S C H U L E - Die Linkspartei - Die Linke
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Der Wandel zur Wissensgesellschaft bezeichnet einen Epochenbruch, so etwa<br />
Krista Sager, der vergleichbar ist mit der Wende von der Agrar- zur Industriegesellschaft.<br />
Weil wir in einer Wissensgesellschaft leben, leben wir Reinhard Mohn<br />
von Bertelsmann zufolge sogar in Zeiten beschleunigten Wandels. In der Epoche<br />
der Globalisierung, die etwa nach Jürgen Rüttgers die bloße Konsequenz des<br />
Wandels zu Wissensgesellschaften ist, meint beschleunigter Wandel auch beschleunigte<br />
Konkurrenz – ein Lieblingsthema von Guido Westwelle –, weil das<br />
Wissen heutzutage immer schneller veraltet. Weil Wissen in Wissensgesellschaften<br />
immer schneller veraltet, müssen Nationalstaaten ein konsequentes Innovationsmanagement<br />
praktizieren, wie Edelgard Buhlmahn in unzähligen Presseerklärungen<br />
anmahnt, um im internationalen Kampf um innovative Produkt- und Prozessentwicklung<br />
mithalten zu können. Weil Wissen immer schneller veraltet, müssen<br />
gleichzeitig die in Deutschland lebenden Menschen ein konsequentes Kompetenzmanagement<br />
praktizieren und ihre Biografie auf eine Kompetenzbiografie umstellen,<br />
damit sie, wie etwa Wolfgang Clement hervorhebt, in Zeiten eines durch<br />
den Wandel zur Wissensgesellschaft beschleunigten und intensivierten Konkurrenzkampfes<br />
erfolgreich bestehen können. Das ist auch der Hintergrund für die<br />
Unabwendbarkeit von pädagogischen Konzepten wie Lebenslanges oder Lebensbegleitendes<br />
Lernen, die gewissermaßen als individuelles Gegengewicht und<br />
Bremse gegen den unkontrollierbaren gesellschaftlichen Wandel fungieren. Das<br />
Stichwort individuelles Gegengewicht liefert schließlich in Verbindung mit der Idee<br />
einer Kompetenzbiografie ein letztes zentrales Merkmal von Wissensgesellschaften:<br />
Sie zeichnen sich dadurch aus, dass die Menschen, die in ihnen leben, individualisiert<br />
sind. Durch die allgemeine gesellschaftliche Beschleunigung, durch die<br />
Verkürzung der Halbwertzeit des Wissens sowie nicht zuletzt durch die dem anwachsenden<br />
Wissen geschuldete Enttraditionalisierung werden die Menschen immer<br />
stärker freigesetzt aus traditionalen und familialen Bindungen und begegnen<br />
sich mittlerweile als einzelne Akteure auf nunmehr dynamisierten Arbeits- und Bildungsmärkten.<br />
Auch der Verlauf der biografischen Flugbahn fällt in Wissensgesellschaften<br />
stärker als jemals zuvor in die Verantwortlichkeit der Einzelnen.<br />
<strong>Die</strong>se Perspektive und diese kausalen Ableitungen sind wesentlich weniger überspitzt<br />
dargestellt als sie Ihnen in der kurzen Zusammenstellung erscheinen mögen,<br />
sondern bilden den Tenor des Großteils der vom Bundesministeriums für Bildung<br />
und Forschung herausgegebenen oder in Auftrag gegebenen Studien (Bittlingmayer<br />
2005: Kap. 2) oder etwa ein Großteil des Subtextes von Talkshows wie Sabine<br />
Christiansen (van Rossum 2004).<br />
Wir möchten aus Zeit- und Platzgründen hier nur ganz thesenartig einige problematische,<br />
aber selbst in kritischen Diskursen nicht einmal mehr thematisierte Hintergrundannahmen<br />
darstellen, die mit der Zeitdiagnose der Wissensgesellschaft<br />
einhergehen und die für den gesamten Bildungsdiskurs wichtige Konsequenzen<br />
beinhalten. Wir haben mehr oder weniger willkürlich vier Punkte herausgegriffen.<br />
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