Ich habe den gleichen<br />
Wagen / die gleichen Interessen wie mein Bruder. Hier sage ich, dass "der Wagen meines<br />
Bruders" und "mein Wagen" auf dasselbe Prinzip verweisen (z.B. das Prinzip, nach dem<br />
man einen BMW X3 mit Serienausstattung erkennt) und somit bedeutungsgleich sind.<br />
(c) X ↔ Y<br />
Drittens meinen wir "X bedeutet Y", bzw. X ist äquivalent mit Y, wenn wir sagen: "X ist<br />
ein hinreichendes Indiz für Y". Bsp.: Wo mein Bruder ist, da bin auch ich. Wo Rauch ist,<br />
da ist auch Feuer.<br />
(d) X → Y<br />
Dieser schwächste vierte Bedeutungsbegriff geht davon aus, dass die Bedeutung eines Ereignisses<br />
in der zeitlichen, logischen oder psychologischen Folge besteht, die dieses Ereig-<br />
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