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Christina Dany<br />
Chefredakteurin<br />
des „Reisemagazin“<br />
DACHSCHADEN<br />
KOLUMNE<br />
DIESE HEITERE KOLUMNE verschaff t mir die schöne, schon lange herbeigesehnte<br />
Gelegenheit folgendes wunderbare sizilianische Sprichwort zu zitieren: „Ein Ehemann<br />
ohne Leidenschaft ist wie ein Haus ohne Dach“. Jetzt werden Sie vielleicht<br />
die linke Augenbraue millimeterweit hochziehen und bei sich denken: Na ja. So<br />
wunderbar ist das aber auch wieder nicht. Ja, auf Deutsch, zugegeben! Aber im<br />
sizilianischen Original entfaltet die Sentenz doch erhebliche onomatopoetische<br />
Wucht (und reimt sich vor allem): „Lu maritu senza aff etu comu la casa senza tettu.“<br />
Das Ganze müssen Sie laut lesen, am besten begleitet von äußerst lebendiger<br />
Mimik und theatralischer Gestik – Sie wissen schon, diese typische italienische<br />
Handbewegung mit den nach oben weisenden, zusammengenommenen fünf Fingerspitzen,<br />
die heftig auf und ab bewegt werden. Allora!<br />
MEINE SALZBURGER OMA HATTE ÜBRIGENS AUCH EIN TOLLES SPRICHWORT<br />
auf Lager, das sie, selbst von eher kleinem Wuchs, einmal einem arrogant auf sie<br />
herniederblickenden, auff ällig langen Kaufhausangestellten, der sie ihrer Meinung<br />
nach nicht mit ausreichend rascher Auff assungsgabe ihre Wünsche betreffend<br />
bedient hatte, von unten entgegenkeifte: „Hohe Häuser sind unterm Dach oft<br />
leer, gell?“<br />
Bekannt auch der weise Sinnspruch „Besser ein Spatz in der Hand als eine Taube<br />
auf dem Dach“, den pubertierende Mittelschüler irgendwann mal zu „Besser<br />
eine Blinde im Bett als eine Taube am Dach“ umgedichtet haben. (Vielleicht<br />
waren es auch erwachsene Fernfahrer oder greise Installateure,<br />
so genau ist das nicht überliefert. In England sagt man übrigens<br />
„A bird in the hand is worth two in the bush“, auch sehr hübsch.<br />
Ich wage mir gar nicht aus<strong>zum</strong>alen, wozu lustige Fish-and-Chips-<br />
Budenbesitzer das umgedichtet haben.) Jedenfalls ist die schändliche<br />
Verballhornung dieses ehrenwerten alten Sprichworts<br />
natürlich total geschmacklos und gehört streng verdammt. Ich<br />
schäme mich dreckig grinsend, aber gebührend, den Kalauer<br />
überhaupt strapaziert zu haben.<br />
DEN VON DIESER GROBHEIT EVENTUELL BESCHÄDIGTEN<br />
zarten Seelen unserer Leserinnen und Leser möchte ich<br />
augenblicklich die desinfi zierende Wirkung gut abgehangenen<br />
Bildungsgutes angedeihen lassen, wozu sich<br />
treffl ich ein Zitat des großen deutschen Dichters Simon<br />
Dach (1605–1659) eignet, welches ich seinem „Hochzeitslied“<br />
entnehme (womit sich der Kreis aufs Anmutigste<br />
schließt, wie Sie sicher bemerken): „Wer sich hat<br />
vorgenommen / der Heirat zu entkommen / der siehet<br />
würdig nicht / der Sonne güldnes Licht.“<br />
Was immer das heißen mag, bedenken Sie jedenfalls dieses:<br />
Es ist immer noch besser, ab und zu eine aufs Dach zu kriegen,<br />
als dauerhaft kein Dach über dem Kopf zu haben!<br />
DIMENSION DACH 73