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hier - Schlüsselwege deutscher Geschichte

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Auswirkung der Braunen Synode im Ausland erkannt und verbot für Wittenberg die<br />

Behandlung des Arierparagraphen. Faktisch wurde aber von deren Ergebnissen nichts<br />

zurückgenommen. Reichsbischof wurde Ludwig Müller, der später spöttisch Reibi<br />

genannt wurde. Es kam in der Schlosskirche in Wittenberg zur folgenden peinlichen<br />

Szene. Hossenfelder (Deutsche Christen ) rief in der Kirche über Luthers Grab<br />

hinweg: "Mein Reichsbischof, ich grüße Sie!" Wie sehr - zum Kummer von<br />

Bonhoeffer - die Front der Kirchenopposition aber auch immer wieder wackeln<br />

konnte, zeigt Niemöllers Verhalten zu Hitlers demonstrativem Austritt aus dem<br />

Völkerbund. Niemöller telegrap<strong>hier</strong>te dem "Führer" im Namen des Bundes seinen<br />

"Dank". Hitlers geschickte Propaganda der "Revision von Versailles" zeigte immer<br />

wieder Wirkung.<br />

Bonhoeffer ist dann bis 1935 nur noch sporadisch in Deutschland, weil er ein<br />

Pfarramt der deutschen Gemeinde in London angenommen hat. Er hat nun<br />

Gelegenheit, beste Kontakte zur Oekumene zu knüpfen, die später noch wichtig<br />

werden, wenn es um Einflussnahmen des Widerstands auf ausländische<br />

Regierungsstellen geht. Hier ist besonders die beeindruckende Tätigkeit des Bischofs<br />

von Chichester, George Bell, zu nennen, zu dem Bonhoeffer sehr enge Beziehungen<br />

unterhalten kann. Bonhoeffer bezieht in dieser Zeit viel Kraft aus seinem intensiven<br />

Nachdenken über "Nachfolge Christi" und die "Bergpredigt". Es macht ihn immun<br />

gegen Vorhaltungen, er sei "unbelehrbar radikal", was Kompromisse gegenüber der<br />

Reichskirche (DEK) angehe. Am Ende des Jahres 1933 gibt es noch eine<br />

Großkundgebung der Deutschen Christen im Berliner Sportpalast (11.11.33). Im<br />

Mittelpunkt steht der Arierparagraph und die so genannte Befreiung vom Alten<br />

Testament, "diesen Viehhändler- und Zuhältergeschichten" - Originalton Sportpalast.<br />

Nach einem enttäuschenden Empfang der Kirchenopposition bei Hitler (25.1.34)<br />

nehmen Pfarrersuspendierungen zu, andererseits auch die Aktivitäten des<br />

Pfarrernotbundes. Es kommt am 7.3.34 zur "Freien Synode Berlin-Brandenburg" und<br />

Neukonstituierung der aufgelösten "westfälischen Synode" unter Karl Koch als<br />

"Bekenntnissynode", zur " Bekenntnisfront" in Ulm (22.4.34), dann zur<br />

gesamtdeutschen Bekenntnissynode in Barmen (29.5.34) unter Karl Koch und zur<br />

"Barmer Erklärung" von der einen bekennenden Kirche. Bonhoeffer war von London<br />

aus an der Vorbereitung beteiligt. Seine alten Forderungen nach Häresie und Schisma<br />

haben sich durchgesetzt. Im Oktober 1934 geht es noch einen Schritt weiter zur<br />

"Dahlemer Bekenntnissynode". Reichsbischof Müller wird wegen Verfassungsbruchs<br />

angeklagt, ausführende Notorgane werden gebildet, um eine legale Kirche in<br />

Deutschland zu sein. Hitler hält sich zurück. Der Dahlemer Beschluss vom 20.1.34 ist<br />

erstaunlich: "Wir fordern die christlichen Gemeinden auf, von der bisherigen<br />

Reichskirchenregierung keine Weisungen entgegenzunehmen und sich von der<br />

Zusammenarbeit mit denen zurückzuziehen, die diesem Kirchenregiment weiterhin<br />

gehorsam sein wollen." Die Bekennend Kirche gab sich eine Vorläufige Leitung (VL)<br />

unter Karl Koch. Es kommt nun vermehrt zu Einzelverboten, Suspendierungen und<br />

auch Verhaftungen durch die Gestapo. Unter den Verhafteten ist seit 1937 auch<br />

Niemöller, der bis 1945 in Haft bleibt. Im Juli 1935 richtet Hitler das<br />

Kirchenministerium unter der Leitung von Hanns Kerrl ein, um die Kirchenpolitik<br />

besser bestimmen zu können.<br />

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