Pomniki minionej epoki w Legnicy - Geschichtswerkstatt Europa
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58 ERZWUNGENE NACHBARSCHAFT... WyMUSZENI SĄSIEDZI... вынужденное соседство...<br />
Jaruzelski, der russische Nationalpolitiker Wladimir<br />
Schirinowski oder der polnische Schauspieler<br />
Daniel Olbrychski zu erkennen.<br />
Neben diesem bedeutsamen Tag, der in heutiger<br />
Zeit immer mehr in Vergessenheit gerät, werden auch<br />
Feste zum Jahrestag der Schlacht bei Lenino im Jahr<br />
1943 (das früher auf den 12. Oktober fallende Fest<br />
der Polnischen Volksarmee) bzw. zur Wiedergeburt<br />
Polens am 22. Juli gefeiert. Zu all diesen Anlässen<br />
legen polnische Kriegsveteranen und andere Gäste<br />
von Michał Sabadach vor die Denkmäler Karol<br />
Świerczewskis und Marschall Rokossowskis, die von<br />
weiß-roten Fahnen und der sowjetischen Flagge mit<br />
Hammer und Sichel umgeben sind, Kränze nieder 143 .<br />
Michał Sabadach gibt an, dass er mit diesem Museum<br />
einen Teil der Geschichte vor Zerstörung und<br />
Vergessenheit retten möchte. Er pflegt zu sagen: „Ein<br />
Mensch, der seine eigene Geschichte aufgibt, gibt<br />
auch sein Leben auf”. Auch wenn die Angehörigen<br />
Sabadachs in der Nachkriegszeit allerlei Repressionen<br />
erlitten und nach Sibirien deportiert wurden,<br />
sind sie von den Einheimischen dort dennoch positiv<br />
empfangen worden. Nur durch diese Unterstützung<br />
konnte unter den extremen Lebensbedingungen ihr<br />
Überleben gesichert werden. Aus diesem Grunde<br />
hegt Sabadach weder Hass noch Abneigung gegenüber<br />
den Bürgern der ehemaligen Sowjetunion.<br />
Während seiner Zeit als Wächter der Burg Grodziec<br />
(Gröditzburg) in den 1970er Jahren – die Burganlage<br />
liegt auf dem Gebiet der Gemeinde Zagrodno<br />
im Powiat Złotoryjski in der Woiwodschaft Niederschlesien,<br />
sind dort des Öfteren sowjetische Offiziere<br />
vorbei gekommen, um die umliegenden Sehenswürdigkeiten<br />
zu besichtigten. Sabadach führte die<br />
Besucher durch die Burg, erzählte ihnen auf Russisch<br />
ihre Geschichte und lud sie anschließend zu<br />
sich nach Hause ein. Die sowjetischen Gäste waren<br />
ihm für diesen freundlichen Empfang sehr dankbar<br />
und luden ihn im Gegenzug in die Garnisonskommandantur<br />
ein, wo sie ihn mit gleicher Freundlichkeit<br />
empfingen. Somit wurde er im sowjetischen Teil<br />
Legnicas, dem sog. „Quadrat”, für das er praktisch<br />
einen unbefristeten Passierschein hatte, ein häufig<br />
gesehener Gast. Außerdem hatte er uneingeschränkten<br />
Zugang zu allen sowjetischen Läden, in denen es<br />
beispielsweise Waren gab, die damals in Polen sehr<br />
gefragt waren. Im Laufe der Zeit konnte Sabadach<br />
auf diese Weise also gute Kontakte zu den in Legnica<br />
stationierten sowjetischen Offizieren knüpfen. Berücksichtigt<br />
man die Tatsache, dass direkte Kontakte<br />
zwischen sowjetischen Offizieren, ihren Angehörigen<br />
und der polnischen Bevölkerung in den 1960er<br />
und 1970er Jahren offiziell verboten und später nicht<br />
gern gesehen waren, wird deutlich, in was für einer<br />
privilegierten Position er sich befand. Außerdem<br />
143 Sowa 2011<br />
liegt der entscheidende Unterschied darin, dass die<br />
Kontakte Sabadachs zu den Sowjets durchgehend<br />
herzlicher Natur waren. Kam es innerhalb Legnicas<br />
normalerweise zu Kontakten zwischen Soldaten und<br />
der polnischen Bevölkerung – was im zunehmenden<br />
Zeitverlauf immer häufiger der Fall war, wurde in erster<br />
Linie eine Zweckgemeinschaft eingegangen, um<br />
eigene Interessen durchzusetzen. „Die sowjetischen<br />
Legnicaer” verkauften vor allem Haushaltsgeräte<br />
und Unterhaltungselektronik. Besonders nachgefragt<br />
waren Küchenroboter, Fleischwölfe, Fernseher, Spielzeug,<br />
Fahrräder, Alkohol, Goldschmuck oder in seltenen<br />
Fällen Medikamente – Artikel, die auf polnischer<br />
Seite sehr begehrt waren. Bei den polnischen Einheimischen<br />
kauften die Soldaten im Gegenzug Waren<br />
wie Jeansbekleidung, Lederwaren oder Videokassetten,<br />
die in der UdSSR eher selten erhältlich waren.<br />
Neben dieser inoffiziellen Ebene im Alltag gab<br />
es auch eine offizielle Ebene zur Pflege der polnischsowjetischen<br />
Beziehungen. Auf der polnischen Seite<br />
wurden die Beziehungen durch die lokalen Behörden<br />
sowie durch die Gesellschaft der Polnisch-Sowjetischen<br />
Freundschaft, deren Vertreter zu den gemeinsamen<br />
Veranstaltungen anlässlich der staatlichen<br />
Feiertage der UdSSR wie etwa dem 9. Mai, den Tag<br />
des Sieges über den Faschismus, zusammenkamen,<br />
gepflegt und unterstützt. Die polnische Seite lud ihrerseits<br />
sowjetische Offiziere zu den Veranstaltungen<br />
anlässlich der polnischen staatlichen Feiertage ein,<br />
die in verschiedenen Ämtern und Schulen begangen<br />
wurden. Diese Formen der polnisch-sowjetischen<br />
Beziehungen hatten allerdings einen rein politischen<br />
Charakter. Somit hatten sie einzig und allein den<br />
Zweck, „eine ewige und unzertrennliche polnisch-sowjetische<br />
Freundschaft” zu demonstrieren und kaum<br />
etwas mit freundschaftlichen, zwischenmenschlichen<br />
Kontakten gemeinsam 144 . Bis auf wenige Ausnahmen,<br />
wie z.B. im Falle von Sabadach, lebten der<br />
sowjetische und der polnische Teil der Stadt Legnica<br />
ihr eigenes Leben. Betrachtet man die Stadt zu dieser<br />
Zeit, kann man feststellen, dass im Endeffekt bis Mitte<br />
der 1990er Jahre, d.h. bis zum Abzug der Truppen<br />
der NGTSA, zwei getrennte Städte existierten 145 .<br />
Erst nach dem Zusammenbruch des Kommunismus<br />
war es möglich, die Trennung der stationierten<br />
sowjetischen Soldaten und der polnischen<br />
Einwohner Legnicas innerhalb der Stadt offiziell zu<br />
durchbrechen. Am 16. Mai 1993 wurde unter Führung<br />
von Franciszek Grzywacz auf private Initiative<br />
hin eine große polnisch-sowjetische Veranstaltung<br />
organisiert, die erstmals nicht auf offizieller Ebene<br />
stattfand: das Abschiedspicknick „Legnicka Wios-<br />
144 Grzywacz 2008, S. 18<br />
145 Wojciechowski M.: „Многонациональная Легница»<br />
(„Multinationale Legnica”). Gazeta Wyborcza, URL: inosmi.<br />
ru/poland/20110809/173112734.html (Stand: 09.08.2011)