Materialsammlung - Theater Marburg
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"Kafka hatte schöne braune Augen" – Ein Anruf bei Alice Herz-Sommer<br />
von Oliver Das Gupta, 2007<br />
Seit 100 Jahren spielt Alice Herz-Sommer Klavier, heute feiert sie ihren 104. Geburtstag. Sie hat noch mehr zu bieten: eine Bekanntschaft<br />
mit Franz Kafka.<br />
SZ: Herzlichen Glückwunsch, Frau Herz-Sommer, zum 104. Geburtstag. Erwarten Sie viele Gratulanten?<br />
Klavierlehrerin bei Max Brod: Alice Herz-Sommer 1924. (© Foto: Droemer Verlag)<br />
Alice Herz-Sommer: Nur die engsten Familienmitglieder werden kommen und dafür gibt es einen guten Grund: So kann man sich viel<br />
besser unterhalten. Wir werden miteinander essen.<br />
SZ: Frau Herz-Sommer, können Sie sich an Ihren 4. Geburtstag im Jahre 1907 erinnern?<br />
Herz-Sommer: Dunkel, aber eines kann ich sagen: Geburtstage wurden nicht besonders begangen. Große Geschenke gab es nicht. Wir<br />
waren fünf Kinder und wurden sehr spartanisch erzogen. Unsere Mutter war eigentlich immer nur daran interessiert, dass wir lernen.<br />
SZ: Sie waren zwischen den Weltkriegen eine gefeierte Konzertpianistin. Saßen Sie auch schon 1907 am Klavier?<br />
Herz-Sommer: Ja. Aber ob ich der einzige Mensch bin, der seit 100 Jahren Klavier spielt, weiß ich nicht.<br />
SZ: Am häufigsten werden Sie aber nicht wegen Ihrer Virtuosität angesprochen, sondern auf Ihre Erlebnisse mit Franz Kafka.<br />
Herz-Sommer: Das stimmt. Vorige Woche waren aus Brasilien, Argentinien und Chile ein paar Studenten da. Die wollten wissen, wie<br />
Kafka so war.<br />
SZ: Wie kam es zu der Bekanntschaft mit ihm?