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S C H U L E - Die Linkspartei - Die Linke

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3. Thesen zu einem reformierten Lehrerleitbild<br />

<strong>Die</strong> ausführliche Verständigung darüber, mit welcher suggestiven Kraft Gegenwartsbeschreibugen<br />

wie das Label Wissensgesellschaft die Debatte über eine aktuelle<br />

Bildungsreform bestimmen, folgt einer bewusst gewählten Methodik: Über<br />

die Rolle, Ausbildung und Aufgaben von Pädagogen kann nur entschieden<br />

werden, wenn zuvor das Ziel von Bildung fest gelegt wurde. Keine Pädagogik kann<br />

ohne diese Form einer gesellschaftlichen Zielvorstellung existieren./1/ Um so problematischer<br />

ist heute, dass sich pädagogische Leitlinien in den klaren Begrenzungen<br />

eines Diskurses bewegen, der über Lehreranforderungen ebenso wie über<br />

schulische Lernziele bereits entschieden hat. Ein wettbewerbsorientiertes gesellschaftliches<br />

Leitbild wie das der Wissensgesellschaft ist untrennbar mit der politischen<br />

Forderung verbunden, Wissens-Eliten zu fördern und dabei Ungleichheiten<br />

in Kauf zu nehmen, die durch den schulischen Ausleseprozess entstehen oder<br />

besser: ungebrochen reproduziert werden.<br />

Für ein reformiertes Pädagogik-Leitbild ist damit eine gesellschaftliche Leitvorstellung<br />

über das Ziel schulischer Bildung nicht nur Beiwerk, sondern notwendige Voraussetzung<br />

(und diese Leitvorstellung ist an dem Ideal einer freien und gleichen<br />

Gesellschaft ausgerichtet, die ihren Reichtum gerecht verteilt, Benachteiligung und<br />

Diskriminierung abschafft). Wir selbst haben einen unserer Beiträge zu den „Leitlinien<br />

der Bildungsreform“ (Bauer/Bittlingmayer 2005) mit dem Diktum „egalitär und<br />

emanzipativ“ überschrieben [dieser Beitrag liegt hier aus und ist darüber hinaus<br />

über die Internetseite der Bundeszentrale für politische Bildung frei verfügbar]. Mit<br />

diesem Diktum ist sehr wohl eine Vorentscheidung darüber getroffen, was Pädagogik<br />

leisten soll und kann, worauf sich die zur Verfügung stehenden Ressourcen<br />

richten sollen sowie schließlich darüber, was fern der Maxime egalitärer und emanzipativer<br />

Bildung liegt. Dass eine solche Maxime quer liegt zum augenblicklichen<br />

Modell selektiver, auf Auslese und Elitenförderung ausgerichteter Bildungseinrichtungen,<br />

die ungleiche Bildungszugänge und ungleiche Herkunftsvoraussetzungen<br />

nicht kompensieren, sondern – eine grobe Verletzung demokratischer Gerechtigkeitsnormen<br />

– noch verstärken, ist evident.<br />

Für die innerpädagogische Auseinandersetzung darüber, welche „Rolle, Ausbildung<br />

und Aufgaben“ Pädagogen in einem reformierten Bildungssystem zukommen,<br />

ist zusammenfassend ein erster Meilenstein gesetzt: Jede, mit Bourdieu/Chamboredon<br />

gesprochen, „pädagogische Aktion“ muss sich damit an dem<br />

Anspruch messen lassen, inwieweit sie:<br />

a) in den Reproduktionsmechanismus ungleicher Bildungschancen zu intervenieren<br />

im Stande ist (egalitäre Norm) und<br />

b) ein Bildungsverständnis vermittelt, das auf mehr als lediglich ökonomisch verwertbares<br />

Wissen zielt und damit an das Ideal vernunftgeleiteter Bildung – das<br />

Ideal der Selbst- und Fremdaufklärung – wieder anzuschließen vermag (emanzipative<br />

Norm). Mit Bildung ist damit um so mehr die Vermittlung einer individuellen<br />

Reflexionskapazität verbunden, die dazu dient, existierende Macht- und<br />

Herrschaftsstrukturen einer Gesellschaft offen zu legen. Emanzipatorische Bil-<br />

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