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die kaufmännische schule - Verband der Lehrerinnen und Lehrer an ...

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BERICHTE<br />

Ausdrücklich werden „Realschulabschluss“ <strong>und</strong> <strong>der</strong> weitere<br />

Besuch <strong>der</strong> höheren H<strong>an</strong>dels<strong>schule</strong> von ihnen als beliebte<br />

Ziele zu Beginn des Schuljahres gen<strong>an</strong>nt. Die berufliche<br />

Gr<strong>und</strong>bildung, <strong>die</strong> mit dem Abschluss des Berufsgr<strong>und</strong>schuljahres<br />

erl<strong>an</strong>gt werden k<strong>an</strong>n, kommt bei den gen<strong>an</strong>nten<br />

Zielen <strong>der</strong> Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler selten vor.<br />

Wie <strong>die</strong> Ausführungen <strong>der</strong> Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler im BGJ<br />

belegen, haben <strong>die</strong>se oft nur diffuse Vorstellungen von <strong>kaufmännische</strong>n<br />

Berufen (bspw. „im Büro arbeiten“ o<strong>der</strong> „<strong>an</strong> <strong>der</strong><br />

Kasse stehen“). Entsprechend haben sie ihre berufliche<br />

Orientierung noch nicht abgeschlossen (<strong>die</strong>s belegen Aussagen<br />

wie „Ich probiere das aus.“ o<strong>der</strong> „Ich wusste keine Alternative!“)<br />

<strong>und</strong> teilweise hängen sie auch noch sehr <strong>an</strong> ihren<br />

‚Traumberufen‘ (gen<strong>an</strong>nt wurden bei <strong>der</strong> Berufsberatung<br />

Beispiele, <strong>die</strong> von <strong>der</strong> Immobilienkauffrau über das Medizinstudium<br />

bis hin zum Schriftsteller reichen).<br />

Zudem haben sie Schwierigkeiten beim Finden eines Ausbildungsplatzes<br />

aufgr<strong>und</strong> schlechter Leistungen in Mathematik.<br />

Dieses Fach ist für viele sehr <strong>an</strong>gstbehaftet <strong>und</strong> etwa <strong>die</strong><br />

Auffor<strong>der</strong>ung, kleinere Rechnungen ohne Taschenrechner<br />

bzw. gar ‚im Kopf‘ auszurechnen, wird als Überfor<strong>der</strong>ung<br />

wahrgenommen. Weitere fachliche Schwierigkeiten bereiten<br />

<strong>die</strong> Ausdrucksfähigkeit <strong>und</strong> Rechtschreibung, wie sich bei<br />

diversen Bewerbungs<strong>an</strong>schreiben zeigt. 12<br />

Im Rahmen des Bewerbungsgesprächs <strong>und</strong> Praktika zeigen<br />

sich auch einige Probleme hinsichtlich <strong>der</strong> Sozialkompetenz,<br />

so etwa hinsichtlich <strong>der</strong> Pünktlichkeit <strong>und</strong> <strong>an</strong>gemessenen<br />

Ausdrucksweise bzw. dem Verhalten im Kollegenkreis o<strong>der</strong><br />

gegenüber Vorgesetzten. Auch im sozialen Umfeld finden<br />

<strong>die</strong> Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler nur teilweise Unterstützung. In<br />

Relativierung <strong>der</strong> o. g. wissenschaftlichen Ausführungen<br />

zeigt sich jedoch, dass nur im schlimmsten Fall eine gr<strong>und</strong>sätzliche<br />

Unterstützung durch <strong>die</strong> Eltern bezüglich <strong>der</strong> schulischen<br />

<strong>und</strong> beruflichen Weiterentwicklung völlig ausbleibt.<br />

Eher zeigt sich gerade beim familiären Umfeld o<strong>der</strong> im<br />

Fre<strong>und</strong>eskreis, dass <strong>die</strong>se oft <strong>die</strong> Priorität ausschließlich auf<br />

eine weitere Schullaufbahn ausrichten, was von den Jugendlichen<br />

offenbar sehr stark internalisiert wurde (s. o.).<br />

Nicht zuletzt ist es in m<strong>an</strong>chen Br<strong>an</strong>chen nach Auffassung<br />

<strong>der</strong> befragten Lehrkräfte auch <strong>die</strong> fehlende Volljährigkeit,<br />

<strong>die</strong> Schwierigkeiten bereitet. So stellen Betriebe im Logistikbereich<br />

aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> fehlenden Möglichkeit einen<br />

Gabelstaplerführerschein zu machen, ungern Min<strong>der</strong>jährige<br />

ein. Und bei kleineren Betrieben bereiten etwa das zu<br />

berücksichtigende Jugendarbeitsschutzgesetz sowie <strong>die</strong><br />

hierdurch bedingte m<strong>an</strong>gelnde Flexibilität beim Einsatz<br />

<strong>der</strong> Jugendlichen Probleme.<br />

Entsprechend <strong>die</strong>ser Ausg<strong>an</strong>gssituation werden – wie wohl<br />

<strong>an</strong> allen Berufskollegs – in <strong>die</strong>sen <strong>und</strong> ähnlichen Bildungs-<br />

gängen beson<strong>der</strong>e Maßnahmen ergriffen, um den hier<br />

gen<strong>an</strong>nten Problemen zu begegnen.<br />

Hierzu zählen z. B. <strong>die</strong> Abfrage <strong>der</strong> eigenen Ziele, Stärken<br />

<strong>und</strong> Schwächen zu Beginn des Schuljahres sowie <strong>die</strong> Durchführung<br />

eines GEVA-Tests 13 mit <strong>an</strong>schließendem Coaching-<br />

Tag, bei dem <strong>die</strong> Ergebnisse <strong>die</strong>ses Tests (nach Möglichkeit<br />

gemeinsam mit den Eltern/Erziehungsberechtigten) besprochen<br />

werden. Im Rahmen <strong>der</strong> didaktischen Jahrespl<strong>an</strong>ung<br />

wurde entschieden, etwa im Informationswirtschaftsunterricht<br />

Bewerbungsunterlagen zu erstellen. Zudem ist ein<br />

3-wöchiges Praktikum vor den Osterferien verpflichtend.<br />

Beson<strong>der</strong>s hervorzuheben ist <strong>die</strong> Netzwerkarbeit mit den<br />

verschiedenen Institutionen <strong>der</strong> Berufsbildung <strong>und</strong> -orientierung<br />

in <strong>der</strong> Region, <strong>die</strong> sich gerade für <strong>die</strong> Beratung als<br />

schulischer Kernprozess sehr gut nutzen lässt. 14 So werden<br />

mehrere Termine zur Berufsberatung durch <strong>die</strong> Arbeitsagentur<br />

direkt im Berufskolleg <strong>an</strong>geboten. Weiterhin gibt<br />

es mehrmals im Jahr Exkursions<strong>an</strong>gebote für <strong>die</strong> Schülerinnen<br />

<strong>und</strong> Schüler, wobei <strong>die</strong>se sich hierfür kurz bewerben<br />

müssen, da <strong>die</strong>s erfahrungsgemäß enorm zur Qualität <strong>der</strong><br />

letztendlich durchgeführten Exkursion beiträgt. Zudem<br />

werden mindestens zwei Berufsmessen in <strong>der</strong> Region<br />

gemeinsam besucht, <strong>und</strong> Experten aus <strong>der</strong> betrieblichen<br />

Praxis stellen regelmäßig ihr Berufsfeld in den Klassen vor.<br />

Um den hier gen<strong>an</strong>nten Defiziten in <strong>der</strong> Berufsorientierung<br />

zu begegnen <strong>und</strong> einen realistischen Einblick in zuvor vielleicht<br />

für <strong>die</strong> Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler eher unattraktiv<br />

erscheinende Berufszweige zu gewähren, wird zudem im<br />

Rahmen des Unterrichts schwerpunktmäßig mit Beispielen<br />

aus dem Einzelh<strong>an</strong>del sowie <strong>der</strong> Lagerlogistik gearbeitet <strong>und</strong><br />

hierfür auch <strong>die</strong> schulinterne Verknüpfung durch Austausch<br />

mit den Bildungsgängen im Berufsschulbereich gesucht.<br />

Zwischenfazit: Wo werden <strong>die</strong> Probleme verortet?<br />

Konzeption des Seminars<br />

Ein Schwerpunkt <strong>der</strong> Ver<strong>an</strong>staltung war dabei das Zusammentreffen<br />

<strong>der</strong> Stu<strong>die</strong>renden bzw. zukünftigen Lehrkräfte<br />

mit erfahrenen Kolleginnen <strong>und</strong> Kollegen aus den Berufskollegs.<br />

Auf <strong>die</strong>se Weise erfolgte eine Konfrontation <strong>der</strong> zu<br />

entwickelnden Konzepte mit <strong>der</strong> Praxis.<br />

Im Vorfeld <strong>der</strong> Konzeptentwicklung wurden <strong>die</strong> Stu<strong>die</strong>renden<br />

mit den hier aufgeführten wissenschaftlichen <strong>und</strong><br />

praktischen Erkenntnissen konfrontiert. Die Stu<strong>die</strong>renden<br />

hatten <strong>die</strong> Aufgabe, ein Konzept für eine Maßnahme zu<br />

pl<strong>an</strong>en <strong>und</strong> zu entwickeln, welches <strong>die</strong> hier <strong>an</strong>gesprochenen<br />

Schwierigkeiten aufgreift <strong>und</strong> einen Mehrwert für<br />

<strong>die</strong> Entwicklung <strong>der</strong> Jugendlichen im Überg<strong>an</strong>g bieten soll.<br />

Durch <strong>die</strong> Präsentation vor <strong>der</strong> ‚Jury‘ in Form von <strong><strong>Lehrer</strong>innen</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Lehrer</strong>n von Berufskollegs aus dem Raum Köln,<br />

<strong>die</strong> im Bildungsg<strong>an</strong>g BGJ unterrichten, sollte <strong>die</strong> Betrach-<br />

DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE 07/11

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