Das Magazin zum Jubiläum - BfU
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den ist das Gesetz eine Untergrenze, die<br />
nicht unterschritten werden darf. Im Süden<br />
hingegen versteht man das Gesetz als einen<br />
Idealwert, dem man sich annähern sollte.»<br />
Diese kulturellen Unterschiede kann<br />
Christoph Büchi, Korrespondent der Neuen<br />
Zürcher Zeitung in Lausanne, nur bestätigen.<br />
Er stellt fest, dass das Verhältnis <strong>zum</strong><br />
Alkohol in Genf, Zürich und Lugano nicht<br />
dasselbe ist. Er findet aber, dass ein Wandel<br />
hin zu einer Angleichung stattfindet, genauso<br />
wie sich auch international viele Verhaltensweisen<br />
ähnlicher werden. In westeuropäischen<br />
Ländern lassen sich in der<br />
Gesundheitsförderung dieselben Anliegen<br />
erkennen, die <strong>zum</strong> Beispiel im Rauchverbot<br />
an öffentlichen Orten oder im Rückgang<br />
des Alkoholkonsums <strong>zum</strong> Ausdruck<br />
kommen. «Vor dreissig Jahren war es in der<br />
Romandie noch ziemlich unüblich, beim<br />
Aperitif oder am Mittag keinen Alkohol<br />
zu trinken. Heutzutage begnügen sich die<br />
Leute immer häufiger mit Wasser», bemerkt<br />
der Journalist.<br />
Die Präventionskampagnen im Strassenverkehr<br />
begünstigen diese Tendenz zweifelsohne.<br />
Die bfu passt ihre Kommunikation<br />
den verschiedenen Landesteilen an<br />
und fördert damit den Mentalitätswandel.<br />
Ein Beispiel: Noch vor 30 Jahren lehnten die<br />
Westschweiz und das Tessin das Gurten-<br />
obligatorium in einer Volksabstimmung<br />
deutlich ab. Heute liegen Deutschschweiz,<br />
Romandie und Tessin zwar noch auseinander,<br />
aber die ursprünglichen Widerstände<br />
haben sich in einen grossen Anteil Befürwortung<br />
gewandelt: 2010 betrug die Gurtentragquote<br />
bei PW-Lenkenden in der<br />
Deutschschweiz 90 %, in der Romandie<br />
83 % und im Tessin 77 %. Während der Unterschied<br />
in der Tragdisziplin zwischen der<br />
Deutschschweiz und dem Tessin im Jahr<br />
2000 noch 26 Prozentpunkte ausmachte,<br />
waren es 2010 nur noch 13 Prozentpunkte.<br />
Dies veranlasste Renato Gazzola, TCS-Mediensprecher<br />
der Sektion Tessin, vor einigen<br />
Jahren zur Aussage: «Die Tessiner Autofahrer<br />
sind punkto Tempolimiten und Alko-<br />
TERRITORIEN<br />
holgrenzwert vorsichtiger geworden.» Und<br />
auch er erwähnt eine Angleichung des Verhaltens<br />
auf den Strassen an die Deutschschweiz.<br />
Die regionalen Unterschiede schwächen<br />
sich also ab. <strong>Das</strong> macht sich auch<br />
in anderen Bereichen bemerkbar. Noch<br />
vor 10 Jahren waren nur wenige Skifahrende<br />
und Snowboarder mit einem<br />
Schutzhelm ausgerüstet. Seither ist die<br />
Anzahl der Helmtragenden explosionsartig<br />
gestiegen. Doch auch in diesem Bereich<br />
schneidet die Deutschschweiz verglichen<br />
mit dem Rest der Schweiz besser ab.<br />
4 von 5 Deutschschweizer Schneesportfans<br />
schützen ihren Kopf mit einem Helm,<br />
gegenüber 67 % der Westschweizer.<br />
Gerade jetzt, wo die regionalen Unterschiede<br />
am Schwinden sind, sei es notwendig,<br />
noch stärker auf Präventionskampagnen<br />
zu setzen. Denn auch wenn die<br />
Westschweizer den Kampagnen weiterhin<br />
misstrauischer gegenüberstehen als die<br />
Deutschschweizer, seien der Föderalismus<br />
und die kritische Haltung gegenüber Bern<br />
stark abgeflacht, betont Christoph Büchi.<br />
Ein Kulturwandel dauert seine Zeit.<br />
Er muss sowohl in den Schulen als auch<br />
zu Hause vermittelt werden. <strong>Das</strong> in die<br />
Kampagnen investierte Geld werde anderswo<br />
wieder eingespart, schliesst Jacques<br />
Neirynck.<br />
SANDRINE ROVERE<br />
75 Jahre bfu – <strong>Das</strong> <strong>Magazin</strong> 29