die kaufmännische schule - Verband der Lehrerinnen und Lehrer an ...
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AKTUELLES<br />
ERKENNTNISSE<br />
Blick über den Tellerr<strong>an</strong>d<br />
Was k<strong>an</strong>n m<strong>an</strong> von <strong>der</strong> Berliner Schull<strong>an</strong>dschaft lernen?<br />
Allzu häufig begegnet m<strong>an</strong> <strong>der</strong> Fehleinschätzung, dass sich<br />
in <strong>an</strong><strong>der</strong>en B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong>n ein Abbild <strong>der</strong> Schull<strong>an</strong>dschaft<br />
des eigenen B<strong>und</strong>esl<strong>an</strong>des wie<strong>der</strong>findet. Der Fö<strong>der</strong>alismus<br />
bringt neben unterschiedlichen Lehrplänen aber auch<br />
unterschiedliche strukturelle Entwicklungen mit sich. Wenn<br />
es um Reformen geht, finden sich häufig unterschiedliche<br />
Entwicklungsstände <strong>und</strong> -geschwindigkeiten.<br />
Weil es aber auch eine Reihe<br />
von Ansätzen gibt, <strong>die</strong> län<strong>der</strong>übergreifend<br />
verfolgt werden,<br />
lohnt sich ein Blick über den<br />
Tellerr<strong>an</strong>d.<br />
Dabei ist <strong>der</strong> Blick auf <strong>die</strong> Struktur <strong>die</strong> eine Seite, <strong>die</strong><br />
Perspektive <strong>der</strong> Einzel<strong>schule</strong> jedoch für <strong>die</strong> Frage von<br />
Schulentwicklung ein mindestens ebenso interess<strong>an</strong>ter<br />
Blickwinkel. Hier bietet sich für den Bereich <strong>der</strong> Bildungswege<br />
zum Abitur ein Beispiel <strong>an</strong>, aus dem <strong>die</strong> <strong>kaufmännische</strong>n<br />
Schulen einige Hinweise für <strong>die</strong> eigene Arbeit<br />
ableiten können: Zum Schuljahresabschluss im Juni 2011<br />
gab es eine Beilage zur Berliner Morgenpost 1 , in <strong>der</strong> alle<br />
12.018 Absolventen <strong>der</strong> Bildungsgänge mit Erwerb <strong>der</strong><br />
Hochschulzug<strong>an</strong>gsberechtigung aufgelistet wurden,<br />
geglie <strong>der</strong>t nach den Schulen, <strong>die</strong> zum Abschluss geführt<br />
haben. Jede Schule konnte dabei kurz ihre Beson<strong>der</strong>heiten<br />
vorstellen <strong>und</strong> damit Profil <strong>und</strong> Entwicklungsschwerpunkte<br />
verdeutlichen. Diese Beilage gibt eine Reihe von Hinweisen<br />
auf <strong>die</strong> schulischen <strong>und</strong> überschulischen Ansätze, <strong>die</strong> den<br />
Blick auf Berlin lohnenswert machen. Dies gilt umso mehr,<br />
als sich in Berlin Ansätze finden, <strong>die</strong> im Gesetzentwurf <strong>der</strong><br />
nordrhein-westfälischen L<strong>an</strong>desregierung zur strukturellen<br />
Än<strong>der</strong>ung des Schulsystems vorgesehen sind 2 .<br />
Generelle Schulstruktur 3<br />
In Berlin umfasst <strong>die</strong> Primarstufe <strong>die</strong> ersten sechs Schuljahre 4 .<br />
D<strong>an</strong>ach gibt es seit <strong>der</strong> Reform von 2010/11 zwei Schultypen:<br />
das Gymnasium <strong>und</strong> <strong>die</strong> Gemeinschafts<strong>schule</strong>. Die Gemeinschafts<strong>schule</strong><br />
ersetzt Haupt-, Real- <strong>und</strong> Gesamt<strong>schule</strong> (Integrierte<br />
Sek<strong>und</strong>ar<strong>schule</strong>) 5 ; sie bietet <strong>die</strong> Option <strong>der</strong> gymnasialen<br />
Oberstufe, d. h. den Weg zum Abitur. Die berufsbildenden<br />
Schulen firmieren als Oberstufenzentren. Sie bieten <strong>an</strong> 6 :<br />
• Qualifizierungsmaßnahmen zur Aufnahme einer Ausbildung<br />
in drei Formen, nämlich als berufsvorbereitende<br />
Maßnahme, als berufsqualifizierenden Lehrg<strong>an</strong>g o<strong>der</strong> als<br />
modulare duale Qualifizierungsmaßnahme,<br />
• den schulischen Teil <strong>der</strong> dualen Ausbildung,<br />
• <strong>die</strong> Berufsfach<strong>schule</strong>, <strong>die</strong> als Vollzeit<strong>schule</strong> <strong>die</strong> Berufsausbildung<br />
für <strong>die</strong> g<strong>an</strong>ze o<strong>der</strong> einen Teil <strong>der</strong> vorgeschriebenen<br />
Ausbildungszeit leistet; hier findet sich u. a. ein<br />
breites Angebot von Assistentenbildungsgängen,<br />
• <strong>die</strong> Fachober<strong>schule</strong> als FOS 11 <strong>und</strong> 12 mit integrierten<br />
Praktika <strong>und</strong> einjährig als FOS 12 – <strong>die</strong> höhere H<strong>an</strong>dels<strong>schule</strong><br />
o<strong>der</strong> eine vergleichbare Form gibt es nicht,<br />
• Doppelqualifikation von Berufsausbildung <strong>und</strong> Fachhochschulreife<br />
ist sowohl in <strong>der</strong> Berufs<strong>schule</strong> als auch in<br />
<strong>der</strong> Fachober<strong>schule</strong> möglich,<br />
• das berufliche Gymnasium als dreijährige Form,<br />
• <strong>die</strong> Berufsober<strong>schule</strong> mit den Klassen 12 <strong>und</strong> 13 für<br />
Bewerberinnen <strong>und</strong> Bewerber mit einer abgeschlossenen<br />
Ausbildung. Ein Quereinstieg in <strong>die</strong> Klasse 13 ist bei<br />
Vorliegen <strong>der</strong> Fachhochschulreife möglich, d. h. <strong>die</strong>se<br />
Schulform entspricht <strong>der</strong> FOS 12 <strong>und</strong> 13 in NRW,<br />
• <strong>die</strong> Fach<strong>schule</strong> r<strong>und</strong>et das Angebot ab.<br />
Im vorigen Jahr st<strong>an</strong>d in <strong>der</strong> Berliner schulpolitischen<br />
Diskussion <strong>die</strong> Einführung <strong>der</strong> Gemeinschafts<strong>schule</strong> im<br />
Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Debatte. Derzeit gibt es zwei aktuelle<br />
Themen. Das erste <strong>die</strong>ser Themen ist <strong>die</strong> Frage des Überg<strong>an</strong>gs<br />
von <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong><strong>schule</strong> in <strong>die</strong> weiterführenden Schulen.<br />
Da <strong>die</strong> Eltern nicht damit rechnen können, dass ihr<br />
Kind <strong>an</strong> <strong>der</strong> gewünschten Schule aufgenommen wird, ist<br />
<strong>die</strong> Frage hochbris<strong>an</strong>t. Es gibt keine Schuleinzugsgebiete,<br />
<strong>und</strong> <strong>der</strong> Schulweg ist in <strong>die</strong>sem Zusammenh<strong>an</strong>g ohne<br />
Bedeutung. Die Schulen können über 60 % <strong>der</strong> Aufnahmen<br />
selber entscheiden, wobei u. a. das Matching mit dem<br />
Schulprofil eine Rolle spielen k<strong>an</strong>n. 10 % <strong>der</strong> Aufnahmen<br />
sind für Härtefälle reserviert, in den restlichen 30 % <strong>der</strong><br />
Fälle entscheidet das Los.<br />
Das zweite Thema ist <strong>die</strong> verbindliche Vorgabe für <strong>die</strong><br />
Schuleing<strong>an</strong>gsphase in <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong><strong>schule</strong>, das erste <strong>und</strong><br />
zweite Schuljahr gemeinsam zu unterrichten. Trotz hoher<br />
Hürden für einen Antrag (u. a. nur 5 Wochen Zeit für den<br />
Antrag unter Einschluss <strong>der</strong> Beteiligung aller relev<strong>an</strong>ten<br />
schulischen Gremien, ausführliche Begründungspflicht <strong>und</strong><br />
Darlegung eines alternativen För<strong>der</strong>konzepts) haben 20 %<br />
<strong>der</strong> Gr<strong>und</strong><strong>schule</strong>n rechtzeitig be<strong>an</strong>tragt, <strong>die</strong> Trennung <strong>der</strong><br />
Schuljahre vornehmen zu können, weil <strong>die</strong> <strong>an</strong>gemessene<br />
För<strong>der</strong>ung – insbeson<strong>der</strong>e in Brennpunktbezirken – mit<br />
<strong>die</strong>sem Reformkonzept des Senats, das aber auch b<strong>und</strong>esweit<br />
verfolgt wird 7 , nicht aussichtsreich erscheint.<br />
DIE KAUFMÄNNISCHE SCHULE 07/11