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hier - Schlüsselwege deutscher Geschichte

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dann auch der Zeitpunkt war für die Aktivitäten des bayerischen Kurfürsten Karl<br />

Albrecht, die Kaiserwürde mit Hilfe Frankreichs anzustreben. Eine interessante Frage<br />

ist auch, wie Johann Henrich Soldat wurde. Für die Erfassung und Aushebung von<br />

Soldaten gab es offiziell schon seit 1733 (Friedrich Wilhelm I.) die so genannte<br />

Kantonsverfassung. Preußen war in Kantone für eine jeweilige Regimentsaufstellung<br />

eingeteilt. Das bedeutete, dass die Söhne bei der Geburt registriert wurden und i.d.R.<br />

nach dem 20. Lebensjahr zur Aushebung zu Verfügung standen. Ausnahmen waren:<br />

Söhne von Edelleuten (andere militärische Laufbahn), von Pfarrern und Beamten<br />

sowie Theologiestudenten und erste Söhne. Wie weit es daneben noch das wilde<br />

Werbe-System gab, bleibt im Dunklen. Ist es etwa Johann Henrich so gegangen wie<br />

1724 seinem märkischen Landsmann Johann Matthias Funcke, wie Frau Liselotte<br />

Funcke in ihrem "Familienalbum "(Hagen 2002) erzählt? Dieser wurde von Werbern<br />

aufgegriffen und trotz vieler Eingaben bis 1730 in Potsdam bei den „Langen Kerls“<br />

festgehalten.<br />

Kommen wir zur Stevelinger Genealogie zurück. Von Geschwistern Johann Henrichs<br />

ist nirgendwo die Rede. Welcher verwandtschaftliche Grad also zum Hochzeitspaar<br />

auf Steveling 1759, Johann Jürgen Becker und Julia Margaretha Brenne, bestand,<br />

bleibt unklar. Es sei denn, wir nehmen an, dass die Julia Margaretha doch eine<br />

Schwester des verstorbenen Johann Henrich ist, die ja genau genommen von ihrem<br />

Vater Conradt mit Familiennamen Brenden heißen müsste. Dass da eine Komplikation<br />

mit Brenden und Brenne in der Überlieferung vorliegt, ist immerhin möglich. Es gibt<br />

eine Angabe, dass diese Julia Margaretha 1724- 1798 gelebt hat. Sie hätte demnach 35<br />

jährig den 29 jährigen Johann Jürgen Becker geheiratet. Der Stevelinger Akteur von<br />

1761 (Zerstörung des Stevelinger Gartens s.o.) und von 1773/75 (Hude-Streit/<br />

Markenteilung) dürfte demnach dieser junge Domänenpächter Johann Jürgen Becker<br />

genannt Steveling (1730 bis 1798) gewesen sein. Es muss eine beachtliche<br />

Hochzeitsfeier gewesen sein, erwähnt doch die Hochzeitsgebeliste vom 13.11.1759<br />

73 Geber mit insgesamt 62 Talern und 45 Silbergroschen und 6 Pfennigen. Das dürfte<br />

einem heutigen Wert von bis zu 6000 Euro entsprechen (Umrechnung s.u.). Am<br />

Anfang solcher Listen stehen gewöhnlich die Eltern des Brautpaares als möglichst<br />

großzügige Geber. Hier ist nur die "Bräutigam Mutter und Sohn" verzeichnet. Gemeint<br />

sind damit Johann Jürgens Mutter und Bruder aus Herbede. Die Eltern der Julia<br />

Margaretha gibt es offenbar nicht mehr. Mindestens drei Geber aus Herbede sind<br />

aufgeführt: Friedrich Brinkmann zu Herbede, Goßmann zu Herbede und Blankennagel<br />

zu Herbede. Im Übrigen zeigt die Gebeliste viele Namen aus der unmittelbaren<br />

Nachbarschaft (Loh, Schölling, Lumbeck, Grundschöttel), aber auch darüber hinaus<br />

aus Wengern (Potthof) oder Vorhalle (Niederste Hülsberg, Ähringhausen,<br />

Oestermann). Erwähnenswert für diesen Johann Jürgen Becker genannt Steveling ist<br />

noch, dass er sich 1777 in offensichtlich beträchtliche Arbeiten am Hause gestürzt hat.<br />

Eine Rechnung von F.D. Diergarten aus Wetter liegt vor: "...vor Jürgen Becker zu<br />

Steveling nach Wochen und Tagen gearbeitet an seinem Bauernhause." Diergarten ist<br />

von Juli bis Dezember 1777 beschäftigt und kommt bei 140 Tagen auf 21 Taler (ca.<br />

2000 Euro). Man wüsste gerne, was da am Hause gearbeitet worden ist. Interessant ist<br />

bei dieser Rechnung auch, dass auf ihr der so genannte Konventionstaler benannt ist.<br />

Das soll uns Gelegenheit geben, in einem Exkurs kurz auf die Vergleichbarkeit von<br />

Geld- und Flächenangaben einzugehen, um mindestens die Größenordnung der<br />

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