hier - Schlüsselwege deutscher Geschichte
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Universalität in Rom, ihre Legitimation ist „realistischer“ geworden. Heiratspolitik ist<br />
angesagt, um die Erblande als „Hausmacht“ gegen die Reichsstände auszuspielen.<br />
Eine gewisse Chance erhält das Verhältnis zwischen Kaiser und Reich durch die auf<br />
beiden Seiten wachsende Erkenntnis, dass Reichsreformen wohl her müssen, um in der<br />
deutschen Mitte Europas ein Machtvakuum zwischen Frankreich im Westen und der<br />
türkischen Gefahr im Südosten zu vermeiden. „Reichsreförmchen“ kamen ab 1500<br />
heraus, welche die Reichsjustiz zur Unterstützung des „Landfriedens“ gegen die<br />
Fehden (Reichskammergericht) und die Schlagkräftigkeit des Reiches (Reichsregiment,<br />
Reichskreise) bedienen sollten. Ganz und gar erschwerend kam dann die<br />
Sache der Reformation hinzu, die die Neigung zu katholischen bzw. evangelischen<br />
Bündnissen der Reichsstände schuf. Voll zur Geltung kam diese Situation, als Karl V.<br />
als katholischer Kaiser meinte, endlich Zeit und Gelegenheit zu haben, das ungelöste<br />
Problem der Reformation zu lösen. Man kann sich fast an fünf Fingern abzählen, wie<br />
das ablaufen bzw. am Ende doch scheitern könnte. Die Spaltung und Bündnisbildung<br />
der Reichsstände in katholisch und evangelisch würde dem Kaiser Vorteile bringen,<br />
die er kriegerisch umsetzen könnte. Das würde seine Macht gegenüber den<br />
Reichsständen überhaupt erheblich stärken. Reaktion könnte sein, dass sich<br />
katholische und evangelische Reichsstände in diesem Punkt zusammenfänden und<br />
dem Kaiser Grenzen zeigten. Nicht anders lief es ab 1546, als Kaiser Karl V. gegen<br />
den evangelischen Schmalkaldischen Bund erfolgreich war, diese Machtstellung ihm<br />
aber durch die gesammelte Kraft der Reichsstände wieder genommen wurde. Ein<br />
gewisser Reichsstand, Herzog Moritz von Sachsen, zeigte <strong>hier</strong> an Flexibilität, was<br />
möglich war, und errang nach schamlosen Frontwechseln und auswärtigen Bündnissen<br />
(Frankreich) die Kurfürstenwürde. Einschneidendes Ergebnis war, dass sich Kaiser<br />
Karl V. deprimiert zurückzog, sein Bruder Ferdinand <strong>deutscher</strong> König und sein Sohn<br />
Philipp König von Spanien und den Niederlanden wurde. Letztere waren noch<br />
deutsches Reichsland. Beim Augsburger Reichstag 1555 kam es zu der bekannten<br />
Einigung zwischen Katholischen und Lutheranern auf der Basis von „cuius regio, eius<br />
religio“. Man entschied, wie man es damals empfand, dass die Obrigkeit über die<br />
Bekenntniszugehörigkeit der Landeskinder bestimmte. Es war eine Einigung aus<br />
Erschöpfung. Die brisante Frage, was mit den evangelisch gewordenen Gütern,<br />
Klöstern, Bistümern sein würde, wurde nur halb beantwortet. Wer sein Bistum<br />
behalten wollte, musste katholisch bleiben („Geistlicher Vorbehalt“). Der Kölner Streit<br />
von 1585 eben darum musste kriegerisch gelöst werden. Zu Anfang des 17.<br />
Jahrhunderts häuften sich die Streitfälle und es ist nicht mehr sehr weit zum<br />
böhmischen Krieg, dessen Verhängnis es war, dass er den 30jährigen Krieg eröffnete.<br />
Verblüffend zu sehen, wie prinzipiell ähnlich er zu dem ablief, was zwischen 1546 und<br />
1555 passierte. Als wenn die <strong>Geschichte</strong> den Menschen einen Spiegel vorhalten<br />
wollte. Begriffen haben die Verantwortlichen nichts. Oder war da doch einer, der<br />
vielleicht eine Ahnung hatte?<br />
Damit wären wir bei unserem kaiserlichen Paladin, Albrecht von Wallenstein oder<br />
Waldstein, aus dem Ostböhmischen. Mit Wallenstein tritt uns eine der schillerndsten<br />
Figuren der deutschen <strong>Geschichte</strong> entgegen. Es ist zu sagen „der deutschen<br />
<strong>Geschichte</strong>“, lässt er doch das Tschechische seiner Abstammung zurücktreten.<br />
Böhmen war seit 1526 habsburgisches Erbland, die böhmischen Könige waren seit<br />
langem auf den kaiserlichen Lehnsherrn bezogen und waren Kurfürsten. Die<br />
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