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BAUEN „BRAUCH MA A RECHNUNG?“<br />
VOLKSSPORT<br />
PFUSCHEN<br />
Die eine oder andere Arbeit „steuerfrei“ erledigen zu lassen,<br />
das gehört für viele Häuslbauer und Sanierer einfach dazu.<br />
Die Geschäfte mit den Pfuschern können aber unangenehme<br />
Folgen haben – und zwar nicht nur dann, wenn Fahnder<br />
auf die Baustelle kommen.<br />
Der Maurer Werner F.* verbringt<br />
das sonnige Spätsommer-Wochenende<br />
auf einer Baustelle in der<br />
kleinen burgenländischen Gemeinde<br />
Hornstein*. Mit Zement und<br />
schweren Steinen errichtet er eine Gartenmauer.<br />
Der Lohn: Nach getaner Arbeit gibt<br />
es ein kühles Bier mit dem Bauherrn. Geld<br />
wird – <strong>zum</strong>indest offi ziell – keines fl ießen.<br />
Das muss wahre Freundschaft sein. Oder?<br />
Falsche Freunde<br />
können teuer werden<br />
Bei der Pfuscher-Hotline der Wirtschaftskammer<br />
Burgenland geht eine anonyme<br />
Anzeige ein. Außendienstmitarbeiter Herbert<br />
Weisz fährt nach Hornstein. Als er seinen<br />
Pkw an der von dem Anrufer genannten<br />
Adresse einparkt, glaubt er sich kurz in<br />
ein Déjà-vu-Szenario versetzt. Den weißen<br />
Lieferwagen mit den verklebten Seitenfenstern<br />
hat er doch vergangenen Freitag<br />
vor einer anderen Baustelle gesehen, oder?<br />
Weisz klopft an die Tür des Rohbaus. Der<br />
26 DIMENSION DACH<br />
Bauherr selbst öff net. Weisz zeigt dem<br />
Mann seinen Dienstausweis, erzählt von<br />
der anonymen Anzeige und fragt, ob er<br />
sich kurz umsehen dürfe. Er darf. Als er im<br />
Garten Herrn F. erblickt weiß er sofort,<br />
weshalb ihm der weiße Lieferwagen so bekannt<br />
vorkommt. Bereits zweimal hat<br />
Weisz Herrn F. in den vergangenen Monaten<br />
an Wochenenden auf Baustellen angetroff<br />
en. Jedes Mal hat F. dem Außendienstmitarbeiter<br />
der Wirtschaftskammer erzählt,<br />
dass er „für den besten Freund“ und daher<br />
gratis arbeite. Bei der dritten Kontrolle hat<br />
er mit dieser Geschichte keine Chance<br />
mehr. Weisz treibt den Mann mit gezielten<br />
Fragen in die Enge, der Maurer wird nervös,<br />
er verstrickt sich in Widersprüche und<br />
weiß <strong>zum</strong> Schluss nicht einmal mehr, ob<br />
sein „bester Freund“, der Bauherr, Franz<br />
oder Thomas heißt.<br />
Das gibt eine Anzeige für den enttarnten<br />
Pfuscher und seinen Auftraggeber, den<br />
Bauherrn. Der mögliche Strafrahmen beträgt<br />
für beide jeweils bis zu 3600 Euro.<br />
* Name von der Redaktion geändert.<br />
„Bauen mit Pfuschern schaff t ungleiche Wettbewerbssituationen,<br />
weil keine Lohnnebenkosten und Steuern<br />
bezahlt werden. Es ist auch schädlich für die Konsumenten.<br />
Ein Passiv- oder Niedrigenergiehaus mit einem Pfuscher<br />
zu machen ist ein Kamikaze-Unternehmen.“<br />
Mag. Manfred Katzenschlager, Geschäftsführer Geschäftsstelle Bau,<br />
WK Österreich