S C H U L E - Die Linkspartei - Die Linke
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Forum 5: Was geht bei den europäischen Nachbarn vor sich?<br />
Internationale Herausforderungen, Erfahrungen mit Reformen,<br />
Privatisierungen und Standards<br />
Einführungsbeitrag<br />
Horst Bethge, Sprecher der AG Bildungspolitik der PDS<br />
24<br />
1. Wir haben das Forum angesetzt, weil wir den Blick über den Zaun tun wollen,<br />
denn im normalen Berufsalltag nehmen wir zu wenig wahr, was anderswo<br />
geschieht. Kultur und Bildung sind zwar nationalstaatlich (zentral<br />
oder föderal) organisiert, aber in den letzten 20 Jahren gibt es sich verstärkende<br />
internationale Trends in allen entwickelten kapitalistischen Staaten.<br />
<strong>Die</strong> werden von mächtigen, international bestens organisierten Interessengruppen<br />
und großen „global players“ gezielt und bewusst gepuscht. <strong>Die</strong> internationalistische,<br />
nichtintegrationistische <strong>Linke</strong> dagegen hat erst angefangen,<br />
sich zu vernetzen: Im Rahmen der Sozialforen (so kooperieren im Europäischen<br />
Sozialforum rund 30 Gruppen im Bildungsbereich), im lockeren<br />
„Network against Merchandisizing of Education“, im entstehenden Netzwerk<br />
der Europäischen <strong>Linke</strong>n, im Europäischen Parlament um die GUE/NGL-<br />
Fraktion, in der Bildungsinternationalen (BI).<br />
Meine Ausgangsthese ist, dass es eine Reihe von Problemen gibt, die in allen<br />
entwickelten kapitalistischen Staaten für die <strong>Linke</strong> entstanden sind (Wir<br />
haben begonnen, linke Dokumente aus Europa zu veröffentlichen, Heft 1<br />
und 2 der Reihe „Schule in Europa zwischen PISA und Sparprogrammen“<br />
liegen bereits vor, sie zeigen es).<br />
2. Seit 20 Jahren wirken m. E. folgende Faktoren auf die Bildungspolitik mit<br />
immer stärkerem Gewicht, der demokratische Fortschritte hemmt und die<br />
Akteure auch individuell beeinflusst:<br />
- Seit der französischen Revolution, die nicht nur den Wirtschaftsbürger,<br />
den bourgeois, sondern auch den Staatsbürger, den citoyen, im Auge<br />
hatte, wurde das Bildungswesen überwiegend als öffentliches, staatliches<br />
System aufgebaut, als eine ganz wesentliche Säule des Sozialstaates,<br />
um Gleichheit (Egalité)zu gewährleisten.<br />
- Nun sind neoliberale Kräfte darangegangen, das Bildungswesen nach<br />
neoliberalen, ordnungs-, bildungs- und wirtschaftspolitischen Prinzipien<br />
langfristig umzubauen: Zu einem System unmittelbar Markgesetzen<br />
folgenden Wissensagenturen als Profit fördernde Unternehmen, die<br />
andere Prioritäten setzen als das öffentliche bürgerliche Bildungswesen.<br />
<strong>Die</strong>s basiert auf freien Zugang für alle auf allen Stufen,<br />
Bildungsmöglichkeiten für alle, (weitestgehend) kostenlosen<br />
Bildungserwerb, Bildung wird als grundlegendes Menschenrecht<br />
definiert. Der Anspruch besteht bis heute (UNESCO: last frontier against<br />
neoliberalism), man spricht von einem gesellschaftlichen kulturell-