hier - Schlüsselwege deutscher Geschichte
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sind? Wir können uns diese Kohlenstraßen gar nicht betriebsam genug vorstellen.<br />
Karl Schwerter zitiert einen Bericht des Bergamtes Dortmund, wonach die Wittener<br />
Kohlenstraße 1826 "die befahrenste Straße im ganzen preußischen Staate" gewesen<br />
sei. Die Folge sei gewesen, dass sie (um 1840) 20 Wirtshäuser aufgewiesen habe, also<br />
pro Kilometer ein Wirtshaus! Vor allem die Kohlentreiber seien geübte Schnapstrinker<br />
gewesen. Ihr Ruf war nicht der beste. Schauen wir zur Vogelsanger Straße. Es war<br />
nicht anders. Wir registrieren fünf Gasthöfe zu der Zeit: Loh, Steveling,<br />
Schmandbruch (heute Schuster), Delle, Vogelsang, und das auf 4 bis 5 Kilometer. Da<br />
sage jemand, <strong>hier</strong> sei nichts los gewesen. Vielleicht hat ja auch in seinen Anfängen das<br />
"schwarze Gold" einen Hauch von Goldgräberstimmung in unser Gebiet gebracht. Ich<br />
sage das schon einmal, weil später ein mysteriöser Kriminalfall (Mord) zu registrieren<br />
ist, der ein Familienmitglied der Feldhaus als Opfer sieht. Bleiben wir noch einen<br />
Moment bei Johann Caspar Diedrich Feldhaus und werfen einen Blick auf seine<br />
Familie, entdecken wir <strong>hier</strong> doch auch viel Zeittypisches.<br />
Caspar Diedrich hatte mit zwei Frauen zehn Kinder. Mit seiner ersten Frau, Johanna<br />
Elisabeth Becker, die wir schon kennen, hatte er von 1798 bis 1806 sechs Kinder<br />
bekommen, drei Jungen und drei Mädchen. Das erste und das sechste Kind, zwei<br />
Jungen, starben nach wenigen Monaten. Es scheint so gewesen zu sein, dass Johanna<br />
Elisabeth, die Mutter, an den Folgen der sechsten Geburt im Jahre 1807 gestorben ist.<br />
Sie war 36 Jahre alt. Caspar Diedrich verheiratete sich im Jahr 1808 wieder, und zwar<br />
mit Louise Philippine Nase aus Hagen-Holthausen. Ein Junge wurde 1809 geboren,<br />
den sie auch Johann Caspar Diedrich nannten, der aber nach zehn Monaten starb. Bis<br />
1815, ihrem Sterbedatum, schenkte Louise noch zwei Jungen und einem Mädchen das<br />
Leben. auch sie scheint an den Folgen der letzten Geburt im selben Jahr gestorben zu<br />
sein. Sie war 29 Jahre. Die sieben lebenden Kinder blieben in der Nähe und waren alle<br />
verheiratet. Der schon erwähnte Friedrich Peter übernahm 26 jährig im Jahre 1827<br />
den Hof. Die vier Mädchen heirateten zur Oberen Burg (Rüping), nach<br />
Schülinghausen (Hedtmann), zum Schölling (Peddinghaus), nach Voerde (Rosenkranz,<br />
Metzger). Die beiden Söhne heirateten (Uhrmacher und Wirt) zum Loh und auf die<br />
Berkenberg (Bauer). Nach dem Tod seiner Frau Louise (1815) stand der 53 jährige<br />
Caspar Diedrich mit seinen noch minderjährigen Kindern allein. Er blieb aber auch in<br />
seiner Familie der nach vorne blickende und in diesem Falle fürsorgliche<br />
Familienvater. Es ist ein Brief vorhanden, in dem sich der Vater energisch für die<br />
schulischen Belange seines Sohnes Friedrich Peter einsetzte. Friedrich war somit wohl<br />
in der letzten Klasse der Schule in Volmarstein Dorf. Lehrer Holthaus hatte seinen<br />
Sohn, so schreibt Caspar Diedrich in seiner Beschwerde an den Schulvorstand, des<br />
Unterrichts verwiesen, was nun die ganze Empörung des Vaters auslöste. Es ging ihm<br />
nicht darum, das offenbar heftige Gerangel zwischen seinem Sohn und einem<br />
Mitschüler zu bezweifeln bzw. zu beschönigen oder die Androhung der Prügel durch<br />
den Lehrer zu kritisieren. Er bemängelt den Unterrichtsausschluss, der auch die Folge<br />
habe, dass sein Sohn nun nicht mehr die Schule besuchen wolle. Er schreibt: "Dies<br />
kann auf die heutige Bildung deshalben einen sehr schuldig Einfluss haben und ist<br />
umso kränkender für mich, da er (sein Sohn) als Mutter bloß (ohne Mutter) waise<br />
seine Erziehung bloß der Schule nächst mir künftig verdanken wird." Er bittet den<br />
Vorstand, diesen "Unfug" abzuschaffen. Tun sie es nicht, will er den Fall der<br />
"nächsten betreffenden Behörde" vorlegen. Als er zur Schule gegangen sei, "wurden<br />
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