Handout Syntax 2011/2012 (pdf) - PD Dr. Wolfgang Schindler
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<strong>PD</strong> <strong>Dr</strong>. W. <strong>Schindler</strong>: Einführung in die <strong>Syntax</strong> des Deutschen. Seite 27<br />
(88) Syntaktische Struktur Inkorporation (komplexes Prädikat/Verb)<br />
Attribution Sie fährt [das Auto, das Kuno gehört] *Sie fährt Auto, das Kuno gehört<br />
Anaphorik Sie fährt Utes Auto, wenn es nicht kaputt ist *Sie fährt Auto, wenn es nicht kaputt ist<br />
Negation weil er (nicht) die Zeitung nicht liest weil er nicht Zeitung (*nicht) liest<br />
b) Funktionsverbgefüge (FVG): komplexes Prädikat oder FV + Satzglied bzw. + FV-Ergänzung?<br />
FVG gehören zu den vieldiskutierten Strukturen der deutschen <strong>Syntax</strong>. Sie bestehen aus einem semantisch<br />
abstrakten Verb und einer PP oder NP (in Bewegung geraten ‚sich zu bewegen beginnen’,<br />
in Anspruch nehmen ≈ beanspruchen; eine Entscheidung treffen ‚entscheiden’, Rache nehmen ≈<br />
sich rächen). Meist lässt sich das N auf ein V (bewegen) oder ein Adj (in Verlegenheit geraten ‚verlegen<br />
werden’) zurückführen, so dass man gerne von „Streckformen“ spricht. Manchmal kommen<br />
analoge Gefüge ohne abgeleitetes Substantiv vor (in Extase geraten, in Kraft setzen). Wenn man die<br />
Gefüge-PP oder -NP weder erfragen noch ersetzen kann, scheint deren Satzgliedstatus zweifelhaft<br />
(*Wohin geriet Kuno? In Verlegenheit. – Kuno geriet in Verlegenheit/ *dorthin). Die Beurteilung<br />
der FVG verkompliziert sich dadurch, dass vor allem der NP-Typ häufiger Satzgliedverhalten zeigt:<br />
Treffen Sie Ihre Wahl/ sie schnell. Insgesamt stellt sich der Phänomenbereich als sehr heterogen dar<br />
und wird neuerdings sehr kritisch untersucht (etwa in der Dissertation von Heike Winhart:<br />
http://tobias-lib.uni-tuebingen.de/volltexte/2005/1696/<strong>pdf</strong>/Dissertation-<strong>Dr</strong>ive.<strong>pdf</strong>) oder gar bestritten (Pottelberge,<br />
Jeroen van. 2001. Verbonominale Konstruktionen: vom Sinn und Unsinn eines Untersuchungsgegenstandes.<br />
Heidelberg.). Beide Wissenschaftler tendieren dazu, FVG als reguläre syntaktische Strukturen anzusehen,<br />
deren Konstituenten eine allerdings relativ enge Bindung eingehen (können).<br />
Was nun? – Bleiben wir, bei aller Kritik, vorläufig bei dem Begriff FVG. Diese Gefüge aus FV und<br />
FVE (zum Kochen bringen, Hilfe leisten) strecken einfache Prädikate zu komplexen. Die FVG verfügen<br />
wie einfache Prädikate über Valenz und konstituieren das Satzskelett: Die EZB entschied (x,<br />
y), die Zinsen zu erhöhen und Die EZB traf die Entscheidung (x, y), die Zinsen zu erhöhen. Merken<br />
wir uns jedoch, dass der Phänomenbereich etliche Probleme enthält.<br />
2. SUBJEKT (SBJ/SUBJ/SUB) (Lektüre: Eisenberg 1999: Kap. 9):<br />
Auch: Nominativergänzung. Nominativ nicht regiert, da (fast) jedes deutsche Verb ein Nominativ-Subjekt<br />
valenzfordert. Beachten Sie "subjektlose" Konstruktionen:<br />
(89) Mir graut vor <strong>Syntax</strong> (vgl. Es graut mir vor <strong>Syntax</strong>). An Schlaf war nicht zu denken.<br />
Morgen wird ausgiebig gefeiert. Trinkt endlich aus.<br />
2.1. Kategoriale Füllung: NP, Pron, Satz, InfGr, (Adj, Adv, PtGr?)<br />
(90) Pia/ Sie/ Die exaltierte Jurastudentin füttert ihre Katze.<br />
Dass du Ferien hast, freut mich. – Ferien zu haben, freut mich.<br />
2.2. Frage: Wer (oder was)?<br />
Wer füttert ihre Katze? Pia/ Sie/ Die exaltierte Jurastudentin<br />
Was freut mich? Dass du Ferien hast/ Ferien zu haben.<br />
2.3. Pro-Form: Pron im Nominativ.<br />
Dass du Ferien hast, das/ *dessen/ *dem freut mich.<br />
2.4. Kongruenz mit dem Finitum: Ich freue mich/ Du freust dich über die Ferien.<br />
Probleme/Besonderheiten:<br />
a) FORMALES SUBJEKT: (a) Es regnet/blitzt/grünt/weihnachtet/windet.