die kaufmännische schule - Verband der Lehrerinnen und Lehrer an ...

Die allgemeinbildenden Schulen als Anbieter
Aus den Berliner Angeboten zum Abitur wird sehr schnell deutlich,
dass es einen ausgeprägten Wettbewerb um Schülerinnen
und Schüler gibt, dem sich aber, nach den Kurzporträts zu
schließen, nicht alle Einrichtungen in demselben Maße stellen.
Beeindruckend ist der Start: Die Liste wird eröffnet von der
„Akademie für Internationale Bildung“, einer staatlich anerkannten
Privatschule. Sie führt als Fachoberschule mit den
Schwerpunkten Sozialwesen, Medien und Wirtschaft zur Hochschulzugangsberechtigung.
Die Schule schreibt über ihr Angebot:
„Lebensnaher Unterricht kombiniert mit Extrakursen wie
z. B. Mentales/Intuitives Training, Rhetorik, Management,
Tauchen, Rettungsschein, Pilotenschein.“ Auf Auslandspraktika
und individuelle Berufswegeplanung wird besonders hingewiesen.
Gelistet werden auch die möglichen Fremdsprachen:
Englisch, Spanisch, Griechisch, Russisch, Französisch.
Die Berliner International School ist eine private Gesamtschule
mit gymnasialer Oberstufe. Seit 1998 werden Schülerinnen
und Schüler aus mehr als 60 Nationen unterrichtet.
Sprache für Unterricht und Prüfungen ist Englisch. Neben
dem deutschen Abitur wird das International Baccalauréate
Diploma abgelegt, das den Zugang zu Hochschulen in aller
Welt öffnet. Auch die Nelson-Mandela-Oberschule bietet
diesen Abschluss an. Allein drei Schulen verweisen darauf,
das sowohl das deutsche Abitur als auch das französische
Baccalauréat als Abschlüsse angeboten werden. Die Friedensburg-Oberschule
beschreibt sich als staatliche Europaschule
Deutsch/Spanisch. Die John-F.-Kennedy-Schule ist
eine bilinguale und bikulturelle deutsch-amerikanische
Gemeinschaftsschule, die neben dem deutschen Abitur das
amerikanische High-School-Diplom ermöglicht. Die Hildegard-Wegschneider-Oberschule,
ein seit 1896 bestehendes
Gymnasium, hebt die „Superschnellläuferzüge“ hervor, die
nach insgesamt 11 Schuljahren mit der Allgemeinen Hochschulreife
abschließen.
Die Heinrich-Hertz-Oberschule als Gymnasium mit mathematischem
Schwerpunkt legt besonderen Wert auf die
Feststellung, Mitglied zu sein im „Verein mathematischnaturwissenschaftlicher
Excellence-Center an Schulen e. V.“
(MINT-EC). Eine Reihe von Schulen hebt die Zusammenarbeit
mit der Humboldt-Universität hervor. Diese Kooperation
erstreckt sich überwiegend auf den mathematischnaturwissenschaftlichen
Bereich; die Andreas-Schule nennt
ausdrücklich auch das Fach Deutsch.
Überraschend viele Gymnasien führen den Schwerpunkt Wirtschaft,
so z. B. die Humboldt-Oberschule, die Luise-Henriette-
Schule und die Thomas-Mann-Oberschule. Letztere verweist
auf hochrangige Kooperationspartner wie z. B. die Deutsche
Bank. Weiterhin finden sich Profilierungen über Sprachen, die
IT-Ausstattung, Auslandskontakte und spezielle Angebote wie
DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE 07/11
AKTUELLES
ein Filmstudio oder ein Schulrestaurant, aber auch grundsätzliche
Ausrichtungen wie zum Beispiel bei konfessionellen
Schulen oder Einrichtungen mit den Schwerpunkten Sport,
Kunst, Musik. Eine Sonderstellung nimmt die Schulfarm-Insel
Scharfenberg ein, wo über das Konzept eines Schulbauernhofes
die Profilierung des Bildungsgangs erfolgt.
Das Sprachenangebot bis hin zu Chinesisch, Sprachprüfungen
wie Cambrige Certificate (bis Level C2), DELF und
DELE und das gymnasiale Excellence-Label „Certi Lingua“
runden die Profilierungen ab.
Die beruflichen Schulen
In Berlin gibt es 14 berufliche Gymnasien der Oberstufenzentren.
Die Wirtschaftsgymnasien verweisen auf die Nähe
zur Wirtschaft, IT-Konzepte und Auslandskontakte. Es wird
aus den Kurzporträts nicht immer so deutlich, wie sie sich
von den Gymnasien bzw. Gemeinschaftsschulen mit dem
Schwerpunkt Wirtschaft in der gymnasialen Oberstufe
abgrenzen. Anders das OSZ Bürowirtschaft und Dienstleistungen,
das als SAP-Partnerschule und mit dem Hinweis
auf das Open-Learning-Center Profil gewinnt.
Bunt ist die Vielfalt im Spektrum
privater Anbieter von Hochschulzugangsberechtigungen.
Die Oberstufenzentren verfügen oft über verschiedene
Bildungsgänge, die zur Hochschulreife führen, deren
Benennung in den Kurzporträts die attraktivitätsfördernden
Aspekte in den Hintergrund drängt. Die Differenziertheit
des Systems zeigt sich z. B. am Oberstufenzentrum
Banken und Versicherungen, wo über das berufliche
Gymnasium, die Fachoberschule und die Berufsoberschule
Hochschulzugangsberechtigungen 8 erreicht werden. Übrigens:
Die Anna-Freud-Schule als OSZ Sozialwesen stellt
heraus, dass sie über vier Wege zum Abitur verfügt: Neben
dem beruflichen Gymnasium, der Berufsoberschule und
der Doppelqualifikation Abitur und Erzieherin bzw. Erzieher
wird auch die gymnasiale Oberstufe geführt. Offensichtlich
eine gewollte Grenzüberschreitung.
Ein Beispiel: Die Rachow-Schulen Deutschland eGmbH
werben für Fachoberschule und Berufsoberschule mit
Fe rienlernprogrammen, Hausaufgabenbetreuung und
Nachhilfe. Die bbw-Akademie für betriebswirtschaftliche
Weiterbildung führt Kaderathleten zur Fachhochschulreife.
Die Best-Sabel-Oberschule führt nach eigenen Angaben
die in Berlin eigentlich nicht existierende Höhere Handelsschule.
23