hier - Schlüsselwege deutscher Geschichte
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"Christlich-sozialen Bewegung", wozu Johanna Arndt bemerkt: "Die Wogen der<br />
Sozialpolitik hatten Arndt zeitweilig ein Stück mit sich gerissen, und das bedeutete für<br />
den starken Sanguiniker immer eine Gefahr. Äußerlich erregte er Anstoß damit,<br />
innerlich zermürbten ihn die Folgen."(S. 226) Arndts Lebensleistung (Bethanien,<br />
Rektoratschule, Frauenheim, Vereinsheim, Kinderschule, Verbandsanstalt der<br />
evangelischen Arbeitervereine und orthopädische Anstalten) wird Feldhaus ganz<br />
sicher nicht geschmälert haben. Wir sahen auch ihren gemeinsamen Kampf für den<br />
Eisenbahnanschluss nach Vorhalle (s.o.).<br />
Gustav Adolf Feldhaus wurde respektiert und um Rat und Hilfe gebeten. Dazu passte<br />
seine langaufgeschossene, eher hagere Gestalt(1,90 m). Er galt aber auch als sehr<br />
leutselig und war für Straßenpassanten vor dem Haus immer ansprechbar.<br />
Vorübergehende Schulkinder zog er in spaßige Gespräche. Hiesige Bewohner nannten<br />
ihn denjenigen, der "gleich hinter Bismarck" kam.<br />
Gustav Adolf Feldhaus starb 1919 mit 74 Jahren - an einer Zeitenwende. Das 19.<br />
Jahrhundert war endgültig vorbei, es hatte in nationalstaatlicher Tendenz einen<br />
ungeheuren Umbruch in Wirtschaft und Gesellschaft gebracht, von den politischen<br />
Veränderungen ganz zu schweigen. Die erste große Welle von Handel und<br />
industrieller Entwicklung (Kohle, Eisen, Stahl) hatte ihren Höhepunkt erreicht, was<br />
wir im Mikrokosmos unserer Grundschöttler Verhältnisse im Zusammenhang mit dem<br />
Stevelinger Hof durchaus nachvollziehen konnten.<br />
Auf Steveling kehrte man zur intensiven Landwirtschaft zurück, indem der Landwirt<br />
Heinrich Feldhaus vom Twitting (Westerbauer) Gustav Adolfs einzige Tochter Julie<br />
(einziges Kind) heiratete und Bauer auf Steveling wurde. Er konnte von Glück sagen,<br />
denn offensichtlich war sie in jeder Hinsicht eine gute Partie und wurde z:T.<br />
dramatisch umworben, was vorhandene Briefe offenbaren. Heinrich, der schon 1903<br />
die Landwirtschaft übernahm, setzte sich auf Steveling ein nützliches Denkmal, indem<br />
er die mächtige Backsteinscheune baute, die das Hofbild bestimmt. Hier kann man<br />
einen bezeichnenden Unterschied zwischen ihm und seinem Schwiegervater Gustav<br />
Adolf sehen. Dieser, in seiner Skepsis, was die Landwirtschaft dieser Gegend<br />
zukünftig betraf, hatte es trotz finanzieller Möglichkeit (s.o.!) nur zum Neubau eines<br />
praktischen, aber sehr einfachen Kuhstalls gebracht, nicht aus Bruchstein oder<br />
Backstein, sondern aus Tannenholz gebaut. Der über- übernächste Feldhaus-<br />
Nachfolger konnte sich noch darüber ärgern! Heinrich war Landwirt, Jäger und Reiter.<br />
Seine Frau Julie hatte als Mädchen die Rektoratschule Franz Arndts in Volmarstein<br />
besucht und wollte, auch da hatten sich die Möglichkeiten geändert, dass ihr einziger<br />
Sohn Gustav Adolf (der Jüngere) geb. 1907 die beste schulische Ausbildung haben<br />
sollte. Er machte an der Oberrealschule in Haspe sein Abitur und studierte<br />
Landwirtschaft mit Diplomabschluss. Nur wenige Volmarsteiner Schüler zogen mit<br />
ihm nach Haspe (zu Fuß oder mit dem Fahrrad), u.a. Heinz Fischer (Sohn des<br />
Amtmannes Fischer), Heinrich Schackmann vom Schölling (der spätere a.o. Professor<br />
und Direktor der Duisburger Kupferhütte) und Karl Kipper von Wuppers an der Brille.<br />
Gustav Adolf (d.J.) hatte sich zunächst den Vetter seines Vaters, den Wilm Golte vom<br />
Goltenhof in Bommern, zum Vorbild genommen. Man hatte einen engen Kontakt nach<br />
Bommern. Bei Besuch auf Steveling machte Golte den Weg hin und zurück zu Fuß! Er<br />
war Provinzialgeschäftsführer des Westfälischen Bauernvereins in Münster. Gustav<br />
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