S C H U L E - Die Linkspartei - Die Linke
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Beitrag für das Forum 4: Rolle, Ausbildung und Aufgaben von Pädagogen<br />
in Zeiten lebensbegleitenden Lernens<br />
Keine Bildungsreform ohne Gesellschaftsreform. Der sozialwissenschaftliche<br />
Blick auf Pädagogik „in Zeiten lebensbegleitenden<br />
Lernens“<br />
Ullrich Bauer & Uwe H. Bittlingmayer<br />
1. Einleitung<br />
2. Wissensgesellschaft als Wille und Vorstellung<br />
3. Thesen zu einem reformierten Lehrerleitbild<br />
4. Zu den Bildungspolitischen Leitlinien der PDS<br />
1. Einleitung<br />
Der bildungspolitische Aktionismus der Post-PISA-Arä bleibt unüberschaubar. Gut<br />
beraten ist, wer im Wildwuchs aus Selbstprofilierungen, parteipolitischen Strategien<br />
und wohlfeilem ökonomischen Lobbyismus den Überblick behalten kann. Das<br />
Durcheinanderpurzeln von Ideen, Ideengebern und tatsächlichen Machern der aktuellen<br />
Bildungspolitik besitzt indes eine klare Struktur der Wertigkeit – man könnte<br />
auch sagen, sie besitzt eine eindeutige Rangfolge der Relevanz und Irrelevanz von<br />
Vorschlägen: Wenn so der Bundespräsident a. D., Johannes Rau, sein im vergangenen<br />
Jahr erschienendes „Plädoyer für eine neue Bildungsreform“ mit dem Titel<br />
„Wider den Nützlichkeitszwang“ überschreibt, kann sich diese wohlmeinende und<br />
gewiss kritisch angelegte „Einmischung“ kaum Gehör verschaffen. Wer heute nur<br />
appelliert, ein humanistischer Bildungsauftrag dürfe seine Bedeutung doch bitte<br />
nicht verlieren, ist längst zum Statisten degradiert. Er befindet sich im nichtsichtbaren<br />
Raum strategischer Auseinandersetzungen oder besser im Stile angewandter<br />
politischer Rhetorik: Er ist gut für ein Vorwort oder für eine Präambel, nicht<br />
aber für den harten Kern politischer Richtungsvorgaben.<br />
<strong>Die</strong> eigentlichen Akteure einer neuerlichen Bildungsreform befinden sich auch nicht<br />
– wie man nach PISA annehmen könnte – im Feld der Wissenschaft. <strong>Die</strong> in diesem<br />
Frühjahr veröffentlichte gemeinsame Position einer ganzen Gruppe kritischer Bildungsforscher<br />
im so genannten „Bochumer Memorandum“ hat keinen wirklichen<br />
Kontrapunkt setzen können. Vielmehr beweist auch der wissenschaftliche Diskurs,<br />
dass er sich einzuordnen weiß. <strong>Die</strong> von Eckart Klieme koordinierte Expertenkommission<br />
des DIPF (Deutsches Institut für Internationale Pädagogische Forschung)<br />
führt das in ihrer Expertise zur „Entwicklung nationaler Bildungsstandards“ vor.<br />
Nicht das Zentralmotiv der langjährigen Debatte über Bildungsstandards, nämlich<br />
die Verringerung von sozialer Ungleichheit, taucht hier auf. Dreh- und Angelpunkt<br />
der Klieme-Expertise ist das Ziel der Elitenförderung. <strong>Die</strong> „Qualitätsdebatte“ im<br />
deutschen Bildungswesen hat damit – wie wir längst alle wissen – seinen eigentlichen<br />
Bezugspunkt gefunden: Bewertung zielt auf Verwertung. Ein Bildungsideal<br />
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