Der Besuchsdienst - Haus kirchlicher Dienste
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Wenn profanes Essen und heiliges<br />
Mahl sich vermischen<br />
Eine Weggeschichte<br />
Eine Weggeschichte, vielen Menschen bekannt<br />
und vertraut. Das mag daran liegen, dass sich<br />
Menschen in ihr wiederfinden, mit ihren Gedanken,<br />
Gefühlen und Erlebnissen. Zudem ist<br />
sie eine Geschichte, die davon handelt, das<br />
etwas weggebrochen ist und darum erst einmal<br />
wieder gefunden werden muss, wieder entdeckt<br />
und wiedererkannt werden muss. Das kennen<br />
viele. Etwas Altes, was verloren ist, wird wiedergefunden<br />
und wird zu etwas ganz Neuem.<br />
Es erstrahlt in einem neuen Licht und erhellt die<br />
Lebenssituation. Dazu ist es wohl nötig einen<br />
Weg zu gehen.<br />
<strong>Der</strong> Text beschreibt diesen Weg und findet<br />
darin seine Struktur: Dem Weggang der beiden<br />
Jünger (13f), dem Dazukommen Jesu (15)<br />
und ihrem Nichterkennen (16) entsprechen in<br />
umgekehrter Reihenfolge, das Erkennen (31a),<br />
das Verschwinden Jesu (31b) und die Rückkehr<br />
nach Jerusalem (33-35). 1 Dazwischen liegen<br />
der gemeinsame Weg des Erzählens und der<br />
Auslegung und vor allem das Abendessen.<br />
Die Jünger gehen weg aus Jerusalem, weil<br />
sie Abstand brauchen. Ihr Weltbild ist zusammengebrochen.<br />
Nach der Kreuzigung sind<br />
Glaube und Leben, Hoffnung und Wirklichkeit<br />
auseinandergebrochen. Diese Geschichte folgt<br />
der Verkündigung am leeren Grab, dass Jesus<br />
auferstanden ist. Das sind für die beiden Jünger<br />
nur leere, leblose Worte. Das ist zu spüren, so<br />
wie sie davon berichten. Jesus ist mit seinem<br />
Tod zu einer „historischen“ Person geworden,<br />
ganz und gar den Gesetzmäßigkeiten der „Welt“<br />
unterworfen. Daher sind sie auch ganz in ihrer<br />
Trauer, Verzweiflung und Wut verhaftet und<br />
können den Auferstandenen nicht erkennen,<br />
sondern nur als Fremden sehen.<br />
Aber er ist es, der ihnen auf dem Weg Raum<br />
schafft, genau davon zu erzählen. Es ist gut,<br />
wenn einer gehen kann, um zu erzählen, was<br />
einen bewegt. Die Auslegung, die Deutung<br />
dieses Abschnittes ihrer Lebensgeschichte aus<br />
der Schrift durch den Auferstandenen bleibt<br />
ihnen „fremd“ wie der „Fremde“. Auch diese<br />
Worte bleiben – noch – leer und leblos. Die<br />
1 Eduard Schweitzer, NTD Bd. 3, Das Evangelium nach<br />
Lukas, S. 245<br />
Gert Stührmann<br />
br a n n t e n I c h t u n s e r he r z<br />
Erläuterungen zu Lukas 24, 13 - 35<br />
Nähe, die der Fremde schafft durch Begleitung,<br />
Zuhören, Eingehen durch Deutung – in allem<br />
durch Beziehung - veranlasst die beiden Jünger<br />
ihn zu bitten, zu bleiben. Es ist gut, nicht<br />
allein zu bleiben, wenn man sich einsam und<br />
verlassen fühlt.<br />
Im Zusammensein ereignet sich das Wiedererkennen,<br />
wird das Verlorene wiedergefunden,<br />
verbinden sich Glauben und Leben, Hoffnung<br />
und Wirklichkeit wieder. Bezeichnender Weise<br />
auf sinnliche Weise. Es ist das Mahl, das dazu<br />
führt, und es ist nicht deutlich, was es denn<br />
nun ist: Abendessen oder Abendmahl. So wie<br />
sich in Jesus Gottes Geschichte mit uns Menschen<br />
nahezu bis zur Unkenntlichkeit mit den<br />
Lebensgeschichten von uns Menschen vermischt,<br />
so sind hier Abendessen und Abendmahl<br />
miteinander vermischt, haben Glauben und<br />
Leben, Hoffnung und Realität wieder zueinander<br />
gefunden. Auf dem Weg finden die Jünger<br />
einen Spielraum, in dem ihre Lebenssituation,<br />
der begleitende Auferstandene als „Fremder“<br />
und die Schrift und ihre Auslegung miteinander<br />
ins „Spiel“ kommen. Es endet damit, dass im<br />
gemeinsamen Essen der „alte“ Glaube und die<br />
„alte“ Hoffnung von den beiden Jüngern „neu“<br />
gefunden und „neu“ erfunden werden kann. Es<br />
verwundert nicht, dass der „Fremde“ dann vor<br />
ihren Augen verschwand, als er wiedererkannt<br />
war, er war nicht mehr nötig, bzw. war auf andere<br />
Weise gegenwärtig. Erst da geht ihnen auf,<br />
dass sie schon auf dem Weg gespürt haben,<br />
dass sich eine Veränderung ereignet: „Brannte<br />
nicht unser Herz in uns?“<br />
Folgerichtig kehren die beiden Jünger nach<br />
Jerusalem zurück, denn Abstand war nicht<br />
mehr nötig, sondern neue Nähe war gewachsen.<br />
Das muss weiter erzählt werden. Was sie<br />
dort von den Jüngern erfahren, dass sich bei<br />
Petrus etwas Vergleichbares und auf andere<br />
Art und Weise ereignet hat, verwundert nicht.<br />
Denn erzählt werden kann nur das, was einer<br />
selbst erfahren hat und das ist individuell ganz<br />
verschieden. Dass jemand erzählt, motiviert<br />
andere, ähnliche und doch ganz individuelle<br />
Erfahrungen zu machen. Die Geschichte geht<br />
also weiter, der Weg setzt sich fort. Davon leben<br />
die Geschichten Gottes mit uns Menschen und<br />
halten sie lebendig.<br />
ar b e I t s h I l f e n<br />
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