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alte Schäden und faule lte Schäden und faule ... - Kathrin von Basse

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ausgedehnt. Die übeln Säfte dringen nach dem geschwächten Theile, die Füse schwellen<br />

<strong>und</strong> bekommen bei der geringsten Veranlassung Rothlauf. Dieser wird durch Weibermanscherei<br />

verhudelt, bricht auf <strong>und</strong> bringt Geschwüre hervor, die sehr schwer zu<br />

heilen sind. Dies ist so der gewöhnliche Vorgang <strong>a<strong>lte</strong></strong>r <strong>Schäden</strong> bei betagten Frauenzimmern,<br />

die noch glüklich sind, wenn sie sich in Zeiten der Gewalt eines verständigen<br />

Arztes unterwerfen.<br />

Fall Fall. Fall<br />

Eine adliche Dame verlor in ihrem fünf <strong>und</strong> vierzigsten Jahre ihre Zeit, doch so,<br />

daß sie zuweilen wieder ansezte, aber nicht durchbrechen konnte. Man half ihr nicht<br />

durch Aderlassen nach. Kein W<strong>und</strong>er, daß die Beschwerden der Unordnung ihrer Zeit<br />

im ledigen Stande <strong>und</strong> die krampficht hysterischen Beschwerden ihrer mitlern Jahre<br />

sich hier mit vermehrter Gewalt einfanden. Zu späte suchte man, da sie nun dadurch<br />

entkräftet worden war, ein Aderlas am Fuse vorzunehmen. Zum Unglük war die Spizze<br />

des Laseisens schief in die ausdehnende Senne des grosen Zehen am linken Fuse<br />

gegangen <strong>und</strong> drin stekken geblieben, <strong>und</strong> eine starke Entzündung kam dazu. Der Barbier<br />

verband sie täglich etliche Mal mit Bleiwasser, <strong>und</strong> erwartete, daß die Spizze der<br />

Fliete herausschwären so<strong>lte</strong>, denn er verbarg den begangnen Fehler weislich vor seiner<br />

Gönnerin. Die zu Krämpfen <strong>und</strong> Unordnungen geneigten Nerven <strong>und</strong> die übelgewordnen<br />

Säfte in ihrem geschwächten Körper, schlugen gar bald ihren Tummelplatz in dieser<br />

so gereizten Gegend auf. Es entstand eine jauchichte übelriechende W<strong>und</strong>e, die nach<br />

unterwärts wüthete. Die Senne war zerfressen, die Knochenhaut zerstört, <strong>und</strong> der Kopf<br />

der ersten Röre des grosen Zehes gieng an, auch ein Theil des Haut war <strong>von</strong> bösem<br />

Eiter zur Fistel ausgehölt. Ich werde gerufen. Ich erweitere die W<strong>und</strong>e; verbinde sie<br />

etliche Tage mit Digestiv, den Knochen schabe ich reine aus <strong>und</strong> sondre das Verdorbene<br />

ab, verbinde ihn mit Alkohol <strong>und</strong> sehe dem Erfolge zu. Nach etlichen Tagen nehme ich<br />

das schwammige Fleisch mit Höllenstein weg, <strong>und</strong> verbinde wechselweise nach Beschaffenheit<br />

<strong>und</strong> der Reinigkeit der W<strong>und</strong>e bald mit Digestiv, bald mit Sublimatauflösung.<br />

Nach Reinigung der W<strong>und</strong>e wurden die Ränder mit stärkendem Balsam <strong>und</strong><br />

das Innere mit Digestiv ohne Fettigkeit verb<strong>und</strong>en. Die heise Geschwulst hemte ich<br />

durch k<strong>a<strong>lte</strong></strong> Fusbäder. Sie selbst stärkte ich durch halbe <strong>und</strong> ganze nach <strong>und</strong> nach k<strong>a<strong>lte</strong></strong><br />

Bäder, durch innerliche Arzneien, wodurch sich auch die Säfte verbesserten <strong>und</strong> durch<br />

eine vom Zeh bis zum Knie heraufsteigende Binde. Früh <strong>und</strong> gegen Abend lies ich sie<br />

ausfahren. Der Knochen entblätterte sich, feste Knorpel <strong>und</strong> Fleischwärzchen <strong>und</strong> eine<br />

Art Knochenhaut ste<strong>lte</strong> sich wieder her, auch die übrige W<strong>und</strong>e nahm ab, <strong>und</strong> hei<strong>lte</strong> nach<br />

<strong>und</strong> nach, wie wohl langsam zu. Die ganze Geschichte dauerte dreiviertel Jahr. Zur völligen<br />

Wiederherstellung lies ich die Kranke etliche Bäder nach einander besuchen, ohne<br />

daß sie an ihren Wassern Theil nahm, ausser bei den eisenhaltigen, durch k<strong>a<strong>lte</strong></strong> Fusbäder.<br />

Die Veränderung der Luft, die Unterhaltung des Geistes, die Sorglosigkeit <strong>und</strong><br />

Bewegung, die diese Reise verursachte, verscheuchten vollends alle Beschwerden, <strong>von</strong><br />

denen sie nachgehends nur etliche überhingehende Spuren empf<strong>und</strong>en hat, ausser der<br />

Unbequemlichkeit, daß die grose Zehe etwas einwärts gekrümt blieb. Ich erinnere noch,<br />

daß ich ihr auch nach der Hand immer ganze k<strong>a<strong>lte</strong></strong> Fusbäder nehmen lies, <strong>und</strong> ihr noch<br />

zwei Jahre vierteljähriges Aderlassen am Arme empfahl, welches sie blos mit der Lan-<br />

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