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Der Besuchsdienst - Haus kirchlicher Dienste

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Anke Kolster<br />

„Ic h D a n K e D I r,<br />

D a s s I c h w u n D e r b a r g e m a c h t b I n“<br />

- be s u c h e n m I t le I b u n D se e l e<br />

Als ich angefragt wurde, ein Tanzseminar für<br />

<strong>Besuchsdienst</strong>mitarbeitende zu leiten, war ich<br />

irritiert: entgegen meiner Überzeugung, dass<br />

Tanzen einfach immer gut tut, fragte ich mich,<br />

was „die“ denn damit anfangen sollten bzw.<br />

wohl von mir erwarten würden. In der Annahme,<br />

dass es wohl darum ginge, sozusagen als<br />

Dankeschön für die regelmäßige Arbeit mal an<br />

was ganz Anderem teilnehmen zu können, bereitete<br />

ich den für mich gewohnten Ablauf eines<br />

Kirchentanzseminars zum Thema Psalmen vor.<br />

Die Frage, auf welche Erwartungen meine Angebote<br />

stoßen würden, blieb verunsichernd.<br />

Es wurde ein sehr aufregendes, erfüllendes<br />

Seminar. Beiderseitige Erwartungen wurden<br />

zum Glück größtenteils nicht erfüllt. Die TN<br />

und ich wurden gleichermaßen überrascht<br />

vom Mitgebrachten und Angebotenen, von<br />

der Tiefe und Weite des bereits Vorhandenen,<br />

der Sprache unserer Körper, der Sprache der<br />

Psalmen und dem in beiden liegenden Schatz<br />

der Erfahrungen.<br />

Da ich vermute, dass die meisten der diesen<br />

Artikel lesenden <strong>Besuchsdienst</strong>mitarbeitenden<br />

noch eher weniger Erfahrungen mit Kirchentanz<br />

haben, möchte ich ihn kurz vorstellen. (Die<br />

Teilnehmerinnen des zu beschreibenden Seminars<br />

hatten zum großen Teil noch nicht einmal,<br />

bemerkt, dass sie sich zu einem Tanzseminar<br />

angemeldet hatten!)<br />

Wir sind geschaffen mit Seele und Leib. Kirchentanz<br />

ist eine Form der Pflege, des Feierns<br />

und des Genießens unserer Geschöpflichkeit.<br />

Und Gott offenbarte sich uns in einem menschlichen<br />

Körper. Gott kommunizierte mit Haut und<br />

Knochen, Jesus legte Hand an, berührte, und<br />

er drückte sich aus in Bildern und Gleichnissen,<br />

in symbolischer Sprache. Die direkteste<br />

symbolische Ausdrucksweise, die Menschen<br />

besitzen, ist die Körpersprache. Tanz ist also<br />

eine Möglichkeit, das lebendige Wort „Fleisch“<br />

werden zu lassen. Wir können in Körpersprache<br />

Evangelium hören und weitererzählen, Eindruck<br />

gewinnen und Ausdruck geben von dem, was<br />

uns bewegt und was uns bewegen soll. Und<br />

Ein Kirchentanzseminar<br />

Kirchentanz ist ein Raum, in dem der Geist/die<br />

Geistin wehen kann, Gottes- und Menschenbegegnung<br />

kann passieren. In diesem trinitarischen<br />

Sinne meine ich von der Sakramentalität<br />

des Tanzes sprechen zu können.<br />

Wie die Musik kann der Tanz im kirchlichen<br />

Kontext in den verschiedensten Bereichen in<br />

unterschiedlichen Formen und Stilen ausgeübt<br />

werden. Hier nur einige Begriffe: Liturgische Gebärden,<br />

Liedtänze, Kirchentanzchor, getanzte<br />

Predigt, Bibelarbeit getanzt, Kirchentanzkunst,<br />

Tanztherapie in der Seelsorge, Tanzmeditation,<br />

Gemeinde-Disco, … .<br />

Ich werde nicht den gesamten Seminarablauf<br />

beschreiben, sondern nur auf die Sequenzen<br />

eingehen, in denen das passierte, wovon dieses<br />

Arbeitsheft handelt: der Einbruch des Alltäglichen<br />

in das Göttliche und umgekehrt.<br />

Das Thema „Psalmen“ wählten wir aus, weil es<br />

alle Grundformen menschlicher Befindlichkeit<br />

beinhaltet, und diese thematische Weite auch<br />

ermöglicht, verschiedenste tänzerische Zugänge<br />

„auszuprobieren“.<br />

Tanzen in Worte zu fassen ist eigentlich unmöglich<br />

- sonst bräuchte man ja auch nicht zu<br />

tanzen. Ohne Beschreibung der Tanzphasen<br />

sind die sich anschließenden allgemeineren<br />

Aussagen jedoch schwer nachzuvollziehen.<br />

Versuchen Sie, beim Lesen innerlich mit zu<br />

tanzen …<br />

Eine Vorstellung gewinnen<br />

Es liegt eine größere Anzahl von Psalmworten<br />

aus. Die TN werden gebeten, eines auszusuchen,<br />

was sie gerade besonders anspricht und<br />

mit welchem sie sich vorstellen wollen.<br />

Zu den Versen soll nun eine Bewegung gefunden<br />

werden. Ich rege dazu an, die Bewegung zu<br />

einem ersten Tanz werden zu lassen (Einbezug<br />

aller Körperteile, Entscheidung bezüglich Dynamik<br />

und Rhythmus, Entscheidung bezüglich<br />

des Raumweges). Nun geschieht eine Vorstellungsrunde<br />

im wahrsten Sinne des Wortes:<br />

Die anderen TN gewinnen eine Vorstellung<br />

dessen, was die einzelne TN bewegt, indem<br />

alle erst schauen und dann mit vollziehen. Es<br />

Anke Kolster<br />

pr a x I s<br />

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