die kaufmännische schule - Verband der Lehrerinnen und Lehrer an ...
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LEITARTIKEL<br />
Stellungnahme <strong>der</strong> L<strong>an</strong>desvorsitzenden<br />
Elke Vormfenne<br />
im Rahmen <strong>der</strong> Sachverständigen<strong>an</strong>hörung zum 6. Schulrechtsän<strong>der</strong>ungsgesetz<br />
am 4. Oktober 2011<br />
Sitzung des Ausschusses für Schule <strong>und</strong> Weiterbildung<br />
<strong>und</strong> des Ausschusses für Kommunalpolitik<br />
– Es gilt das gesprochene Wort –<br />
Der vLw begrüßt gr<strong>und</strong>sätzlich das im Konsens <strong>der</strong><br />
Parteien CDU, SPD <strong>und</strong> BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN entwickelte<br />
Konzept <strong>der</strong> Sek<strong>und</strong>ar<strong>schule</strong>. Allerdings sehen wir<br />
einen Klarstellungsbedarf mit Blick auf <strong>die</strong> einzugehenden<br />
Kooperationen <strong>der</strong> Sek<strong>und</strong>ar<strong>schule</strong>n mit den gymnasialen<br />
Oberstufen. Uns geht es nicht weit genug, wenn es heißt,<br />
dass <strong>die</strong> Möglichkeit zum Erwerb <strong>der</strong> allgemeinen Hochschulreife<br />
über mindestens eine verbindliche Kooperation<br />
mit einem Gymnasium, einer Gesamt<strong>schule</strong> o<strong>der</strong> einem<br />
Berufskolleg sichergestellt werden soll.<br />
Sie wollen Vielfalt, ein umfassendes Angebot, Wahlmöglichkeiten.<br />
Warum schränken Sie <strong>die</strong> Vielfalt in <strong>der</strong> Oberstufe ein?<br />
Wenn Sie <strong>die</strong> Formulierungen aus Ihrer eigenen Begründung<br />
ernst nehmen, d<strong>an</strong>n reichen <strong>die</strong> <strong>der</strong>zeitigen Kooperationsvorgaben<br />
nicht. Wenn wir wirklich <strong>der</strong> individuellen Schülerin,<br />
dem individuellen Schüler mit ihren/seinen vielfältigen<br />
unterschiedlichen Kompetenzen gerecht werden wollen,<br />
d<strong>an</strong>n reicht es nicht, wenn – wie es im Gesetzentwurf steht –<br />
mit nur einem Berufskolleg kooperiert wird.<br />
Berufskollegs zeichnen sich systemisch durch Vielfalt aus.<br />
Die Kooperation mit einem Berufskolleg wird nicht ausreichen,<br />
wenn Sie Ihre eigenen Zielsetzungen umgesetzt<br />
sehen möchten. Es ist in den Fokus zu nehmen, dass<br />
Berufskollegs zwar <strong>die</strong> allgemeine Hochschulreife <strong>an</strong>bieten,<br />
aber eben immer im Medium <strong>der</strong> beruflichen Vielfalt. Zur<br />
Ver<strong>an</strong>schaulichung ist in <strong>der</strong> vorliegenden schriftlichen<br />
Stellungnahme ein Beispiel enthalten. 1<br />
Deshalb lautet unsere erste For<strong>der</strong>ung: Nehmen Sie eine<br />
Formulierung in das Gesetz auf, <strong>die</strong> sicherstellt, dass <strong>die</strong><br />
Kooperationen mit Berufskollegs <strong>der</strong>art einzugehen sind, dass<br />
<strong>die</strong> unterschiedlichen AHR-Fachrichtungen weitgehend abgedeckt<br />
werden <strong>und</strong> <strong>die</strong> Eltern d<strong>an</strong>n tatsächlich beim Überg<strong>an</strong>g<br />
in <strong>die</strong> Sek<strong>und</strong>ar<strong>schule</strong> wissen, dass ihr Kind bis zum Ende <strong>der</strong><br />
Schullaufbahn <strong>die</strong> individuelle För<strong>der</strong>ung erhält, <strong>die</strong> seinen<br />
o<strong>der</strong> ihrer Neigungen entspricht. Dies impliziert durchaus<br />
Kooperationen mit mehreren Berufskollegs, damit ein<br />
entsprechendes Angebot vorgehalten werden k<strong>an</strong>n.<br />
Unsere zweite For<strong>der</strong>ung zielt auf § 44 SchulG – Information<br />
<strong>und</strong> Beratung – <strong>und</strong> damit auf <strong>die</strong> Nahtstelle des Überg<strong>an</strong>gs<br />
DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE 07/11<br />
LEITARTIKEL<br />
zwischen Primarstufe <strong>und</strong><br />
Sek<strong>und</strong>arstufe I. Die Beratung<br />
<strong>der</strong> Eltern muss bei <strong>die</strong>sem<br />
Überg<strong>an</strong>g immer auch alle<br />
Optionen <strong>der</strong> Oberstufe auf<br />
dem Weg zur Hochschulreife<br />
im Blick haben. Eine Verbindlichkeit<br />
<strong>der</strong> erwähnten Bera- Elke Vormfenne<br />
tung sollte vorgesehen bzw.<br />
formuliert sein. Kooperationen<br />
im Sinne des Geistes <strong>der</strong> Bildungskonferenz sollten auf<br />
lokaler Ebene entwickelt werden.<br />
Wenn wir uns <strong>an</strong> <strong>die</strong> Begründungen des Gesetzentwurfs<br />
erinnern, d<strong>an</strong>n k<strong>an</strong>n <strong>der</strong> bisher erweckte Eindruck von<br />
Sackgassen nicht im Sinne <strong>der</strong> politisch Ver<strong>an</strong>twortlichen,<br />
also in Ihrem Sinne sein. Wovon spreche ich? Von dem<br />
Eindruck, den das Ministerium für Schule <strong>und</strong> Weiterbildung<br />
bis gestern Abend (3. Oktober 2011) auf seiner<br />
Homepage erweckt. Das, was <strong>der</strong> Leser <strong>und</strong> offensichtlich<br />
auch <strong>die</strong> Presse als Multiplikator lesen, heißt: Wer Gymnasium,<br />
Gesamt<strong>schule</strong> o<strong>der</strong> Sek<strong>und</strong>ar<strong>schule</strong> besucht, hat alle<br />
Optionen offen. Wer <strong>der</strong>zeit <strong>die</strong> Real<strong>schule</strong> o<strong>der</strong> <strong>die</strong> Haupt<strong>schule</strong><br />
besucht, für den heißt es: Ende <strong>der</strong> Karriere nach <strong>der</strong><br />
Klasse 10! Diese Darstellung pr<strong>an</strong>gern wir <strong>an</strong>!<br />
Die Leistungen <strong>der</strong> Berufskollegs auf dem Weg zur Hochschulreife<br />
in NRW – gerade auch für <strong>die</strong>se Schülerinnen <strong>und</strong><br />
Schüler – wird schlichtweg ignoriert. Das ist aus Sicht des<br />
vLw völlig inakzeptabel – fre<strong>und</strong>lich ausgedrückt – <strong>und</strong><br />
entspricht nicht den bisher verschriftlichten Veröffentlichungen<br />
<strong>und</strong> mündlichen Zusicherungen <strong>der</strong> heute hier<br />
vertretenen politisch Ver<strong>an</strong>twortlichen: nämlich den Stellenwert<br />
<strong>der</strong> Berufskollegs im nordrhein-westfälischen Schulsystem<br />
seiner Wertigkeit entsprechend zu kommunizieren.<br />
Der vLw bittet Sie, hinsichtlich <strong>der</strong> drei gen<strong>an</strong>nten Aspekte<br />
initiativ zu werden.<br />
Anmerkung:<br />
In einem R<strong>an</strong>dgespräch zur Anhörung wurde dem vLw signalisiert,<br />
dass <strong>die</strong> im Gesetz enthaltende Formulierung‚ § 17 (2)<br />
Satz 2 „mindestens“ seitens <strong>der</strong> Politik <strong>der</strong>art verst<strong>an</strong>den<br />
würde, dass <strong>die</strong> Sek<strong>und</strong>ar<strong>schule</strong>n mehrere Kooperationen<br />
mit den gen<strong>an</strong>nten Schulformen eingehen können.<br />
1 Die schriftliche Stellungnahme ist auf <strong>der</strong> Seite des NRW-L<strong>an</strong>dtags unter<br />
15/887 einzusehen.<br />
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