введение Ein Teil der Mauer, die das Viertel „Quadrat” vom Rest der Stadt getrennt hat; Fragment muru oddzielającego Kwadrat od pozostałej części miasta; Фрагмент стены, которая отделяла „Квадрат” от остальной части города; http://www.poradzieckie.szprotawa.org.pl/legnica_kwadrat.html; Das sogenannte „Dom Prijoma” (Haus des Empfangs). Insgesamt übernahm die sowjetische Armee etwa 1.200 verschiedene Objekte ausschließlich zur eigenen Verfugung. Dies entspricht ca. 30% der Vorkriegsbausubstanz der Stadt; Tzw. Dom Prijoma. Ogółem wojska radzieckie przejęły do swojej wyłącznej dyspozycji ok. 1200 różnych obiektów, co odpowiada 30% przedwojennej zabudowy miasta; Так называемый „Дом приёма”. В общей сложности, Советская Армия переняла в своё исключительное пользование, примерно 1200 различных объектов, что составило приблизительно 30% всего довоенного жилищно-строительного комплекса города; http://www.poradzieckie.szprotawa.org.pl/legnica_kwadrat.html; 15
Martin König Liegnitz/Legnica und seine Deutschen ab 1945 Ziel dieses Essays ist es genauer zu untersuchen, wie sich das Leben in der ehemals deutschen Stadt Liegnitz 4 ab 1945 verändert hat. Von besonderer Bedeutung ist dabei herauszufinden, wie sich die neue Bevölkerung die Stadt aneignete und welche Folgen sich daraus unmittelbar für die ursprünglichen Einwohner ergaben 5 . In Anbetracht der Tatsache, dass sich die deutsche Bevölkerung von Liegnitz von knapp 80.000 Einwohnern vor dem Zweiten Weltkrieg auf 100 Einwohner im Jahre 1962 reduziert hat 6 , liegt die Vermutung nahe, dass die Erinnerungen an die deutsche Vergangenheit bei den Einwohnern des heutigen Legnicas nur noch sehr gering ausgeprägt sind. Um letztendlich eine genaue Vorstellung über die jüngere Entwicklung der Stadt nach dem Zweiten Weltkrieg zu erhalten, werden die verschiedenen Phasen im Zeitverlauf bis 1962 näher betrachtet. Als Ausgangspunkt dient daher die Situation zu Beginn des Zweiten Weltkriegs. Anschließend wird die Zeit seit Besatzung der Stadt durch die Sowjets im Februar 1945 beschrieben. Erst mit dem offiziellen Ende des Zweiten Weltkriegs und mit Abschluss der Potsdamer Konferenz ist ein Wandel zu erkennen. Abgeschlossen wird die Untersuchung der jüngeren Stadtentwicklung mit der Beschreibung der Ansiedlung der Polen sowie der gemeinsamen Koexistenz der drei Nationalitäten, mit allen Höhen und Tiefen, 4 Der deutsche Name „Liegnitz” bezieht sich auf die Zeit bis 1945. Nach dem Einmarsch wurde die Stadt zuerst in Lignica und später in Legnica umbenannt. 5 Betrachtet man die Geschichte des heutigen Legnicas nach 1945, muss man sich stets vor Augen halten, dass sich erst 1991 – mit dem Zusammenbruch des kommunistischen Systems, die frühere deutsche Geschichte wieder in Erinnerung gerufen wurde. Bis dahin wurde versucht deutsche Spuren jeder Art vergessen zu machen. Insbesondere der EU Beitritt Polens 2004 hat dazu beigetragen, dass die Geschichte der Stadt wieder in vollem Maße betrachtet wird. Die vorhandenen Lücken in der Geschichtsschreibung wurden nach und nach wieder aufgefüllt, was zum Entstehen einer neuen Stadtidentität beigetragen hat. Leistungen, die vor 1945 erbracht wurden (Architektur, Kultur, Wissenschaft, Kunst, Industrie… etc.), werden mittlerweile in einem ganz anderen Licht betrachtet. Bestes Zeugnis für diese Entwicklung ist die mittlerweile verfügbare Vielzahl an historischen Büchern, die sich mit der Stadtgeschichte vor 1945 beschäftigt. Außerdem lässt sich hier als Beispiel die zunehmende Rekonstruktion geschichtlicher Bausubstanz in der Altstadt anführen. 6 Hiller, H.; Kaske, G.: „Liegnitz. Die schlesische Gartenstadt”. Westkreuz-Verlag, Berlin/Bonn 1997: 58 bis 1962, dem Jahr in dem nach den ganzen Ausreisewellen nur noch sehr wenige Deutsche in der Stadt zurückgeblieben sind. Vor allem die Ausreisewellen 1946/47 und 1956/57, bei denen eine Vielzahl der ursprünglichen Bevölkerung im Rahmen der Familienzusammenführung die Heimat in Richtung Westen verlassen hat, spielen eine besondere Rolle. Einzelheiten und subjektive Wahrnehmungen in Bezug auf die Ereignisse in der Stadt können detailliert wiedergegeben werden, da die Methode der „oral history” es möglich macht, besonders auf die Sichtweisen der interviewten Personen einzugehen. Liegnitz war aufgrund des fruchtbaren Schwarzerdebodens innerhalb des gesamten Deutschen Reiches als „Gurkenstadt” bekannt. Internationalen Ruf genoss die Stadt vor allem dank seiner namhaften Klavierindustrie 7 . Laut Volkszählung vom 30. April 1939 wurde die Einwohnerzahl mit 77.532 Einwohner angeben. 1944/45 stieg die Anzahl der Bevölkerung aufgrund der Kriegswirren und der zunehmenden Verlagerung von Industrie nach Niederschlesien zeitweilig sogar auf ca. 90.000 Einwohner an. Dennoch war klar, dass durch die Befreiung Warschaus der Vormarsch der Roten Armee nicht länger aufgehalten werden kann. Entsprechend war die Evakuierung der deutschen Bevölkerung im Januar und Februar 1945 im vollen Gange. Nach dem innerhalb kürzester Zeit Oberschlesien besetzt wurde, kam es bereits am 9. Februar zur endgültigen Einnahme von Liegnitz. Trotz der eingeleiteten Evakuierungsmaßnahmen blieben ca. 25.000 Einwohner in der Stadt zurück, so dass diese den Wandel in Liegnitz mit all seinen Konsequenzen erlebten 8 . Im Zuge des Einmarsches der Roten Armee kam es nur zu vereinzelten Kämpfen, so dass die Stadt bis auf wenige abgebrannte Häuser relativ glimpflich davon gekommen ist. Dennoch war eine Versorgung der Stadt mit Wasser und Elektrizität nicht länger gegeben. Eine viel größere Belastung scheint für die zurückgebliebenen Menschen jedoch der tägliche Kampf, das eigene Leben zu sichern, gewesen zu sein. Plündernde und schändende sowjetische Soldaten waren zu dieser Zeit keine Seltenheit. Heinrich Kudoweh erzählt: „Liegnitz war eine Garnisonstadt, mit mehr als 10 Kasernen und dadurch auch hehres Ver- 7 Ibid.: 50ff. 8 Haisig, M.: „Legnica: Monografia historyczna miasta”. Zakład Narodowy im. Ossolińskich, Wrocław 1977: 245