hier - Schlüsselwege deutscher Geschichte
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Friedrich dem Großen engagierte Fürsten zu haben, die territorial, kulturell und<br />
machtpolitisch einen Grund legen konnten. Ein besonderer Fixpunkt unter diesen war<br />
natürlich Friedrich der Große, der – viel bewundert – seinen Staat unter die Großen<br />
Europas einreihen konnte. Der 7jährige Krieg brachte es an den Tag: Von Frankreich<br />
scheel angesehener östlicher Nachbar in Deutschland war nicht mehr Oesterreich,<br />
sondern eben das Preußen Friedrichs des Großen. Seine erfolgreiche Politik der<br />
kühnen Staatsräson hatte den revolutionären Wechsel der üblichen Koalitionen herbei<br />
geführt. Frankreich koalierte mit Oesterreich gegen Preußen!<br />
Bevor nun unser zweiter kaiserlicher Paladin ans Werk gehen konnte, ging das<br />
morsche Reich durch Napoleon in Trümmer. Kaiser Franz II. legte 1806 die<br />
Reichskrone nieder und fungierte nur noch als Kaiser von Oesterreich. Deutschland<br />
war kein politischer Begriff mehr, sondern nur noch ein kultureller. Politisch gab es<br />
nur noch die Einzelstaaten, die bei der Flurbereinigung durch Napoleon<br />
(Reichsdeputationshauptschluss 1803) die Säkularisierung und die Mediatisierung<br />
überstanden hatten. Bekanntlich ging daraus 1815 auf dem Wiener Kongress der<br />
Deutsche Bund hervor, der vertraglich als ein lockerer Staatenbund von 39<br />
Einzelstaaten mit einem Bundestag organisiert war. Dieser war aber kein Parlament,<br />
sondern eine Delegiertenversammlung der Staaten .Von der alten oesterreichischen<br />
Kaiserfunktion war nur der Vorsitz in dieser Versammlung übrig geblieben. Preußen<br />
hatte sich erst nach langem Zögern und katastrophaler Niederlage bei Jena und<br />
Auerstädt 1806 zu <strong>deutscher</strong> Bedeutung aufgeschwungen, als Patriotismus und<br />
Reformbewegung (Stein, Hardenberg, Scharnhorst, Gneisenau u.a.) die<br />
„Freiheitskriege“ 1813/ 15 mitverantwortlich organisierten. Preußen hatte sich mit den<br />
Provinzen Rheinland und Westfalen (Wiener Kongress) noch fester im industriell<br />
entwickelten Westen festgesetzt. Der Liberalismus des zunehmenden deutschen<br />
Bürgertums hatte seit den Freiheitskriegen sein Thema: Einheit und Freiheit. Das hieß,<br />
endlich den Nationalstaat zu schaffen und die parlamentarischen Errungenschaften<br />
Westeuropas umzusetzen. Dieses nationale Problem lastete auf dem Deutschen Bund.<br />
Es war die Hinterlassenschaft des alten Reiches. Es war das alte Unvermögen, das<br />
Machtvakuun mit <strong>deutscher</strong> Kompetenz anzufüllen, um den 30jährigen Krieg zu<br />
stoppen. Ein Bestreben, das wir zumindest als Überlegung weitsichtiger Männer, zu<br />
denen wir gerade Wallenstein zählen wollten, weiter oben schon identifizierten. Dieses<br />
territoriale Problem hatten andere europäische Nationen, Italien nicht, längst gelöst.<br />
Der mythische Ruhm des deutschen Mittelalters, der Kaiser-und-Reich-Gedanke hatte<br />
wohl eine Emanzipierung blockiert, stattdessen zum Partikularismus beigetragen.<br />
Unser langer Weg durch die <strong>Geschichte</strong> ist spürbar dem Ende näher gekommen. Die<br />
Rolle des zweiten so bezeichneten „kaiserlichen Paladins“ wird greifbar. Bismarck<br />
findet den Weg vom knallharten Unterstützer des preußischen Königtums<br />
(Verfassungskrise 1862 , Berufung Bismarcks) zum Reichsgründer von 1867/1871.<br />
Mit dieser nationalen Lösung (kleindeutsch) hat er die Rechtsliberalen mit ihrer<br />
Formel Einheit und Freiheit (in der Reihenfolge) auf seiner Seite. Die Reichsgründung<br />
geschieht „von oben“ auf der Basis der konstitutionellen Monarchie, mit drei<br />
(begrenzten) Kriegen teuer erkauft.<br />
Bei einer Schlussbetrachtung können uns die eingangs genannten Jahrestage helfen.<br />
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