alte Schäden und faule lte Schäden und faule ... - Kathrin von Basse
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wie kan nun das dabeigemischte etwanige Heilsame wirken. Der Nachtheil aller Arten<br />
wirklicher Pflaster in Heilung ofner W<strong>und</strong>en ist unendlich beträchtlicher, als ihr<br />
Vortheil, man höre nun endlich einmal auf, <strong>von</strong> heilenden Pflastern zu sprechen. Zu anderm<br />
Behufe zweifelt man an ihrem Werthe nicht.<br />
Vorzüglich mus ich nächst der Schädlichkeit fast aller Pflaster <strong>und</strong> fettigen Salben<br />
bei Heilung der W<strong>und</strong>en, noch besonders anmerken, daß <strong>a<strong>lte</strong></strong> Geschwüre vorzüglich<br />
mit keinem derselben behandelt werden so<strong>lte</strong>n, in deren Mischung sich Blei befindet,<br />
<strong>und</strong> fast alle Pflaster führen es bei sich.<br />
Fall Fall. Fall<br />
Ich hatte in Hermanstadt einen wohlhabenden Tischler <strong>von</strong> sechs <strong>und</strong> siebenzig<br />
Jahren zu besorgen, der seit mehr als zwanzig Jahren alle Herbste an beiden Füsen<br />
einen ofenen Schaden bekam, den er zwar anfänglich immer durch gute Lebensart <strong>und</strong><br />
geweichte Erlenblätter zuhei<strong>lte</strong>, der aber die lezten Jahre so schlim wieder kam, daß er<br />
fast gar nicht zuhei<strong>lte</strong>. Die öftere Geschwulst an diesen Füsen war zu starken bläulichten<br />
Knollen verhärtet, <strong>und</strong> die Fusbeugen ziemlich ungelenk. Vier Wochen, ehe ich gerufen<br />
ward, hatte er sich entschlossen, seine untätige Heilart zu verlassen <strong>und</strong> zu einem<br />
Arzte seine Zuflucht zu nehmen. Dieser hatte lange Jahre als Regimentsfeldscheer alle<br />
Vorurtheile seines Gewerbes eingesogen, <strong>und</strong>, da er sich damit angefült zu seyn glaubte,<br />
promovirt, in der That den goldnen Degen <strong>und</strong> dem grauen Barte nach ein sehr ehrwürdiger<br />
Mann. Bleiwasser, Bleiweissalbe, <strong>und</strong> Bleipflaster aller Art waren seine<br />
Scherwenzel auch bei den <strong>a<strong>lte</strong></strong>n W<strong>und</strong>en dieses ehrlichen Mannes. So wie nach <strong>und</strong><br />
nach das Blei zu wirken angefangen hatte, hatten sich auch seine Schmerzen gemehrt,<br />
bis sie endlich unausstehlich geworden waren, als ich zu Hülfe ei<strong>lte</strong>. Ich fand einen ausgezehrten<br />
<strong>a<strong>lte</strong></strong>n Mann, <strong>von</strong> troknen Fiebern <strong>und</strong> empfindlichen Nerven wie ein Kind<br />
weinen, da er doch sonst so mänlich <strong>und</strong> verständig war. Seine beiden W<strong>und</strong>en, an jedem<br />
Fus eine, waren einwärts an dem Schienbeine, eines Groschens gros, aber auf<br />
fünf Linien tief, fast trokken, <strong>von</strong> violetgrauer Farbe des Bodens, die Ränder waren<br />
hart. Arabisches Gummi mit Weizenmehl <strong>und</strong> Safran in Wasser zu Brei gebracht <strong>und</strong><br />
alle halbe St<strong>und</strong>e warm umgeschlagen, brachten nur erst nach acht <strong>und</strong> vierzig St<strong>und</strong>en<br />
einige Erleichterung. Nun legte ich Salbe mit Spanischfliegenpulver in die W<strong>und</strong>en,<br />
<strong>und</strong> erneuerte nach zwölf St<strong>und</strong>en die warmen Umschläge bis ich den vierten Tag Erleichterung<br />
der Schmerzen <strong>und</strong> Anfang zur Reinigung der W<strong>und</strong>en fand. Er genas nach<br />
gehöriger übrigen Behandlung.<br />
Wer die langsame Wirkung des Bleies zugleich aber auch seine zusammenziehende<br />
Kraft kennet, deren Hartnäkkigkeit bei sonst keinem Mittel auf der Welt angetroffen<br />
wird, der wird sich die Schädlichkeit der Bleimittel bei <strong>a<strong>lte</strong></strong>n W<strong>und</strong>en begreiflich machen<br />
können, <strong>und</strong> sich zugleich die Bleikolik erklären.<br />
Oben habe ich <strong>von</strong> dem unrichtigen Gebrauche einer Menge säfteverbessernder<br />
<strong>und</strong> abführender, bei der Heilung <strong>a<strong>lte</strong></strong>r W<strong>und</strong>en gebräuchlicher Mittel geredet. Wenn<br />
alle diese Mittel nicht in den Augen fast aller verständigen Leute so viel Werth bei dergleichen<br />
Kuren hätten, so wo<strong>lte</strong> ich ihrer nicht erwähnen <strong>und</strong> sie eben so mit Stillschweigen<br />
übergehen, wie ich der unleugbar schädlichen <strong>und</strong> unsinnigen Mittel, die so<br />
häufige dagegen angewandt werden, mit keinem Worte erwähnen, jeder blos Vernünfti-<br />
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