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die kaufmännische schule - Verband der Lehrerinnen und Lehrer an ...

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INSTITUT FÜR BERUFS-, WIRTSCHAFTS- UND SOZIALPÄDAGOGIK DER UNIVERSITÄT ZU KÖLN<br />

Den Überg<strong>an</strong>g vom Schulsystem in den Betrieb gestalten<br />

Einleitung<br />

Ziel <strong>die</strong>ses Artikels ist es, ausgehend von den Erfahrungen<br />

einer kooperativen Ver<strong>an</strong>staltung zwischen <strong>der</strong> Wirtschaftspädagogik<br />

<strong>an</strong> <strong>der</strong> Universität zu Köln <strong>und</strong> den in Köln <strong>und</strong><br />

Umgebung <strong>an</strong>sässigen Berufskollegs, Impulse für den<br />

Umg<strong>an</strong>g mit Schwierigkeiten im Überg<strong>an</strong>g zwischen Schule<br />

<strong>und</strong> Betrieb bei Schülerinnen <strong>und</strong> Schülern mit schwächeren<br />

Bildungsabschlüssen o<strong>der</strong> gar ohne Schulabschluss zu<br />

geben. Zudem soll eine Möglichkeit für <strong>die</strong> gezielte Theorie-<br />

Praxis-Kommunikation 1 aufgezeigt werden, wie sie im<br />

Rahmen <strong>der</strong> Ver<strong>an</strong>staltung realisiert wurde.<br />

Diese Ver<strong>an</strong>staltung entspricht also in beson<strong>der</strong>er Weise<br />

den Empfehlungen <strong>der</strong> Bildungskonferenz für NRW, da<br />

zum einen ein gutes Beispiel für <strong>die</strong> Kooperation zwischen<br />

verschiedenen Bildungseinrichtungen (in <strong>die</strong>sem Fall <strong>der</strong><br />

Universität <strong>und</strong> den Berufskollegs) gegeben wird <strong>und</strong> zum<br />

<strong>an</strong><strong>der</strong>en das Thema <strong>der</strong> Schnittstellen im Bildungssystem<br />

gezielt <strong>an</strong>geg<strong>an</strong>gen wird. 2<br />

Im Zuge <strong>der</strong> org<strong>an</strong>isierten Ver<strong>an</strong>staltung <strong>und</strong> zur Spezifizierung<br />

<strong>der</strong> Zielgruppe ist das Berufsgr<strong>und</strong>schuljahr (BGJ)<br />

als eines von vielen Möglichkeiten im Überg<strong>an</strong>g von <strong>der</strong><br />

Schule in den Betrieb ausgewählt worden. Durch <strong>die</strong><br />

Konzentration auf einen spezifischen Bildungsg<strong>an</strong>g war<br />

eine Maßnahmenentwicklung für <strong>die</strong> Studentinnen <strong>und</strong><br />

Studenten praxisnäher <strong>und</strong> hinsichtlich des zu bearbeitenden<br />

Themenfelds h<strong>an</strong>dhabbarer, da sie genaue Informationen<br />

über den Bildungsg<strong>an</strong>g <strong>und</strong> <strong>die</strong> Schwierigkeiten <strong>der</strong><br />

Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler im Überg<strong>an</strong>g erhielten.<br />

Letztendlich sollten hier Lehr-Lern-Prozesse initiiert<br />

werden, <strong>die</strong> „sich nicht auf <strong>die</strong> Vermittlung bzw. Erarbeitung<br />

abstrakter Theorien begrenzen, son<strong>der</strong>n praxisrelev<strong>an</strong>te<br />

Problemsituationen aus dem Arbeitsbereich <strong>der</strong><br />

Lernenden aufnehmen <strong>und</strong> <strong>die</strong> Lernerfahrungen sozusagen<br />

im ,Blickkontakt zur Praxis‘“ 3 aufbauen.<br />

Zur Ausg<strong>an</strong>gssituation<br />

Wissenschaftliche Perspektive<br />

Diskutiert werden <strong>die</strong> Überg<strong>an</strong>gssysteme in Bezug auf<br />

ihren Sinn <strong>und</strong> ihre Glaubwürdigkeit aus verschiedenen<br />

Blickwinkeln. Die Darstellung ist umf<strong>an</strong>greich: das Überg<strong>an</strong>gssystem<br />

wird häufig als ‚Auff<strong>an</strong>gbecken‘, ‚Warteschleife‘,<br />

‚Maßnahmendschungel‘ o<strong>der</strong> eine statistische<br />

‚Beschönigung‘ <strong>der</strong> Ausbildungsplatzsituation bezeichnet.<br />

Der Prozentsatz <strong>der</strong> Ausbildungsplatzbewerber, <strong>die</strong> erst in<br />

berufsvorbereitenden Maßnahmen untergekommen<br />

waren, lag 2007 bei 22 %, was in etwa 380.000 ‚Alt‘-Bewerbern<br />

entspricht. 4 Die Anzahl <strong>der</strong> Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler<br />

im Berufsgr<strong>und</strong>schuljahr (BGJ), auf <strong>die</strong> sich <strong>die</strong> Ver<strong>an</strong>stal-<br />

DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE 07/11<br />

BERICHTE<br />

tung als Zielgruppe für eine Maßnahmenentwicklung<br />

bezog, betrug im Jahr 2009 nach Berechnung des Statistischen<br />

B<strong>und</strong>esamtes in NRW 22.563. 5 Diese Zahl zeigt <strong>die</strong><br />

Problematik des Überg<strong>an</strong>gs auf, trotz Entgegenwirken des<br />

demografischen W<strong>an</strong>dels <strong>und</strong> betont <strong>die</strong> Notwendigkeit<br />

des H<strong>an</strong>delns, um einen fließenden Überg<strong>an</strong>g von <strong>der</strong><br />

Schule in <strong>die</strong> Ausbildung direkt o<strong>der</strong> zumindest schneller<br />

zu ermöglichen. Das Überg<strong>an</strong>gssystem stellt eine oft<br />

gewählte Weiterführung <strong>der</strong> schulischen Laufbahn bei<br />

Haupt- <strong>und</strong> Realschülern dar o<strong>der</strong> solchen, <strong>die</strong> noch keinen<br />

Abschluss haben. Mehr als <strong>die</strong> Hälfte <strong>der</strong> <strong>an</strong> einer Ausbildung<br />

interessierten Hauptschüler (64,2 %) sowie knapp <strong>die</strong><br />

Hälfte <strong>der</strong> Realschüler (45,8 %) erreichen nicht auf direktem<br />

Wege den Eintritt in das duale System. 6<br />

Eine Repräsentativumfrage zur Selbstwahrnehmung <strong>der</strong><br />

Jugend in Deutschl<strong>an</strong>d ergab, dass etwa zwei Drittel <strong>der</strong><br />

Hauptschüler „sich selber als Verlierer im Kampf um Ausbildungs-<br />

<strong>und</strong> Arbeitsplätze“ 7 sehen. Bei Realschülern entspricht<br />

<strong>die</strong>se pessimistische Sichtweise in etwa <strong>der</strong> Hälfte <strong>der</strong> Schüler.<br />

8 In Kombination <strong>der</strong> Schwierigkeiten von Haupt- <strong>und</strong><br />

Realschülern im Überg<strong>an</strong>g von <strong>der</strong> Schule zum Beruf <strong>und</strong><br />

den Erwartungen <strong>die</strong>ser bezüglich ihrer beruflichen Perspektive<br />

ist ein potenzieller Zusammenh<strong>an</strong>g ersichtlich.<br />

Die Ausg<strong>an</strong>gslage stellt oftmals unüberwindbare Hürden<br />

dar, <strong>die</strong> ausbildungs(un)reifen 9 Jugendlichen in <strong>die</strong> Erstausbildung<br />

zu vermitteln. Schule <strong>und</strong> <strong>die</strong> Suche nach einer<br />

Ausbildung stellen dabei häufig nicht das Hauptproblem<br />

dar: Gemäß wissenschaftlicher Bef<strong>und</strong>e k<strong>an</strong>n ein fehlen<strong>der</strong><br />

Familienrückhalt, Migrationshintergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> negative<br />

Vorbildfunktionen eine schlechte Ausg<strong>an</strong>gslage darstellen,<br />

um <strong>die</strong> Problematik des niedrigen Schulabschlusses <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> schlechten Schulnoten <strong>an</strong>zugehen. 10 Dies führt unweigerlich<br />

zu einer schlechten Selbsteinschätzung <strong>und</strong> Wahrnehmung,<br />

<strong>die</strong> nicht selten in einer Schulmüdigkeit <strong>und</strong> im<br />

schlechtesten Fall in <strong>der</strong> Schulverweigerung enden k<strong>an</strong>n .11<br />

Ergebnisse aus <strong>der</strong> schulischen Praxis<br />

Die nachfolgenden Ausführungen sind das Ergebnis<br />

mehrerer Gespräche im Kreis <strong>der</strong> Klassenlehrerinnen <strong>und</strong><br />

-lehrer im Bildungsg<strong>an</strong>g ‚Berufliche Gr<strong>und</strong>bildung‘ (<strong>die</strong>ser<br />

umfasst das Berufsgr<strong>und</strong>schuljahr, <strong>die</strong> einjährige Berufsfach<strong>schule</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>die</strong> H<strong>an</strong>dels<strong>schule</strong>) sowie <strong>der</strong> Berufsberatungslehrer<br />

am Nell-Breuning-Berufskolleg in Frechen, <strong>die</strong><br />

zur Vorbereitung <strong>der</strong> Ver<strong>an</strong>staltung stattf<strong>an</strong>den.<br />

Ausgehend von den oben gen<strong>an</strong>nten Gesprächen ist<br />

insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> St<strong>an</strong>d <strong>der</strong> Berufsorientierung zu Beginn<br />

<strong>der</strong> Laufbahn problematisch. Die Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler<br />

haben oft eine weitere schulische Laufbahn als Ziel.<br />

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