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Werner Berg Museum

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<strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong>s Bekanntschaft mit der Dichterin<br />

Christine Lavant5 mündet im Jahr 1951 in eine Reihe mit großer<br />

Einfühlung gemalter und geschnittener Porträts der<br />

Dichterin. Im Holzschnitt «Christine Lavant» (1951) (Abb. S.<br />

131) benötigt der Künstler kaum noch Schatten, um das Gemüt<br />

der Frau zu schildern. In der weißen, überwiegend mit<br />

Linien gestalteten Fläche des Gesichts, die von dem<br />

Schwarz des streng gelegten Haares, dem der Bluse und jenem<br />

des Hintergrunds gefasst wird, ist das Schwarz der Augen<br />

gleich Brennpunkten eingebettet. In diesem Blick der<br />

Lavant ist alles zugegen: die Weltsicht der Dichterin, abgründige<br />

Liebe, vorausgeahnter Trennungsschmerz, Trauer<br />

und Resignation. Im Vergleich mit dem Ölbild «Christine<br />

Lavant» (1951) treten die Charakterzüge der Lavant im<br />

Holzschnitt direkter zutage. Das Porträt in Schwarz-Weiß<br />

wirkt insgesamt unmittelbarer und offener.<br />

Das reine Porträt bildet im Werk <strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong>s eher<br />

die Ausnahme. Vielmehr versucht <strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong> bei der<br />

Darstellung einzelner Menschen das Allgemein-Typische zu<br />

erfassen und darzustellen. Im Blatt «Alter Landpfarrer»<br />

(1954) (Abb. S. 46) etwa interessiert den Künstler weniger<br />

die Physiognomie des Mannes, sondern die Bedeutung der<br />

Person im Zusammenspiel mit dem Bildtitel. In der Darstellung<br />

des Gesichts kann <strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong> auf flächenhafte<br />

Schatten gänzlich verzichten, es wird ausschließlich mittels<br />

feiner schwarzer Linien gebildet. <strong>Berg</strong> findet hier zu einem<br />

gleichwertigen Verhältnis des Anteils an schwarzen und<br />

weißen Flächen, so dass keiner der beiden Helligkeitswerte<br />

dominiert. Das Porträt ist nur leicht aus der Bildmitte<br />

gerückt. Das Haupt ragt aus einem breiten Schulterbogen<br />

heraus. Auch der dreieckige Aufbau des Bildes und das<br />

leicht querrechteckige Bildformat tragen zur Stabilisierung<br />

und Beruhigung des Bildes bei. Insgesamt entsteht so in der<br />

Darstellung eine ausgewogene Ruhe. Durch eine leichte<br />

Überzeichnung der Züge des Pfarrers, durch dessen schmales,<br />

fast hageres Gesicht mit der betont geraden, lang gestreckten<br />

Nase, vor allem aber durch die gewitzt wirkenden<br />

Augen, besitzt die Darstellung etwas Karikaturhaftes.<br />

Durch eine im Vergleich zum Porträt der Christine Lavant<br />

weitergehende Vereinfachung und durch den völligen Ver-<br />

<strong>Werner</strong> <strong>Berg</strong><br />

Christine Lavant<br />

1951, Öl auf Leinwand, 75 × 35 cm, Privatbesitz<br />

Christine Lavant<br />

1951, oil on canvas, 75 × 35 cm, private collection<br />

lines, which is bordered by the black of the hair strictly tied<br />

back, the blouse and the background. Everything is present at<br />

once in this glimpse of Lavant: the poet’s worldview, unfathomable<br />

love, the anticipated pain of separation, sadness and resignation.<br />

In comparison with the oil painting «Lavant» (1951),<br />

Christine Lavant’s character traits are here more directly apparent.<br />

All in all, the black-and-white portrait seems more immediate<br />

and open.<br />

The pure portrait is more or less of an exception in <strong>Werner</strong><br />

<strong>Berg</strong>’s œuvre. His renderings of people endeavor more to<br />

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