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Handout Syntax 2011/2012 (pdf) - PD Dr. Wolfgang Schindler

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3 Syntagmatische Relationen<br />

<strong>PD</strong> <strong>Dr</strong>. W. <strong>Schindler</strong>: Einführung in die <strong>Syntax</strong> des Deutschen. Seite 6<br />

Die Relationen Kongruenz, Rektion und Valenz wirken bei der syntaktischen Strukturbildung mit.<br />

Valenz ist die Eigenschaft bestimmter Wörter/Wortarten, eine Leerstelle oder auch zwei bis vier<br />

Leerstellen um sich herum zu eröffnen und deren Besetzung festzulegen (= Subkategorisierung). So<br />

eröffnet essen eine zweite Valenzstelle für eine NP, die es im Akkusativ regiert (isst → einen Apfel),<br />

wogegen annehmen sowohl eine NP (im Akk. regiert) als auch einen dass-Satz subkategorisiert; eine<br />

Präposition eröffnet eine (zweite) Stelle, die im Kasus regiert wird, etwa in (der Mann) mit dem<br />

Hut. Rektion ist ein Aspekt der Festlegungen der eröffneten Stellen. Verben, Präp, aber auch Adjektive<br />

(des Schweinsbratens ← überdrüssig, seinen Prinzipien ← treu) können den Kasus des Komplements<br />

bestimmen.<br />

Kongruenz liegt vor, wenn Wörter gleiche Flexionskategorien aufweisen wie die Numeri in der<br />

Specht und die Spechte (Art ս N) oder Der Specht schläft und Die Spechte schlafen (Subjekts-NP<br />

ս finites Verb).<br />

(6) [Pia] isst gerade [einen schmackhaften Kuchen]<br />

Valenz: Essen fordert zwei Ergänzungen: x = SUBJ (obl.) und y = AKKO (fakultativ) 2<br />

Essen bestimmt kategorial (c-selegiert), dass x und y NPs sind3 Zudem weist es beiden Ergänzungen eine Theta-Rolle (thematische Rolle) zu:<br />

x: AGENS und y: PATIENS („affiziertes Objekt“), s-Selektion<br />

Rektion: essen regiert den Akkusativ, daher wird die y-NP als NPakk realisiert<br />

Kongruenz: SUBJEKTS-NP und Finitum kongruieren im Singular (Pia isst) 4<br />

3.1. Rektion →<br />

Art, Adj und N des AkkO kongruieren in den Merkmalen Akk. Sing. und Mask.<br />

3.1.1. Rektion von Kasus oder Präp<br />

Bei den lexikalischen Rektionsmöglichkeiten wird ein konkretes Lexembeispiel eingetragen.<br />

(7) Genitiv Dativ Akkusativ Präposition<br />

Verb beschuldigen helfen erledigen sich ernähren → von<br />

Adjektiv würdig ähnlich gewohnt zufrieden → mit<br />

Substantiv Spaß → an<br />

Präposition angesichts mit ohne<br />

Anmerkungen: Verben regieren bei einem PO in der Regel nur eine feste Präposition. Gelegentlich<br />

kommt aber auch Doppelrektion vor wie bei kämpfen → für/gegen. Achtgeben muss man zudem<br />

auf Lesartenwechsel wie bei Sie denkt ‚richtet ihre Gedanken auf’ an ihren Bruder versus Sie denkt<br />

‚urteilt’ positiv über ihren Bruder, da die Präpositionen zu unterschiedlichen Lesarten des polyse-<br />

2 Das AKKO ist bei essen eine fakultative Ergänzung wegen Sätzen wie Pia arbeitet nicht, denn sie isst gerade.<br />

3 Vgl. Pia isst einen Apfel/*, dass es ein Apfel ist. Anders ausschließen (x, y) ‚für unmöglich halten’, das bei y neben<br />

NP auch dass-Sätze zulässt: Sie schließen einen GAU aus/schließen aus, dass es zu einem GAU kommen könnte.<br />

4 Die Person(al)-Kongruenz kann man auf die Subjektspronomina beschränken (ich lache, du lachst, er/sie/es lacht)<br />

und bei nicht-pronominalen Subjekten wie Pia lacht oder Die Frau lacht oder Dass sie lächelt, irritiert ihn annehmen,<br />

dass die 3. Person am finiten Verb als die übliche Default-Kategorie gewählt wird („voreingestellt ist“).

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