Pomniki minionej epoki w Legnicy - Geschichtswerkstatt Europa
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18 ERZWUNGENE NACHBARSCHAFT... WyMUSZENI SĄSIEDZI... вынужденное соседство...<br />
nun an voller verwundeter sowjetischer Soldaten 12 .<br />
Zusätzlich zur Roten Armee, die sich immer besser<br />
in der Stadt einlebte, wurde ab Mai 1945 außerdem<br />
eine polnische Zivilverwaltung aufgebaut 13 . Besonders<br />
auf deutscher Seite stellte man sich somit die<br />
bange Frage, ob Schlesien Teil des polnischen Hoheitsgebiets<br />
werden würde. Wie Hönig in dem Buch<br />
„Von den Kastanien taumelt ein vergeßnes Blatt”<br />
angibt, waren sich die Deutschen darüber im Klaren,<br />
dass „wer die Macht hat, befehlen kann” 14 . In<br />
Folge dessen kamen nun aufgrund der Verschiebung<br />
der polnischen Staatsgrenzen nach Westen und dem<br />
damit verbundenen Verlust der früheren Heimat<br />
auch immer mehr Polen aus den Ostgebieten in die<br />
Stadt, um sich hauptsächlich in Wohnungen östlich<br />
des Flusses Katzbach (poln. Kaczawa) niederzulassen.<br />
„Das ist auch in Liegnitz erfolgt, so dass da eine<br />
hohe Aversion gegenüber den Russen entstanden ist.<br />
Im Anschluss daran auch gegenüber den Polen, die<br />
dann sofort [in die Wohnungen] eingezogen sind. Die<br />
Art und Weise, wie sie [den Wohnraum] ergriffen haben,<br />
hat natürlich, um es bescheiden zu sagen, auch<br />
sehr viel Unzufriedenheit ausgelöst. Irgendjemand,<br />
der von irgendwo herkam und plötzlich so in ein ihm<br />
völlig fremdes Haus hinein gefunden hat, sagte: Das<br />
Haus ist jetzt meins, ihr zieht alle aus.” – erinnert<br />
sich Gerhard Kaske. Ähnliche Berichte haben wir<br />
von fast allen deutschen Befragten gehört. In einem<br />
Tagebuch aus der Liegnitzer Sammlung in Wuppertal<br />
kann man beispielsweise lesen: „Es ist heute ganz<br />
furchtbar. Es ist eine Polin gekommen. Sie hat ein<br />
Sofa mitgebracht, hat das Sofa mitten in die Küche<br />
gestellt und lebt jetzt wie ein Parasit bei uns”. Heinz<br />
Kudoweh, der Leiter der Sammlung, sagt dazu:<br />
„Genauso wird es in den anderen Berichten, die ich<br />
hier in der Sammlung habe, beschrieben. Teilweise<br />
musste bis zu zehn Mal umgezogen werden. Und<br />
wenn die Wohnung wieder in Ordnung war, kamen<br />
die Polen, haben sie rausgeschmissen und sie mussten<br />
wieder woanders hin. Von Erlebnissen dieser Art<br />
wird in sehr vielen Berichten erzählt.” Er reflektiert<br />
das Phänomen: „Das Ganze, im Speziellen in Liegnitz,<br />
ist nur so zu erklären, da ja Breslau und andere<br />
Städte kaputt waren. Hier in der Stadt war überhaupt<br />
nichts kaputt. Das war wie ein Goldesel.” Liest man<br />
die Schilderungen der Deutschen, die nicht länger in<br />
ihren eigenen vier Wänden sicher waren und stets<br />
damit rechnen mussten, die Wohnung verlassen zu<br />
müssen, kann schnell das Gefühl aufkommen, dass<br />
hier jemand ungerecht behandelt wird. Dabei muss<br />
man sich aber auch stets vor Augen halten, dass mit<br />
den Beschlüssen der Potsdamer Konferenz die Po-<br />
12 Hönig 2009: 103<br />
13 Kondusza, W.: „Mała Moskwa. Rzecz o radzieckiej<br />
<strong>Legnicy</strong>”. Edytor, Legnica 2011: 27<br />
14 Hönig 2009: 105<br />
len ab sofort zu den neuen, rechtmäßigen Einwohner<br />
der Stadt Legnica wurden. Somit haben sie auch<br />
das uneingeschränkte Recht, sich ihren Wohnraum<br />
frei wählen zu dürfen. Dass die angekommenen Polen<br />
anfangs vor allem geplündert haben, wird von<br />
vielen Deutschen, die wir befragt haben, berichtet.<br />
Herr Kudoweh führt dazu an: „Die Polen haben sich<br />
natürlich nicht darum gekümmert, ob das Wasser<br />
lief, oder was dann passiert ist. Und dadurch ist natürlich<br />
sehr viel kaputt gegangen. Da sind die Keller<br />
voller Wasser gelaufen… Und dann mussten die<br />
Häuser fast ganz abgerissen werden. Das war also<br />
für Liegnitz eine Katastrophe.” Gerhard Kaske fast<br />
zusammen: „Die Russen haben dann relativ schnell,<br />
eher als die polnische Bevölkerung, das Wohlwollen<br />
der [deutschen] Bevölkerung erhalten. Die polnische<br />
Bevölkerung ist zum Teil aus eigenem Entschluss –<br />
mit dem Ziel sich zu bereichern, in den Westen gekommen.<br />
Für sie war es der „Wilde Westen.” Auf die<br />
Frage, warum sie das gemacht haben, antwortet er:<br />
„Es war die allgemeine Angst, dass die Deutschen<br />
wieder zurückkommen könnten. Das war bei allen<br />
im Hinterkopf. Deswegen dachte jeder daran, so viel<br />
mitzunehmen, wie er nur kriegen kann. Das führte<br />
[bei den Deutschen] zu einer Aggression, einer<br />
Aversion, gegen alles Polnische. Zu mal der Russe<br />
das erkannt hatte und den Deutschen Schulen, ein<br />
Krankenhaus, Werkstätten und Sicherheit gab. Und<br />
vor allem zu essen. Es entstand so ein Verhältnis,<br />
dass die Deutschen zu den Russen gingen und sagten:<br />
„Helft! Die Polen kommen!”. Daran lässt sich<br />
erkennen, dass seitens der Sowjets die Interessen der<br />
Deutschen nach und nach stärker geschützt wurden.<br />
Erhielten beispielsweise die Geistlichen der deutschen<br />
katholischen und evangelischen Kirche bei<br />
der Bitte um den Ausbau des kirchlichen Lebens<br />
von polnischer Seite eine Absage, war es die sowjetische<br />
Kommandantur, die den Auftrag erteilte, alle<br />
Amtspflichten im vollen Umfang auszuführen. Hier<br />
inbegriffen war außerdem persönlicher Schutz 15 .<br />
Kudoweh erinnert sich an das angespannte deutschpolnische<br />
Verhältnis im Jahre 1945: „Der Deutsche<br />
war in Liegnitz für Polen Freiwild. Du konntest mit<br />
dem Deutschen machen, was du wolltest.” Kaske erklärt<br />
dies so: „In solchen Zeiten der Umwälzung gab<br />
es Extreme und zwar hinsichtlich der Forderungen<br />
gegenüber den Mitmenschen. So ergibt sich das aus<br />
menschlichem Kalkül. Die negativen Elemente sind<br />
nach oben gespült worden. Bei den Russen ist das<br />
immer psychologisch durch die militärische Organisation<br />
gedämpft worden. (…) Bei den Polen war das<br />
hingegen immer von einzelnen Personen abhängig,<br />
die sich dann durchsetzen wollten.” Kaske sagt, „es<br />
ist eine bestimmte Periode gewesen. Bis sich dann<br />
die Bevölkerung, die aus Polen oder aus dem Wohn-<br />
15 Hiller/Kaske 1997: 64