hier - Schlüsselwege deutscher Geschichte
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S.190). Oppidum war eigentlich die Bezeichnung für eine befestigte Stadt.<br />
Interessantes Licht auf unsere heimischen Höfe wirft ein Freiheitsbrief von 1342,<br />
wenn auch in seiner Echtheit umstritten. Allerdings sind die Burgherren längst die<br />
ehrgeizigen Nachbarn, die Grafen von der Mark, geworden, die 1288 und endgültig<br />
1324 die Volmarsteiner Burg eroberten. Sie hatten schon 1288 (nach der Schlacht von<br />
Worringen) die feudale Oberherrschaft des Kölner Erzbischofs abgestreift, um den<br />
begehrten Status als wirkliche Landesherren (dominus terrae) anzustreben. Der o.g.<br />
Freiheitsbrief fällt in die Zeit der Bedeutungsumkehrung der beiden Burgen<br />
Volmarstein und Wetter. Schon 1324 war Wetter Amtssitz eines märkischen Drosten<br />
und Mittelpunkt eines Gerichtsbezirkes. Der Brief bestätigt den Bewohnern der<br />
Freiheit Volmarstein die alten Rechte u.a. auch das Huderecht in der Hülsberger Mark.<br />
Zu dieser Hülsberger Mark gehörte auch der südliche Teil (ab Loh) der Grundschöttler<br />
Bauernschaft, somit der Hof Steveling. Die Mark war das um den waldfreien Hof<br />
(Gehegede) gelegene gemeinsame Waldgebiet, das ein Bauer für sich und sein Vieh<br />
(Holz, Gras, Eicheln, Bucheckern) nutzen konnte. Die Nutzung war streng geregelt<br />
und kontrolliert (Markordnung, Hudebezirke) durch die Markgenossenschaft. Man<br />
kann sich vorstellen, dass die Benutzung der Mark viel Streit verursachte, wie wir<br />
noch sehen werden.<br />
Die Bedeutung unseres Volmarsteiner Raumes sank nach 1324 beträchtlich, Taten<br />
sich die märkischen Grafen doch hervor, eifrig Städte zu gründen und zu fördern (wie<br />
Hamm, Unna, Lünen, Schwerte, Iserlohn, Lüdenscheid, Bochum, Hattingen), Handel<br />
und die typische Eisenverarbeitung zu pflegen. Hinzu kam noch, dass die aktiven und<br />
streitbaren Grafen von der Mark ihren Regierungssitz von Altena bzw. Hamm nach<br />
Kleve verlegten. Graf Adolf, jüngerer Bruder des besonders tüchtigen, aber<br />
kinderlosen Engelbert III., der übrigens pestkrank 1391 in der Burg Wetter verstarb,<br />
hatte erfolgreich - und das als gewesener Bischof von Münster und Erzbischof von<br />
Köln - ins klevische Grafengeschlecht eingeheiratet. Graf Adolf regierte in Kleve ab<br />
1391 auch die Grafschaft Mark. Er wurde noch dazu 1417 durch den Kaiser zum<br />
Herzog von Kleve erhöht.<br />
Volmarstein bezog inzwischen eine gewisse Attraktivität aus nostalgischen<br />
Gegebenheiten. Das kostbare Wasser "hilges Püttgen" (gegenüber dem Bahnhof), in<br />
dem angeblich schon die heidnischen Sachsen getauft worden waren (s.o.), wurde für<br />
fähig zur Heilung aller möglichen Gebrechen gehalten. Die Krücken der Geheilten, die<br />
nun nicht mehr gebraucht wurden, sollen die Kirche gefüllt haben. Eine Hostie mit<br />
einem Blutwunder soll die Wallfahrer angezogen haben. Das Femegericht, ein Relikt<br />
aus karolingischer Zeit, zog Recht Suchende aus dem ganzen Reich an.<br />
Unsere Bauern oberhalb der nun verfallenden Burg (bis ca. 1400 genutzt) werden<br />
wohl für Proviant gesorgt haben. Zum ersten Mal tauchen sie namentlich 1486 im<br />
Schatzbuch der Grafschaft Mark aus dem Dunkel der <strong>Geschichte</strong> auf, einem<br />
Finanzverzeichnis zur Erfassung von Steuerzahlern. Da steht, dass Ermgart to<br />
Stevenynck sechs Gulden Steuer an den Landesherrn in Kleve zahlte, der diese<br />
offenbar auch dringend benötigte. Der Herr ist Johann II., der "Barmherzige", der sich<br />
offensichtlich auch der Frauen erbarmte, hinterließ er doch, wie es heißt, 63<br />
"illegitime" Kinder. Die märkisch klevischen Herren sind nicht mehr das, was sie mal<br />
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