Pomniki minionej epoki w Legnicy - Geschichtswerkstatt Europa
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36 ERZWUNGENE NACHBARSCHAFT... WyMUSZENI SĄSIEDZI... вынужденное соседство...<br />
den Jahren 1945–62 durch die kommunistische<br />
Propaganda beeinflusst wurde, im Fokus. Wir sind<br />
der Meinung, dass es bei der Analyse staatlicher<br />
Propaganda erforderlich ist, die richtige Balance<br />
zwischen der Auseinandersetzung mit bestehenden<br />
Stereotypen, den verschiedenen Ansichten<br />
der Gesprächspartner, die sich durch persönliche<br />
Erfahrungen im Zeitverlauf herausgebildet haben,<br />
der nationalen Mythologisierung des Leidens<br />
und der Feststellung, dass alle Seiten damals ein<br />
schweres Leben gehabt hätten, zu finden. Diese<br />
Vorgehensweise ist Voraussetzung, um eine ausgewogene,<br />
alle Elemente berücksichtigende Analyse<br />
präsentieren zu können. In diesem Sinne ist zu untersuchen,<br />
wie sich Polen und Sowjets gegenüber<br />
den Tausenden deutschen Einwohnern, die teilweise<br />
noch bis 1962 81 in Legnica gelebt haben, verhielten.<br />
In dem Zusammenhang ist es aber auch wichtig<br />
herauszuarbeiten, wie die Deutschen wiederum<br />
die „Zwangsnachbarschaft” sahen.<br />
Beginnen wir an dieser Stelle mit den unterschiedlichen<br />
Ansichten über die „Eroberung” der<br />
deutschen Stadt Liegnitz, die in der Nacht vom<br />
9. zum 10. Februar 1945 abgeschlossen wurde. In<br />
der heute zugänglichen historischen Fachliteratur<br />
findet man keine Beschreibung der Kämpfe um<br />
Liegnitz, die man mit den Kampfhandlungen in<br />
Breslau oder Glogau vergleichen könnte 82 . Daher<br />
sollte in diesem Sinne eher nicht von einer Eroberung<br />
der Stadt gesprochen werden (auch wenn die<br />
Sieger später sagen werden, dass Liegnitz vom Faschismus<br />
befreit wurde). Durch Zufall sind wir auf<br />
dem Internetportal YouTube auf den in historischen<br />
Kreisen bekannten, russischen Propagandafilm 83<br />
„Legnica 1945 r.” gestoßen, der stark episch initiiert<br />
zu sein scheint. Unter Begleitung von feierlicher Musik<br />
werden der Einmarsch der sowjetischen Truppen<br />
und Szenen von Militärparaden – unter Teilnahme<br />
der wichtigsten Befehlshaber und Kommandanten,<br />
sowie andere Militärfeiern, die sich in der Zeit von<br />
Februar bis Juni 1945 abgespielt haben, gezeigt. Das<br />
Filmmaterial wurde wahrscheinlich innerhalb weniger<br />
Monate gedreht, weil das Video mit den Szenen<br />
der Landung des Marschalls Konstantin Rokossowski<br />
auf dem ehemals deutschen Flugplatz der Stadt<br />
endet 84 .<br />
81 Ende der letzten Ausweisungen der Deutschen aus<br />
Legnica<br />
82 Vgl. Kondusza, W. „Mała Moskwa”, Edytor, Legnica<br />
2011: 20; Świącik, J.L. „Podwójnie strzeżeni”, SRPDŚ, Wrocław<br />
2010: 18 und andere.<br />
83 „Legnica 1945 r.”, URL: www.youtube.com/watch?v<br />
=KQSl2RbKxcQ (Stand: 01.07.2012)<br />
84 Die Annahmen beruhen auf Kommentaren, die auf<br />
dem Portal des Polnischen Rundfunks Wrocław zu finden<br />
sind. URL: www.prw.pl/articles/view/13296/najstarszyfilm-w-legnicy<br />
(Stand: 14.07.2012)<br />
Ähnlich heroisch ist die 1960 von Oberst Wasilij<br />
Bondarenko verfasste Beschreibung der Eroberung<br />
Liegnitz gehalten, die im Dritten Band der Szkice<br />
Legnickie („Liegnitzer Skizzen”) 85 veröffentlicht<br />
wurde. Bondarenko schreibt dort von erbitterten<br />
nächtlichen Kämpfen. Des Weiteren erinnert er sich<br />
daran, wie drei Panzer unter großer Anstrengung<br />
in die Goldberger Straße (ul. Złotoryjska) eingedrungen<br />
sind, wodurch den deutschen Truppen der<br />
Rückzug zur Autobahn abgeschnitten werden konnte.<br />
Der Autor beschreibt auch einen Luftkampf zwischen<br />
der Luftwaffe und sowjetischen Kampfflugzeugen.<br />
Bondarenko gibt an, dass der Angriff von<br />
deutscher Seite ausging. Angeblich war dies Reaktion<br />
auf eine vorherige Bombardierung des Liegnitzer<br />
Bahnhofs durch die Rote Armee.<br />
Die Zerstörungen bezeichnet er als das Ergebnis<br />
der „verbissenen Kämpfe um die Stadt”. Auch<br />
bei der Beschreibung des Einmarsches der Roten<br />
Armee in Liegnitz, die von der in Krakau herausgegebenen<br />
Tageszeitung „Dziennik Polski” 86 abgedruckt<br />
wurde, lässt sich die darin enthaltene<br />
Propaganda staatlicherseits klar erkennen: „Um<br />
die große Industriestadt Lignica, die von den Deutschen<br />
in ein Zentrum mächtigen Widerstands<br />
umgewandelt wurde, waren schwere Kämpfe entbrannt.<br />
Sowjetische Panzer rückten wagemutig<br />
voran und drangen vom Norden in die Stadt ein,<br />
während Infanterietruppen vom Süden her der<br />
Stadt den entscheidenden Schlag versetzten. Die erbitterten<br />
Straßenkämpfe dauerten den ganzen Tag.<br />
Am Sonntag wurde Lignica, ein wichtiges Zentrum<br />
der feindlichen Kriegsindustrie, schließlich von<br />
sowjetischen Soldaten vollkommen beherrscht.” 87<br />
Anhand dieses Zitats lässt sich erkennen, dass sowohl<br />
die industrielle Bedeutung der Stadt als auch<br />
die militärische Operation zur Eroberung Liegnitz<br />
überspitzt dargestellt wurde. In Wirklichkeit<br />
konnte die Rote Armee die völlig entvölkerte Stadt<br />
nämlich nahezu kampflos einnehmen. Im Rahmen<br />
unserer Forschungen hat sich die Erfolgspropaganda<br />
als ein typisches Merkmal aller Analysen<br />
erwiesen. Nach der Untersuchung der strikt historischen<br />
und mit einem Hauch von Propaganda<br />
angefärbten Quellen sowie im Anschluss an den<br />
Besuch des „Denkmals der Dankbarkeit für die<br />
Sowjetische Armee”, eines Kriegsfriedhofs sowie<br />
der im Muzeum Miedzi (Kupfermuseum) aufbewahrten<br />
Sammlungen, wo unter anderem einige<br />
seit 1945 herausgegebene Zeitungen zugänglich<br />
waren, kommt man zu der Feststellung, dass man<br />
85 Wasilij Wasilewicz Bondarenko: „Od Wisły do <strong>Legnicy</strong>.<br />
Z notatnika polowego”. In: Szkice Legnickie III, 1966<br />
86 Tageszeitung, die erstmals am 4. Februar 1945 herausgegeben<br />
wurde und bis heute existiert<br />
87 Dziennik Polski vom 12. Februar 1945