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S C H U L E - Die Linkspartei - Die Linke

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weiteren Liberalisierung. Auch wenn die WTO und GATS-Verhandlungen<br />

ins Stocken geraten sind, steht die Öffnung der europäischen und deutschen<br />

staatlichen Bildungssysteme für Anbieter aus Australien und den<br />

USA zur Debatte – immerhin verhandeln die großen internationalen Bildungskonzerne<br />

wie ETS, Meryll-Lynch, Morgan, Bertelsmann, Sylvan-<br />

Learning-System direkt mit anderen Staaten, denn sie sitzen mit am Verhandlungstisch.<br />

<strong>Die</strong> Bundesregierung sitzt dort nicht, wohl aber die EU-<br />

Handelskommissare.<br />

10. Beachtenswert sind auch die Privatisierungsstrategien, mit denen diese<br />

Konzerne vorgehen. Auf entsprechenden Diskussionsrunden der Sozialforen<br />

ist sichtbar geworden, dass sie sich im Prinzip in allen Ländern gleichen:<br />

Zuerst wird das staatliche Bildungswesen personell und finanziell ausgemagert,<br />

dann in kleine, selbständig operierende Einheiten (Autonomie) zerlegt.<br />

Sie können dann über PPP/ÖPP den Zugang für Private öffnen, Teilbereiche<br />

werden ausgesourct. Das ganze Bildungssystem wird auf Kosten- und<br />

Leistungskennziffern umgestellt und Kosten werden privatisiert (Ökonomisierung).<br />

<strong>Die</strong> sozialen Folgen sind an Hand der Entwicklung in anderen<br />

Ländern absehbar: Das öffentliche Gut Bildung steht nicht mehr allen zur<br />

Verfügung, sondern nur denen, die es sich auf dem Bildungsmarkt kaufen<br />

können. Der Staat ist nur für die soziale Befriedung der Ausgesonderten,<br />

Ausgegrenzten zuständig („to cool out the kids“).<br />

11. Als Triebkraft ist auszumachen, dass die Überakkumulation des Kapitals<br />

neue Verwertungsmöglichkeiten sucht. Dabei kommt der bisher weitgehend<br />

dem Verwertungsinteresse des Kapitals verschlossene Bildungsbereich,<br />

dessen Volumen auf 27 – 30 Billionen Dollar jährlich geschätzt wird und der<br />

noch wächst, gerade recht. <strong>Die</strong> Inwertsetzung dieses Bereiches – ebenso<br />

wie bei Gesundheit, Kultur, Wasser u. a. m., korrespondiert mit der Veränderung<br />

der Wertschöpfungskette, in der der durch Computerisierung unterstützte<br />

Faktor Arbeit ein höheres Gewicht erlangt. Schon jetzt geht die O-<br />

ECD daran, entsprechend der von ihr vertretenen Humankapitaltheorie den<br />

individuellen Bildungsertrag zu beziffern (vgl. diesen Indikator bei den neueren<br />

PISA- Vergleichsstudien).<br />

12. Doch auf dem Wege des Umbaus des Bildungssystems entsprechend der<br />

neoliberalen Ordnungspolitik türmen sich drei Hindernisse auf: 1. <strong>Die</strong> in Gesetzen<br />

und dem Massenbewusstsein verankerte Idee der Chancengleichheit,<br />

2. die unzureichende Entwicklung von Kosten- und Leistungskennziffern<br />

im Bildungsbereich (welche echte ökonomische Kennziffer kann „soziale<br />

Reife“ oder „historisches Bewusstsein“ oder „Kreativität“, zu der in Bildungseinrichtungen<br />

ja auch gebildet und erzogen werden soll, haben?), 3.<br />

der Schub an Demokratisierung, der immer mehr Bürger direkt über ihre eigenen<br />

Belange mitbestimmen lassen will (Kommunalisierung, Dezentralisierung,<br />

Demokratisierung des Bildungssystems),der der computergestützen<br />

und zentralisierten Steuerung durch Kennziffern entgegensteht. Deshalb<br />

wird zur Zeit kräftig an dem Leitbild der gleichen Chancen im Zugang und in<br />

der Teilhabe für alle gekratzt. Nicht mehr allen die gleiche Chance, sondern<br />

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