Untitled - lorch + seidel contemporary
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24.05.2012<br />
www.tagesspiegel.de<br />
PRESSESPIEGEL 2012<br />
MESSE, GALERIE, BESENKAMMER. EINE DISKUSSION ÜBER DEN KUNSTSTANDORT BERLIN DE<br />
Der Tagesspiegel / Christiane Meixner online<br />
Messe, Galerie, Besenkammer. Eine Diskussion über den Kunststandort<br />
Berlin<br />
Ein Staatssekretär ist in der Realität angekommen. „Berlin braucht keine<br />
Kunstmesse mehr“, erklärt André Schmitz beim Verein Berliner Kaufleute<br />
und Industrieller (VBKI). Der hat zur Podiumsdiskussion unter dem Titel<br />
„Kunstmarkt Berlin – keine Chance auf die erste Liga?“ in die Fasanenstraße<br />
eingeladen.<br />
Das klingt provokant und birgt mehr Sprengstoff, als es die Teilnehmer<br />
anfangs ahnen lassen. Neben Schmitz sitzen da der Sammler Christian Boros,<br />
der Galerist Martin Klosterfelde, Jutta Nixdorf vom Auktionshaus Christie’s und<br />
Marek Claaßen von der Internet-Plattform Artfacts. Und Peter Raue moderiert.<br />
Als das im Herbst abgesetzte Art Forum zur Sprache kommt, ist die schmerzhafte<br />
Frage wieder da: Weshalb gelingt Berlin eigentlich keine umsatzstarke<br />
Kunstmesse?<br />
Als Beispiel nennt der Werbemann den Immobilien-Leerstand: „Laden Sie<br />
internationale Galerien ein. Aber nicht in die Besenkammern einer Messe,<br />
sondern an interessante Orte!“ Statt einer erwarteten Wiederauflage des Art<br />
Forums präsentiert Schmitz als rettende Idee die Berlin Art Week, um den<br />
schwächelnden Herbsttermin wieder zu stärken. Schließlich hat es lange<br />
gebraucht, um die zweite Herbstwoche im Terminkalender der Sammler,<br />
Kuratoren und Künstler zu verankern. Statt des Art Forums wird es die private<br />
Verkaufsausstellung abc (art berlin <strong>contemporary</strong>) und die Preview geben.<br />
Letztere fand stets zeitgleich zum Art Forum statt, als „Satellitenmesse“. Außerdem<br />
erhalten die Berlinische Galerie, die Kunst-Werke und die Nationalgalerie<br />
noch in diesem Jahr 500 000 Euro und 2013 sogar das Doppelte, damit<br />
sie parallel zur Messe mit Ausstellungen glänzen können.<br />
Vor nicht einmal drei Monaten klang das noch anders. Ende Februar hatte der<br />
Verband der Berliner Galerien die Ergebnisse einer Umfrage vorgelegt, nach<br />
der zahlreiche Berliner Kunsthändler für eine Wiedererweckung des Art Forums<br />
plädierten. Schmitz versprach damals, nach einem Macher Ausschau zu<br />
halten. In der vergangenen Woche wurde offensichtlich klar, dass sich mit den<br />
verfügbaren Finanzen kein attraktives Art Forum stemmen lässt. Mit der Berlin<br />
Art Week kommt nun die kleine Lösung, nachdem sich Klaus Wowereit als<br />
Kultursenator und Regierender in Personalunion schon einmal mit einer neuen<br />
Kunsthalle verhoben hatte.<br />
Diesmal folgt die Kulturverwaltung der Szene, die mehr Geld für die ansässigen<br />
Institutionen fordert und eine Stärkung jener Messe wünscht, die nach dem Art<br />
Forum den besten Ruf genoss. Und doch hält sich das Gerücht, dass eine internationale<br />
Messegesellschaft ante portas stehe mit Plänen für eine neue Messe<br />
ab 2013. Das dürfte bittersüß für Berlin sein, denn in manchen Situationen<br />
muss sich die Stadt offenbar weiter auf Hilfe von außen verlassen.