S C H U L E - Die Linkspartei - Die Linke
S C H U L E - Die Linkspartei - Die Linke
S C H U L E - Die Linkspartei - Die Linke
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
pädagogischen Prozess entwickelt. Daraus folgt, dass die Auffassung von der führenden<br />
Rolle des Lehrers im pädagogischen Prozess nicht im Sinne eines sog.<br />
Einwirkungsmodells interpretiert werden darf, sondern davon auszugehen ist, dass<br />
für die Schüler nur das erzieherisch und bildend wirksam ist, was sie sich selber<br />
erarbeitet haben, womit sie sich selber auseinandergesetzt haben. Das hat Konsequenzen<br />
für die Funktion und die Art des Tuns des Lehrers im pädagogischen Prozess.<br />
Wir grenzen uns also ab von einem autoritären Führungsstil, lehnen aber<br />
auch Selbstlauf („laissez faire“) ab.<br />
Progressive Dichter und Denker der Vergangenheit, darunter vor allem viele Philosophen<br />
und Pädagogen, gingen in ihren Auffassungen zur Erziehung der Jugend<br />
ganz selbstverständlich von der Überzeugung aus, dass jedes Kind entwicklungs-<br />
und bildungsfähig sei. In Anbetracht des zunehmenden Engagements liberalkonservativer<br />
Kräfte für Elitebildung und der verstärkten Propagierung wissenschaftlich<br />
überholter Begabungsauffassungen durch sie ist es m. E. angebracht, an<br />
diese Tradition zu erinnern. Es ist Aufgabe des Lehrers, sich um jedes Kind und<br />
seine Entwicklung zu mühen, jedes Kind zu fördern. Dabei gilt, dass das Kind in<br />
jeder Lebensphase ein Ganzes, eine Individualität mit Kenntnissen, Fähigkeiten,<br />
Erfahrungen und moralischen Einsichten ist - geschuldet jeweils seinem Alter und<br />
den konkreten Lebens- und Entwicklungsbedingungen. Es ist also nicht zulässig,<br />
das Kind einseitig vom Standpunkt des Erwachsenen aus als noch nicht vollkommen<br />
anzusehen. Optimistische pädagogische Grundhaltung ist gewissermaßen<br />
Pflicht!<br />
Wenn wir von der Verantwortung des Lehrers im pädagogischen Prozess ausgehen,<br />
dann wirft das zugleich auch die Frage nach Vorgaben für die Arbeit des Lehrers<br />
auf: Lehrpläne Lehrprogramme, Richtlinien, Anweisungen etc. <strong>Die</strong> hohe Qualifikation<br />
des Lehrers und das Vertrauen, das die Gesellschaft in sein Wirken für die<br />
Jugend setzt, stehen im Widerspruch zu kleinlicher Bevormundung seiner pädagogischen<br />
Arbeit durch eine Vielzahl einengender Vorschriften. Nichts gegen Rahmenrichtlinien<br />
und pädagogische begründete Empfehlungen, auch nichts gegen<br />
notwendige Vorgaben, was Schule und Unterricht schließlich erreichen sollen! Aber<br />
alles gegen Verbürokratisierung der pädagogischen Arbeit, gegen ständige<br />
neue Pflichten, die von der eigentlichen Arbeit mit den Schülern abhalten! Vertrauen<br />
und Verantwortung sind die entscheidenden Stichworte!<br />
III.<br />
Auch in einer Situation, in der den Pädagogen ständig neue Aufgaben „übergeholfen“<br />
werden - „ohne Lohnausgleich“ - , sie in der Öffentlichkeit ständig für Missstände<br />
in der Schule und im Verhalten von jungen Menschen verantwortlich gemacht<br />
werden, für die die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen die Ursache<br />
sind, und sie auch nicht selten diskriminiert werden, ist es nicht überflüssig, an das<br />
Berufsethos der Pädagogen zu erinnern. Das sagen wir nicht nur den Pädagogen,<br />
sondern in gleicher Weise und mit Nachdruck auch den Verantwortlichen in<br />
Staat und Gesellschaft. An das Berufsethos der Pädagogen zu appellieren, kann<br />
12